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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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Vielleicht sei es auch möglich, wenn es seine kostbare Zeit erlaube, ein paar grundsätzliche Fragen zum rechtlichen Teil zu erörtern, der ja, wie er gehört habe, doch einen wesentlichen Teil des Werkes ausmachen würde. Sprenger hatte ihm höflich geantwortet, ihm sei zwar zu Ohren gekommen, dass einer seiner Ordensbrüder an einem Buch über das Hexenwesen arbeite, er selber aber das Werk nicht kenne. Darauf war der Mann ärgerlich geworden und hatte gemeint, er könne es ihm auch direkt sagen, wenn er keine Zeit oder Lust habe, ihn einen Blick in das Buch werfen zu lassen oder darüber zu sprechen. Aber er habe deshalb den Weg hierher gemacht, da er sicher sei, dass wenigstens der Verfasser ein Exemplar besitze.
    »Verfasser? Wovon?«
    »Hexenhammer. Malleus Maleficarum. Von Jacobus Sprenger und Henricus Institoris. Hier!«
    Der Anwalt hatte einen Zettel aus der Tasche gezogen und ihm unter die Nase gehalten.
    »Gedruckt bei Peter Drach in Speyer«, hatte Sprenger fassungslos weitergelesen und dann gestammelt: »Woher …?«
    »Ein Kollege aus Speyer hat es mir in einem Brief geschrieben. Ich habe es hier in Köln bestellt, aber sie können es anscheinend nicht liefern!«
    Sprenger war dagestanden wie die Salzsäule im Alten Testament und es hatte eine Weile gedauert, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. »Das ist ein Irrtum. Ich habe damit nichts zu tun!«, hatte er beteuert, aber dabei seinem Gegenüber angesehen, dass ihm dieser kein Wort glaubte.
    Gleich am folgenden Montag hatte er seinen Sekretär Servatius Vanckel, der ebenfalls aus allen Wolken gefallen war, zu Drachs Kölner Buchlager geschickt, wo man aber geheimnisvoll tat und herumdruckste, es sei momentan nicht vorrätig und es würde sicher noch ein paar Wochen dauern, mindestens, aber es könnte auch noch länger sein, Genaues könnten und wollten sie da nicht sagen.
    Aus Worms erfuhr er später, dass sie dort eine Ausgabe erworben hätten, das Buch trüge zwar den Titel »Malleus Maleficarum«, aber es seien keine Verfasser angegeben. An der Universität traf er aber immer wieder Leute, die bestätigten, sie hätten von ihm als Mitverfasser zumindest gehört. Die Geschichte wurde immer verworrener. Plötzlich kam noch das Gerücht auf, er sei nicht nur Mitautor, sondern er habe auch den Einführungstext geschrieben. Dann wurde behauptet, dem »Hexenhammer« sei ein Anerkennungsschreiben der hiesigen Universität beigefügt, das auch von einer Reihe angesehener Gelehrter wie Thomas von Schottland beglaubigt sei. Der aber wusste wie auch schon Johann von Vörde nichts davon und bestritt energisch, jemals ein solches Schriftstück unterzeichnet zu haben.
    Vor etwas über einer Woche war nun endlich von einem Boten ein Exemplar des Buches angeliefert worden, aber auch dort fand sich kein Hinweis auf die Urheber, geschweige denn ein angeblich von ihm verfasstes Vorwort.
    Nun aber standen die beiden Mitbrüder Niklas und Leonhard vor ihm und beharrten steif und fest darauf, zumindest in Basel gebe es eine Ausgabe, in der er zusammen mit Bruder Heinrich als Verfasser genannt sei. Aber nicht nur das – auch sei dort eine Approbatio beigefügt, beglaubigt von einigen Professoren der hiesigen Universität, ja auch sogar von ihm, Sprenger selbst. Allerdings fehle seine Unterschrift. Ferner enthalte das Buch ein Empfehlungsschreiben des Königs Maximilian, eine Abschrift der Hexenbulle und dem Ganzen sei eine Apologia vorangestellt, unterschrieben mit seinem Namen.
    Sprenger atmete schwer und biss sich auf die Unterlippe. »Keine einzige Zeile stammt von mir, nicht einmal ein Wort. Ich habe das Buch inzwischen gelesen. Es ist schändlich und widerlich und es wird der Glaubwürdigkeit der Kirche unermesslichen Schaden zufügen. Mehr, als alle verkommenen Mönche und vom Weg des Glaubens abgeirrten Priester zusammen es je vermögen.« Er hielt inne und sein Blick kehrte sich nach innen. »Dazu benutzt er meinen Namen und zieht mich in seinen Schmutz. Ich vertrete das genaue Gegenteil der dargelegten Positionen, indem ich versuche, die Menschen von ihren abergläubischen Vorstellungen und heidnischen Praktiken abzubringen und sie hinzuführen zur allumfassenden Liebe Christi. Während sich mit mir viele andere bemühen, den wie dichter Nebel über die Lande wabernden und die Herzen und Seelen verdüsternden Aberglauben mit dem hellen Licht des Glaubens zu vertreiben, bestärkt er die Menschen in ihren dumpfen, dunklen Ahnungen. Anstatt den

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