Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
habe ich immer zu Afra gesagt. Über Frankfurt sind wir nun hier in dem Kaff in Kurtrier gelandet. Koblenz, Trier und Boppard sind die drei größten Städte im Kurtrierischen, da gibt es immer etwas zu renovieren und zu erneuern, wobei mir meine Erfahrungen auf diesem Gebiet zu Gute kommen. Reich sind wir zwar noch nicht geworden, aber über mangelnde Arbeit kann ich nicht klagen.«
Auch Leonhard füllte seinen Becher auf.
»Wo kommt ihr her und wo wollt ihr hin?«, wollte nun Cornelius wissen.
»Von Basel«, antwortete Niklas. »Bruder Leonhard kommt aus Bologna und wir wollen weiter nach Köln. Wir waren schon lange nicht mehr dort. Ich bin schon gespannt, was der Prior Sprenger sagt!«
»Was? Wozu sagt?«
»Hast du es noch nicht gehört? Bruder Heinrichs Hexenbuch scheint ein Erfolg zu sein!«
»Na und?« Cornelius zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. »Ich bin froh, wenn ich nichts mehr davon und vor allem von ihm höre. Als ich mit ihm unterwegs war, hat er von nichts anderem als nur noch davon gesprochen. Er ist ein Verrückter!«
»Das mag zwar so scheinen, aber verrückt ist er nicht. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt er es auch zu Ende. Hat er jemals im Zusammenhang mit seinem Buch den Namen Jakob Sprenger erwähnt?«
»Nein, aber wenn er von ihm gesprochen hat, war das nichts Gutes. Warum fragst du?«
»Weil er ihn als Mitverfasser angibt!«
Cornelius blieb der Mund offen stehen. »Was hat er?«, fragte er dann ungläubig.
»Du hast richtig gehört. Ich habe es in Basel flüchtig gelesen. Als Verfasser sind genannt Jacobus Sprenger und Henricus Institoris. Das Vorwort dazu stammt ebenfalls von Sprenger, ebenso ist er in der Beglaubigung durch die Kölner Universität aufgeführt!«
»Er ist übrigens hier in der Gegend!«, warf Afra leise ein.
»Wer? Institoris?«
Sie nickte.
»Er predigt im Kurtrierer Raum und drüben im Lothringischen gegen die Hexen«, ergänzte Cornelius, »in Ediger an der Mosel errichten sie gerade einen Kreuzweg zur Bannung der Hexengefahr!«
»Und die Leute?«, wollte Leonhard wissen.
»In Metz haben sie gerade eine Reihe von Frauen angeklagt. Aber auch hier wirst du nur wenige finden, die inzwischen nicht davon felsenfest überzeugt sind, dass es auch Menschen gibt, die sich mit dem Teufel verbündet haben. Daher sind sie geradezu erleichtert, dass es auch im Klerus Leute wie Institoris gibt, die nicht die Augen verschließen und alles nur, wie auch ein Teil der sowohl weltlichen als auch kirchlichen Obrigkeit, als Aberglauben abtun, sondern auch etwas dagegen unternehmen.«
»Aber hier? Wie kommt er dazu? Für die Bistümer Köln, Mainz und Trier ist doch Sprenger als Inquisitor eingesetzt?«, entgegnete Leonhard.
»War. Er war eingesetzt. Mit seiner Berufung zum Ordensprovinzial hat er dieses Amt abgegeben. So habe ich es jedenfalls in Basel gehört!«, erwiderte Niklas.
»Dann kann es also doch stimmen. In Ediger soll sich Institoris als Legat des Papstes zuständiger Inquisitor für alle fünf Erzbistümer vorgestellt haben, also auch noch für Salzburg und Bremen«, antwortete Cornelius.
An der Türe klopfte es. Afra erhob sich, öffnete einen Spalt breit und schlüpfte ins Freie. Von draußen hörten die Männer die Stimme von zwei Frauen, die sich dann entfernten. Nach einiger Zeit kam Afra mit einer mit einem Tuch abgedeckten Schüssel wieder zurück.
»Die Nachbarin«, lächelte sie, »vor Neugier hat sie es nicht mehr ausgehalten. Zwei Mönche bei uns im Haus – und sie weiß nicht, warum und woher sie kommen. Aber vielleicht hat sie es schon bereut«, deutete sie lachend mit dem Kinn auf die Schüssel, »ich habe sie statt einer langen Erklärung gebeten, ob sie uns ein wenig Kraut und etwas Brot zum Abendessen leihen kann. Ihr bleibt doch über Nacht?«
»Wenn wir keine Umstände machen, gerne«, antwortete Niklas, »aber wir müssen morgen früh zeitig weiter!«
Es war an einem der seltenen strahlenden Sonnentage des späten Frühjahres. Prior Sprenger hatte mit einigen Confratres das feierliche sonntägliche Hochamt zelebriert und war gerade im Begriff, die Sakristei zu verlassen, als ein hochgewachsener und vornehm gekleideter Mann auf ihn zutrat und sich als Anwalt und Notar des weltlichen Rechtes vorstellte. Er sei extra aus Neuss herüber gekommen in der Hoffnung, einen Blick in den »Hexenhammer« werfen zu dürfen, den er zwar für seine Kanzlei bestellt habe, der aber noch nicht eingetroffen sei.
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