Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
bitten, dir einmal die Folterwerkzeuge zu zeigen und zu erklären, damit du weißt, was auf dich zukommen kann. Führt sie nach draußen!«
Im Vorraum wartete der Scharfrichter, der eigentlich nicht einmal so Furcht erregend aussah, wie sie sich einen Henker vorstellte. Genauer gesagt, sie hatte auch gar keine Ahnung, wie so ein Vollstrecker aussehen könnte und obwohl es genug öffentliche Hinrichtungen in den letzten Jahren gegeben hatte, war sie noch nie bei einer solchen selbst dabei gewesen.
Es gab Leute, die von weit her kamen und sich kein einziges solches Spektakel entgehen ließen und die Wirtin vom »Wilden Stier« hatte einmal gesagt, so eine Hinrichtung sei besser als drei Primizen zusammen.
Els lief es eiskalt den Rücken hinunter bei dem Gedanken, dass ihr Tod Anlass zu einer riesigen Volksbelustigung sein könnte und sie schauderte bei der Vorstellung, wie sie unter Höllenqualen ins Jenseits befördert würde und sich die Leute auch noch daran ergötzten.
Beim Öffnen der schweren Türe zur Folterkammer schlug ihnen ein schauriger Gestank entgegen. In der Luft hing ein Gemisch aus saurem Schweiß, Fackelrauch, Urin, abgebrannten Holzkohlen und Erbrochenem.
»Das hier«, hörte sie wie durch einen Nebel den Mann neben ihr sagen, »ist meistens die erste Stufe.« Er deutete auf zwei senkrecht nebeneinander stehende Balken, die an ihrem oberen Ende mit einer dicken, runden Holzstange verbunden war. »Hier werdet Ihr mit einem Strick aufgezogen und dann ausgepeitscht. Wenn Ihr zu sehr strampelt und Euch wehren wollt, können auch unten die Beine festgebunden werden.«
An der Wand stand ein großer, mit Längsrillen einfach verzierter viereckiger Holzblock.
»Das ist die zweite Stufe«, hörte sie die Stimme, »das sind Daumenschrauben. Und falls die nichts nützen«, deutete er auf zwei flache Bretter, die innen mit eisernen Kappen bestückt waren und links und rechts ein Gewinde hatten, »das sind Spanische Stiefel, die sind auch sehr wirkungsvoll.«
Er zeigte auf einen eingelassenen Holzpflock auf der Außenseite. »Eine Erfindung von mir!«, sagte er stolz. »Weil wenn man mit dem Hammer auf das Brett selbst schlägt, geht es zu schnell kaputt. Außerdem ist es so schmerzhafter, da sich der Druck gleichmäßiger verteilt!«
»Hört auf!«, schrie Els. »Das ist ja entsetzlich!«
»Das hier ist eine Expansionsbank, die ist zum Strecken«, fuhr der Scharfrichter ungerührt weiter, »und das da«, er deutete auf eine große Rolle oben an der Wand, »das ist ein Elevator. Der dient zum Aufziehen. Meistens mit den Händen auf dem Rücken. Ist sehr unangenehm!«
Von einem Sims hob er eine Schlinge hoch. »Das da ist ein Capistrum. Das wird Euch umgebunden, wenn Ihr zu laut schreit und damit könnt Ihr auch den Knebel nicht mehr ausspucken! Wie Ihr seht, haben wir für alle Geräte vornehme Bezeichnungen!«
Els konnte nicht anders. Sie blieb stehen und sah dem Scharfrichter ins Gesicht. »Wie könnt Ihr einen solchen Beruf ausüben? Könnt Ihr nachts überhaupt schlafen?«
Der Henker blickte sie verständnislos an. »Wieso? Der eine ist Gerber, der andere Weber oder Metzger und ich bin eben Scharfrichter.«
Hans Frauendienst war in der Zeit nicht untätig geblieben. Seinem Enkel trug er auf, nach Hause zu laufen und seinem Vater aufzutragen, er solle so schnell wie möglich zu ihm kommen und er solle auch sofort seine Brüder benachrichtigen.
Kaum eine Stunde später saß er mit seinen Söhnen Sebastian, Matthias und Hans sowie seinen Schwiegersöhnen Heinrich Sunthain, Konrad Romayer und Caspar Licht in der Stube seines Hauses. Alle redeten durcheinander und Matthias hieb wütend auf den Tisch.
»Ruhe!«, rief der alte Hans, »wir müssen jetzt kühlen Kopf bewahren. Ich war gerade beim Ofenloch, der hat gemeint, wir bekommen die Mutter nur mit einer Bürgschaft frei.«
»Der Ofenloch, also mein Vater, ist doch der Bruder von Otto, der wiederum Pfarrer in Liebfrauen ist. Er ist schon zu ihm unterwegs und kommt dann auch hierher. Er hat gesagt, ich solle euch das ausrichten!«, warf Heinrich ein.
»Meinen Vater brauche ich gar nicht erst zu fragen«, sagte Caspar, »der ist ebenfalls mit dabei!«
Hans nickte und sah stolz auf seine eigenen Kinder und seine Schwiegersöhne. »Vergelte es euch Gott!«, sagte er leise.
»Das ist doch selbstverständlich«, antwortete Caspar, »wozu hat man schließlich Familie!«
Noch am späten Abend kam auch der Pfarrer Sunthain. »Ihr könnt auch mit mir
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