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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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einem weißen Hemd: Man kann das Hemd waschen, so oft man will – aber der Fleck wird nie mehr ganz verschwinden!« Mit den Augen des erfahrenen Predigers sah er, dass seine Worte Eindruck hinterlassen hatten und Sunthain trat zurück zu den anderen.
    Institoris hatte nur darauf gewartet. Wie von einer Hornisse gestochen fuhr er in die Höhe. »Was ist das hier?«, donnerte er in den Saal, »zuerst holt ihr mich hierher und jetzt behindert ihr aus Gefühlsduselei und falscher Rücksichtnahme meine Arbeit? Sechsundvierzig Hexen habe ich allein hier in der Diözese Konstanz überführt und es war kein einziger – ich wiederhole, kein einziger Fall dabei, in dem ich mich geirrt hätte. Ich denke, schon dieser Umstand für sich genommen, spricht für die Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit meiner Voruntersuchungen. Nicht umsonst«, Bruder Heinrich warf sich stolz in die Brust, seine Stimme begann zu dröhnen und seine Augen zu glühen, »wurde ich vom Papst höchstpersönlich zum Inquisitor für die gesamte Provinz Alemania bestellt. Das hat er nicht meiner Augenfarbe wegen gemacht, sondern weil ihm Gott selbst eingegeben hat, ich sei der Geeignetste für eine solch verantwortungsvolle Aufgabe. Und jetzt stehe ich hier in Ravensburg und ein paar Handwerker, die einen geistlichen Mitbruder vorgeschoben haben, wollen mich belehren und mir schlampige Arbeit unterstellen?«
    Bruder Heinrich kochte, sein »R« rollte schwer über die Köpfe hinweg und der Notar nickte immer wieder bestätigend. War er es doch gewesen, der dem Rat der Stadt den Inquisitor vorgeschlagen hatte.
    Mit hochrotem Kopf blieb er abrupt vor Els stehen. »Wie kommt es, dass drei Frauen exakt dasselbe über dich aussagen? Wie kommt es, dass das auch prompt eintritt?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht!«, antwortete sie verdattert.
    »Ha, wie war das denn beispielsweise mit dem Regen vor ungefähr zwei Wochen, genau an dem Tag, als ich in die Stadt kam?«
    Institoris starrte sie so lange an, bis sie die Augen niederschlug.
    Ihr fiel dazu immer noch nichts ein.
    »Na, was war denn da? Habt Ihr nicht gesagt, als die Wolkenwand kam, es würde noch schlimmer kommen? Und kaum habt Ihr es ausgesprochen, kam es wirklich noch ärger?«
    Bruder Heinrich sah sie jetzt lauernd an.
    Sie wollte antworten, aber der Pfarrer Sunthain unterbrach sie.
    »Habt Ihr Euch noch niemals im Wetter geirrt?«, fragte er lächelnd.
    »Wer hat sich geirrt?«
    »Na, offenbar die Denunzianten. Els Frauendienst hat es richtig gesehen!«
    »Es liegen drei …«
    »Ich weiß. Aber ich glaube kaum, dass hier ein Einziger im Saal ist, der nicht schon mehr als dreimal eine Wetterwand richtig gedeutet hat. Ich beantrage damit, gegen uns alle Anklage wegen Wetterzaubers oder Wahrsagerei zu erheben!«, gab Pfarrer Sunthain zurück.
    Fast alle im Saal lachten.
    »Hat noch jemand eine Frage?«, wollte der Richter wissen, nachdem das Gelächter abgeklungen war.
    Niemand meldete sich.
    »Nun denn, wer ist für eine Bürgschaft durch die hier anwesenden Herren?«
    »Wer ist dagegen?«
    »Keine Gegenstimme, drei Enthaltungen. Damit wird dem Ansuchen stattgegeben. Die Bürgschaft wird auf zweihundertfünfzig Mark festgesetzt, zahlbar durch die hier anwesenden Bürgen. Elisabeth Frauendienst wird verpflichtet, die Urfehde zu leisten und zu versprechen, sich an keiner der hier anwesenden oder in dem Verfahren beteiligten Personen zu rächen, Schadensersatzforderungen zu stellen oder Schmerzensgeld zu fordern!«
    Institoris saß mit finsterer Miene auf seinem Stuhl und sah dem Paar nach, das Hand in Hand zusammen mit den Bürgen den Gerichtssaal verließ. Diese Fehler würde er nicht noch einmal machen, schwor er sich. »Eine Bürgschaft ist kein Freispruch«, rief er hinterher.

8. KAPITEL
    A us dem Fenster des Turmzimmers drang schwacher Kerzenschein. Bruder Heinrich hatte die Leiter in die Kammer gezogen und aufrecht an die Wand gestellt. Nun lehnte er sich zufrieden zurück, langte nach dem gefüllten Weinbecher und nahm genüsslich einen tiefen Schluck. Mit dem Notar Gremper war er noch zum Essen gewesen und hatte die weitere Vorgehensweise besprochen, wobei sie im Laufe des fortgeschrittenen Abends in das vertraulichere »Du« übergewechselt hatten.
    Gleich nach der Freilassung hatten sie die Agnes Bader in den Saal geführt, die aber wieder wie schon am Tag zuvor alles abgestritten hatte. Auch ihr sowie der Mindelheimerin hatte der Scharfrichter die Folterinstrumente gezeigt und

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