Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
des Inquisitors, der sie aber nur wortlos aus seinen kalten grauen Augen ansah.
Betont langsam schritt Institoris durch den Raum und baute sich dann vor der ihn um Haupteslänge überragenden Magd auf: »Agnes Bader, du gestehst also, eine Hexe zu sein?«
»Ja«, flüsterte sie.
»Du gestehst auch, Schadenszauber an Mensch und Tier verübt zu haben?«
»Ja!«
»Wie hast du den Schadenszauber verübt? Hast du irgendetwas vergraben oder unter eine Schwelle gelegt?
»Ich habe es unter die Schwelle gelegt.«
»Was war das? Eine Eidechse, Knochen oder etwas anderes?«
»Knochen.«
»Von welchen Tieren?«
Ihr fiel momentan nichts ein. »Von verschiedenen Tieren«, antwortete sie.
»Du hast ja gestern gestanden, mit Satan im Bunde zu sein. In wessen Namen hast du es getan?«
»Im Namen des Teufels.«
»Nur im Namen des Teufels?«
»Nein, auch im Namen aller anderer Dämonen.«
»Gestehst du, dich einem Incubus hingegeben zu haben?«
»Incubus? Was ist das?«, fragte sie unsicher.
»Du bestreitest also, mit einem männlichen Dämonen fleischlich verkehrt zu haben?«
»Nein, nein!«, beeilte sie zu versichern.
»Kennst du eine Anna Mindelheimer?«, wollte der Inquisitor unvermittelt wissen.
»Ja. Sie hat hie und da in der Küche in der Badestube ausgeholfen.«
»Wie lange hast du schon das Verhältnis mit dem Dämonen?«
»Ich weiß es nicht!«
»Komm, du wirst doch wissen, ob es erst ein paar Wochen oder Jahre oder gar Jahrzehnte sind?«
Agnes wollte ja möglichst alles richtig machen, hatte doch der Inquisitor gestern zu ihr gesagt, sie könne auf Gnade hoffen, wenn sie ein reuiges Geständnis ablegen würde.
»Achtzehn Jahre lang«, sagte sie aufs Geratewohl.
»Achtzehn Jahre – das ist eine lange Zeit!«
Die Baderin nickte.
»Glaubst du, die Mindelheimerin kann auch zaubern?«, fragte er dann und sah sie durchdringend an.
Agnes zögerte, er aber ließ sie nicht aus den Augen.
»Ja oder nein? Glaubst du es oder glaubst du es nicht?« Institoris spürte, dass sie noch etwas Zeit brauchte, aber er würde schon die Antwort bekommen, die er wollte. »Wie hast du das mit dem Wetterzauber gemacht? Ich meine, das Hagelwetter im Schussental und hier in der Gegend? Etwa gleich, wie es sich in Kestenholz bei Schlettstadt im Elsass zugetragen hat?«
»Davon weiß ich nichts!«
»Gut, ich erkläre es dir und dem Gericht! Dort hat eine Zauberin in einer Schüssel Wasser mit dem Finger umgerührt und dabei bestimmte Worte ausgesprochen. Gleich darauf erfüllte ein so großer Hagelsturm den an die Burg Königsstein angrenzenden Wald, wie es schon viele Jahre nicht mehr geschehen war.«
Sie sah ihn fast dankbar an. »Ja, genau so habe ich es auch gemacht!«
»Du? Du meinst doch ihr?«, fuhr er sie schroff an, worauf sie ängstlich zusammenzuckte.
»Und wo? Bestimmt auf der Kuppelnau bei der Wetterbuche?«
Bruder Heinrich verzichtete darauf, sie wegen der Blitzschläge beim Freyberger und Holzhus zu befragen und es besser sei, sie dahin gehend zu bewegen, eine Mitschuld an dem großen Hagelwetter einzugestehen. Womöglich verstrickte sie sich auch noch in Widersprüche, wodurch das ganze Verfahren unnötig in die Länge gezogen werden könnte.
»Ja, es war auf der Kuppelnau!«, bestätigte sie.
»Also, dann erzähle einmal, aber der Reihe nach!«
Agnes konnte sich noch genau an das furchtbare Unwetter erinnern. »Ich … ich … war«, fing sie stockend an, fing sich aber dann gleich wieder, »ich war im Haus, es war um die Mittagszeit. Da kam der Dämon und forderte mich auf, auf die Kuppelnau zu gehen und etwas Wasser mitzunehmen. Als ich ihn fragte, was er denn mit dem Wasser wolle, antwortete er, er wolle Regen hervorbringen. Ich ging zum Frauentor hinaus, da stand der Dämon unter einem Baum.«
»War es unter der Wetterbuche?«, fragte der Ammann dazwischen.
»Nein, es war ein Baum gegenüber des Turmes!«
»Weiter!«, nickte ihr der Richter aufmunternd zu. »Was hast du unter dem Baum getan?«
»Ich selbst saß, während der Dämon stand. Er forderte mich auf, eine kleine Grube zu graben und das Wasser hineinzugießen.«
»Wie hast du denn das Wasser gerührt?«, kam die Stimme des Notars von der Stirnseite her.
»Mit dem Finger links herum und im Namen jenes Teufels und aller anderen Dämonen.«
»Was geschah mit dem Wasser?«, fragte der Richter, der seine Aufregung kaum verbergen konnte.
»Der Teufel führte es hoch in die Luft und es verschwand dann.«
»Aber ein so schweres
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