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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmar Bereuter
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aufgeblasenen Mönch, dem er sicher auch selbst einiges zu verdanken hatte, auch einmal einen Dämpfer zu verpassen.
    Institoris murmelte darauf etwas Unverständliches und hielt auf eine Taverne zu, in deren Schatten ein paar Tische und Stühle im Freien standen. »Komm, das alles müssen wir feiern!«, meinte er dann versöhnlich.
    Institoris setzte sich mit dem Rücken zur Hauswand, ein Umstand, den Gremper anfänglich als Marotte abgetan hatte. Inzwischen glaubte er es aber besser zu wissen. Immer dann, wenn sich Bruder Heinrich unbeobachtet glaubte, stierte er den Frauen hinterher. Der Notar war sich jedoch sicher, dass Heinrich in seinem Leben noch nie ein weibliches Wesen angelangt hatte und es auch bis an sein Lebensende nicht tun würde. Einerseits faszinierten ihn die Frauen, andererseits empfand er offensichtlich nichts als Ekel vor diesen halbfertigen und unreinen Geschöpfen. Hinzu kam, dass jedes Weib eine unentdeckte Hexe sein konnte, die nach seinem Verderben trachtete.
    Mit gelindem Schaudern dachte Gremper an das Erlebnis, von dem ihm Institoris in seinem Turm in Ravensburg erzählt hatte: Dort waren Fenster zu seiner Kammer so weit vom Boden entfernt, dass sie von außen nur mit sehr langen Leitern erreicht werden konnten. Im Traum sah er, wie lange Nadeln von den Fenstern her auf seinen Kopf hin abgeschossen wurden, die sich aber sofort in männliche Glieder verwandelten. Plötzlich erschien ihm seine Mutter, um ihn auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Als er erschrocken hochfuhr, steckten eiserne Nägel in der Zudecke, mit der er sich instinktiv gegen den Angriff geschützt hatte. Schon allein deswegen konnte der Notar verstehen, wieso der Inquisitor dem weiblichen Geschlecht mit äußerstem Misstrauen begegnete.

12. KAPITEL
    L eise taumelten große, grauweiße Schneeflocken vor dem Fenster des Dominikanerklosters in Bozen im Wind hin und her, ehe sie langsam und gemächlich zu Boden schwebten. Im Bibliotheksaal war es trotz des großen gemauerten und mit Kugelkacheln verzierten Ofens unangenehm kalt. Laurentius de Santa Agatha erhob sich fröstelnd und trat hinaus in den Gang und Bruder Heinrich hörte, wie er einen schweren Holzklotz in die Glut warf.
    Gestern Abend war er hundemüde hier angekommen, der Weg herauf von Trient war mühsam gewesen und kurz vor Bozen hatte es so zu stürmen begonnen, dass es den Schnee waagrecht durch die Luft geblasen hatte. Schon in Verona hatte er von Bruder Laurentius gehört, der Inquisitor aus Como hätte allein in ein paar Monaten schon an die zwanzig Hexen überführt. Ohne lange zu überlegen, beschloss er daraufhin, Fra Laurentius am Comersee aufzusuchen, erfuhr aber in Mailand, dass dieser im Trienter Konvent weilte, was ihm aber eher gelegen kam, da er sich so einen riesigen Umweg ersparen konnte. In den Sommermonaten wäre er über das Val Tellina weitergezogen, im Winter aber waren nun sowohl der Umbrail als auch der Reschen und Jaufenpass unpassierbar und somit ein Durchkommen nach Norden unmöglich. Auch der Weg über den Tonale-pass wäre versperrt gewesen, was ein Ausweichen über Bergamo und Brescia zurück nach Verona bedeutet hätte. Im Trienter Konvent hieß es dann, nein, der Bruder Laurentius sei nicht mehr hier, sondern hinauf nach Bozen, da es dort ein Exemplar irgendeines Buches gäbe.
    Hier lag nun eine neu gedruckte Version des »Directorium Inquisitorum« von Nicolaus Eymericus vor ihm auf dem Schreibpult. Geschrieben hatte dieser sein Handbuch für Inquisitoren schon 1376 und darin die vielfältigen Aspekte sowohl aus theologischer wie auch aus rechtlicher Sicht zusammengefasst. Eine nicht komplette Abschrift hatte er zwar schon in Augsburg in der Hand gehabt, aber durch den Ärger mit den überfrommen Beterinnen und dem Stiftspfarrer Molitor war er nicht dazu gekommen, sie genauer zu studieren. Und nun hatte er hier Gelegenheit, mit einem Kollegen, der beinahe so viel Erfahrung wie er selbst hatte und auch noch von Juristerei etwas verstand, ausgiebig darüber zu diskutieren.
    »Ja, mein lieber Fra Henricus, auch ich hatte bei meinen Prozessen einige Unsicherheiten und ich wollte einmal bei Eymericus nachlesen, was er zu einigen Punkten meint«, sagte der Inquisitor von Como, während er wieder eintrat und sich die kalten Hände rieb. »Eure Hexenbulle stellt natürlich einen enormen Fortschritt dar, besonders die päpstliche Anerkennung des realen Teufelspaktes und tatsächliche fleischliche Vereinigung von Menschen und Dämonen.

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