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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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fuhr er fort und kratzte sich am Kopf, »um es geradeheraus zu sagen, es hat nicht viel genutzt. Dein Vater ist immer noch wütend auf euch beide und als was er dich bezeichnet hat« – er wandte sich an Cornelius »möchte ich lieber nicht wiederholen!«
    Niklas sah, wie es Afra die Tränen in die Augen trieb. »Was hätten wir denn tun sollen? Cornelius ist meinetwegen aus dem Orden ausgetreten und als er um meine Hand angehalten hat, bekam mein Vater einen Tobsuchtsanfall. ›Nur über meine Leiche!‹, hat er geschrien und er wäre zornrasend auf Cornelius losgegangen, wenn sich nicht meine Mutter und ich vor ihn gestellt hätten. Mir hat er gedroht, dass er mich sofort am kommenden Tag in das nächstbeste Kloster stecken würde. So habe ich meinen Vater noch nie erlebt … auch die Mutter konnte ihn nicht besänftigen … er … er …« Ihre schmalen Schultern begannen zu zucken, laut aufschluchzend ließ sie sich auf einen Schemel fallen und verbarg das Gesicht in ihren Händen.
    Cornelius stand auf und legte unbeholfen den Arm um sie. »Ist schon gut … ist schon gut!«, versuchte er sie zu beschwichtigen.
    »Ich liebe ihn doch … und selbst mein Vater kann das nicht verhindern!«, stammelte sie und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.
    Leonhard fühlte sich unbehaglich und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Unbeweglich saß er am Tisch und stierte auf irgendeinen imaginären Punkt an der Wand gegenüber.
    »Lass deinem Vater etwas Zeit – Zeit heilt viele Wunden. Aber jetzt ist er noch nicht so weit und er kann es auch nicht verwinden, dass ihr noch in der gleichen Nacht verschwunden seid. Er betrachtet es als so etwas wie Verrat, da ihr das ja vorher abgesprochen habt! Ihr müsst ihn verstehen – da kommt ein Mönch daher, der mit dem Klosterleben nicht fertig geworden ist, der zudem noch arm ist wie eine Kirchenmaus und auch kaum Aussicht auf eine Arbeit hat und will die Tochter des Medicus heiraten, die jeden zweiten angesehenen Bürgersohn in der Stadt hätte haben können!«
    »Ich wollte aber einen Mann, den ich auch liebe!«, antwortete Afra trotzig.
    Niklas musste lachen, während Leonhard noch immer die Wand anstarrte. »Wie seid ihr denn hierher gekommen und wovon lebt ihr?«, wollte er dann wissen.
    »Hm, das ist eine lange Geschichte. Wir haben deinen Rat befolgt und noch fast ein Jahr gewartet, bis wir beide uns ganz sicher waren.« Cornelius warf dabei Afra einen verliebten Blick zu, worauf Leonhard rot anlief. »In Friesach habe ich dann um meine Entlassung aus dem Orden angesucht, was aber kein so großes Problem war, wie ich es mir vorgestellt hatte, ich war ja nur ein niederer Bruder und hatte nur die zeitlichen Gelübde abgelegt. Zwar hat der Abt mit allen Mitteln versucht, mich umzustimmen und meine Zukunft in den dunkelsten Farben ausgemalt, aber mein Entschluss stand fest. Mit Gelegenheitsarbeiten schlug ich mich mühsam wieder nach Augsburg durch, wo mir bald klar wurde, dass ich dort verhungern würde. Wo ich auch selbst nach der geringsten Arbeit nachfragte, kannte man bereits meine Geschichte und es war manchmal schon beinahe lächerlich, welche Ausflüchte herhalten mussten, um mich wieder loszuwerden. Ohne Verwandtschaft oder Zugehörigkeit zu einer Zunft kommst du dir vor wie ein Maikäfer, der auf dem Rücken liegt. Du kannst strampeln, so viel du willst – aber es ist zwecklos. Hinter uns wurde bereits getuschelt, obwohl wir uns nur heimlich und das auch nur nachts trafen. Wir beschlossen also, so bald als möglich bei Afras Eltern vorstellig zu werden. Vorher hatten wir noch abgemacht, notfalls in der gleichen Nacht zu fliehen und weit fort zu gehen, wo uns niemand kennt …«
    »Was wir dann auch getan haben. Aber meine Mutter hat wahrscheinlich so etwas geahnt und hat mich abgepasst …«, warf Afra ein und die Erinnerung an die letzten Augenblicke an daheim trieben ihr wieder die Tränen in die Augen, aber ihre Stimme blieb fest. »Sie wusste, dass meinem Vater mit dem Kloster ernst war und sie versuchte deshalb auch nicht, mich zurückzuhalten. ›Hier, mein Kind, nimm das. Ihr werdet es brauchen!‹, hat sie noch gesagt und mir einen kleinen Beutel mit Geld in die Hand gedrückt.«
    Cornelius nickte. »Ja, das haben wir wirklich gebraucht. Sie ist eine gute Frau.« Er goss sich noch etwas von dem verdünnten Holundersirup in den Becher und nahm einen großen Schluck. »Weit, weit weg von Augsburg. Wir müssen irgendwo hin, wo mich niemand kennt,

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