Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Verirrten in ihren Ängsten eine hilfreiche Hand anzubieten, fordert er deren Vernichtung. Er schreibt, auch Zauberer seien Ketzer und nicht nur vom Glauben Abgefallene, da sie den Glauben verderben, durch den erst das Leben der Seele existiert und das sei schlimmer, als Geld zu fälschen, worauf ja auch die Todesstrafe stehe. Daher seien sie hinzurichten, selbst dann, wenn sie bereuen, da latent die Gefahr bestehe, dass sie rückfällig würden und wieder andere ansteckten. Auch komme es geradezu einer Aufforderung zum Verüben weiterer Schandtaten gleich, wenn Nachsicht geübt würde. Anstatt zu Liebe und Vergebung ruft er auf zum Hass. Ja, es ist ein Buch des Hasses!«
»Vielleicht ist die Erwähnung Eures Namens seine Art der Rache. Schließlich verfolgt Ihr ihn ja regelrecht, und das schon seit Jahren …«, warf Leonhard ein.
Sprenger sah ihn streng an. »Ich verfolge ihn aber nicht mit Hass, sondern sehe in ihm einen verwirrten Mitbruder und Mitmenschen. Bruder Heinrich gehört zu denen, die eigentlich vor sich selbst beschützt werden müssten. Er ist unfähig, zwischen Wahrheit und seiner eigenen Phantasie zu unterscheiden. Daher verkündet er seine eigenen Ansichten als endgültige Wahrheiten und seien sie noch so läppisch. Zu ihrer Durchsetzung ist ihm jedes Mittel recht und es gibt jede Menge Leute, die ihm nachlaufen und ihn auch unterstützen.«
»Nicht nur nachlaufen. Sie schreien nach ihm. In eine Reihe von Orten kam er nicht selbst als Hexenjäger, sondern er wurde von den Obrigkeiten gerufen!«, setzte Niklas hinzu.
»Aber mit dem Buch stimmt trotzdem irgendetwas nicht. Gedruckt wird es bei Drach in Speyer. Wieso unterscheidet sich aber die Lieferung nach Basel von der nach Worms oder Köln?«
»Ich weiß es«, antwortete der Sekretär Vanckel, der kurz vorher eingetreten war und schweigend zugehört hatte.
»Heute früh war ich noch wegen des Pilgerbuches in Drachs Lager und habe dort den Mann geradeheraus darauf angesprochen, was es denn mit dem Gerede um den Hexenhammer auf sich habe.« Der Sekretär machte eine kunstvolle Pause und genoss die gespannten Blicke der anderen.
»Und?«, fragte Sprenger dann leicht ungeduldig.
»Zuerst hat er sich gewunden, er habe davon noch nichts gehört und das würde sicher nicht stimmen. Wahrscheinlich seien das nur Gerüchte und jemand wolle sich wichtig machen. Als ich dann auf den fehlenden Autorenhinweis ansprach, meinte er, das sei sicher ein Fehlexemplar und er könnte dafür einen Nachlass gewähren, den er auf das nächste Buch anrechnen würde. Nichts da, habe ich ihm geantwortet, wenn schon, dann will das Kloster für die Bibliothek ein vollständiges Werk und er könne das Buch zum Umtausch abholen lassen. Daraufhin wurde ihm in seiner Haut sichtlich unwohl. Das sei furchtbar umständlich und er müsste das Buch zuerst wieder nach Speyer schicken und dann sei es immer noch nicht sicher, ob Drach das so akzeptieren würde. Als ich dann immer noch nicht lockergelassen habe, hat er dann zugegeben, dass es tatsächlich zwei Versionen gibt. Eine mit Nennung der Autoren Sprenger und Institoris, Apologia und Approbatio und eine ohne.« Servatius Vanckel sah sich triumphierend um. »Und jetzt kommt es: Die Anordnung hat Bruder Heinrich selbst gegeben. Ohne für Köln und die umliegenden Bistümer, mit hauptsächlich für Süddeutschland und andere entfernte Gebiete. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Er wollte verhindern, dass Prior Sprenger oder sonst jemand frühzeitig davon erfährt und womöglich die Auslieferung der ersten Auflage vereitelt.«
»Wie verkauft sich das Buch?«, wollte Niklas wissen.
»Gut. Die erste Auflage sei bereits so gut wie ausverkauft! Ein Großteil wurde angeblich von Juristen bestellt!«
Ratlos blickte Sprenger in die Runde. »Was können wir tun?«
»Hm«, machte der Sekretär nachdenklich und kratzte sich am Kinn, »man kann ihn wegen Urkundenfälschung belangen. Bei der Apologia ist das noch einfach, da Ihr hier nur als Einzelkläger auftretet.«
»Schwieriger wird es bei der Approbatio, weil er dort eine ganze Litanei von Unterzeichnern benannt hat. Das kann Jahre dauern«, warf Niklas ein und fuhr dann nach einer kurzen Pause fort: »Ich meine, dass es auch kein gutes Licht auf den Orden wirft und auch intern für Unruhe sorgt, wenn sich der Provinzial nicht anders zu helfen weiß, als einen Mitbruder vor ein weltliches Gericht zu zerren.«
»Soll ich denn das wie schon mit der Hexenbulle stillschweigend
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