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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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großen Gelehrten dieses Jahrhunderts zählen würdet, aber als Bischof von …«
    »Brixen«, half Nikolaus von Kues nach. »Brixen. Nein, das war keine gute Zeit. Das Domkapitel war mit meiner Entsendung nicht einverstanden und warf mir Prügel in den Weg, wo es nur ging. Auch der Erzherzog Sigmund von Tirol war mir gelinde gesagt nicht sonderlich gesonnen, wir stritten uns um landesherrschaftliche gegen bischöfliche Rechte. Ich konnte nachweisen, dass im 11. Jahrhundert Kaiser Konrad II. Gebiete im Inn-, Eisack- und Pustertal an die Bischöfe von Brixen und Trient nur verliehen, jedoch nicht geschenkt hatte. Diese Bischöfe verliehen wiederum ihre Ländereien weiter an verschiedene Grafengeschlechter. Letztendlich wurden die Grafen von Tirol Herrscher über weite Teile des Landes. Somit waren die Grafen von Tirol nur Lehensträger der Bischöfe und Tirol gehörte nicht ihnen. Auch mit dem Verbot, am Sonntag in voller Waffenmontur in die Kirche zu kommen, habe ich mich nicht sonderlich beliebt gemacht. Am Ende musste ich mich auf einer Burg verschanzen. Ich zog mich dann nach Rom zurück. Zwar bin ich immer noch Bischof von Brixen, war aber schon lange nicht mehr dort.«
    »Man erzählt sich, Ihr seid mit dem Papst befreundet und wohnt sogar in seinem Palast in Rom?«
    »Ja, ich kenne Pius II. schon seit Jahrzehnten!«
    »Eigentlich sollte Niklas Hügli schon da sein«, sagte Cusanus unvermittelt.
    »Niklas Hügli, wer ist das?«
    »Ach so, ja – wegen ihm bin ich eigentlich bei Euch. Bruder Niklas hat mir geschrieben und mich gebeten, einen Kontakt zu Euch herzustellen. Er war ein Schüler von Nider und bei seinem Tod in Nürnberg an seinem Sterbebett. Er hat die Originalschrift des Formicarius!«
    Über den Kiesweg näherten sich knirschend Schritte und gleich darauf klopfte es an der Türe.
    »Das ist er«, sagte der Kardinal und erhob sich.
    »Kommt herein!«, rief Gutenberg, der sitzen geblieben war.
    Niklas musste seine Augen zuerst an das Dämmerlicht im Raum gewöhnen und beinahe hätte er die Schwelle übersehen. »Gepriesen sei der Name des Herrn!«
    »In Ewigkeit, Amen«, kam es zweistimmig zurück.
    »Hattet Ihr einen guten Weg?«
    »Ja. Danke der Nachfrage.«
    »Das ist Johannes Gutenberg. Bruder Niklas Hügli aus dem Basler Konvent der Dominikaner«, machte Nikolaus von Kues die beiden miteinander bekannt.
    »Ihr nähert Euch auch schon langsam uns beiden an, was die Haarfarbe angeht«, lächelte er dann.
    »Die Zeit verschont niemanden«, gab Niklas zurück und fuhr mit der rechten Hand über den bereits leicht ergrauten Tonsurkranz.
    Seit dem Konzil in Basel, das 1438 zu Ende gegangen war, hatten sie sich nicht mehr gesehen.
    »Ich hätte Euch nicht mehr erkannt!«, sagte Cusanus.
    »Mir wäre es nach so langer Zeit gleich ergangen!«, erwiderte Niklas lächelnd.
    Eigentlich hatte er es nur seiner unersättlichen Neugier und seinem Gedächtnis zu verdanken, dass er den mehr nebenher hingeworfenen Satz aufgeschnappt hatte und sich auch noch nach vielen Jahren daran erinnerte. Bei einem Gespräch im Basler Kloster, in dem es um fehlerhafte Messbücher ging, bemerkte Nikolaus von Kues zu einem Berner Bruder, er habe vor Jahren hier auf dem Konzil einen Mann kennen gelernt, der offensichtlich an der Lösung des Problems interessiert sei und der geheimnisvoll tun würde und mit dem er in Verbindung stünde. Als er den ersten Ablasszettel in der Hand hielt und man ihm sagte, das sei keine menschliche, sondern eine künstliche Schrift, wusste er, was damals gemeint war.
    Der »Formicarius« seines Lehrers wurde immer bekannter. Durch die Konzilsteilnehmer verbreitete sich die Nachricht über ihn in weiten Teilen hauptsächlich des deutschsprachigen Raumes, Abschriften und Auszüge gab es bald in vielen Klöstern wie Mariazell in der Steiermark, Melk, Innsbruck, Köln, Wien oder Regensburg. Der »Ameisenhaufen« war nicht nur ein moralisches Erbauungsbuch, sondern Nider war auch an einer Bestandsaufnahme des Denkens seiner Zeit am Herzen gelegen.
    »Warum lassen wir es nicht drucken? Unser Kloster könnte damit ein wenig Geld verdienen.« Immer wieder lag Niklas seinen Vorgesetzten damit in den Ohren.
    »So etwas ist bestimmt sehr teuer und niemand kennt hier jemanden, der sich in der Druckkunst auskennt!«
    Bei einem Besuch im Sankt-Paulus-Kloster in Worms erfuhr er, dass seine dortigen Mitbrüder bereits vor Jahren die Absicht gehabt hatten, das Werk als gedruckte Ausgabe herauszubringen und hatten

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