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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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sollen. Wenn es einmal so lang geworden ist, wiegt es ganz schön was, nicht? So. Jetzt habe ich genug davon beiseite geräumt, daß du dich freistrampeln kannst.« Er winkte Wuntvor, ihm zu folgen.
    Unser wackerer Bursche kroch durch die Öffnung und richtete sich sodann auf, um genau in Augenschein zu nehmen, was ihn beinahe erschlagen hätte. Er pfiff leise. Der Schuhbert hatte recht. Hier war mehr Haar, als er jemals auf einem Fleck gesehen hatte. Die eine Seite des Turms war völlig mit Kaskaden güldenen Haars eingesponnen, deren Quelle das Fenster oben unter dem Dach war. Das Haar war so lang, daß es auch auf dem Boden noch weiterfloß und eine komplette haarige Miniaturlandschaft bildete, mit merkwürdigen kleinen Tälern und merkwürdigen kleinen Hügeln.
    »Was ist nun?« ertönte eine ungeduldige Frauenstimme von oben. »Kletterst du jetzt rauf oder nicht?«
    »Oh, sicher doch wird er das tun!« antwortete Schuhbert an Wuntvors statt. Der Winzling tätschelte des jungen Mannes Knöchel. »Du willst doch immer noch deine Jungfrau, oder?«
    Wuntvor nickte, doch war er ob der bisherigen Ereignisse ein klein wenig verunsichert. Gab es da nicht bequemere Wege, eine junge Dame zu besuchen, als an ihren Zöpfen hinaufzuklettern? Auf gewisse Weise, dachte er, war es wohl seine eigene Schuld. Schließlich wußte er durch intensive Märchenlektüre seit seiner frühesten Kindheit, daß man bei Wunschdingen peinlich genau sein mußte – wenn man nicht so was wie das hier erleben wollte.
    Also trat er entschlossen vor und raffte genug Haar zusammen, um sich ein dickes Seil daraus zu drehen. So gut er konnte, ergriff er das Seil und hievte sich daran in die Höhe.
    »Aua!« erscholl es von oben.
    Wuntvor blickte den Schuhbert zweifelnd an.
    »Was soll’s.« Der Kleine zuckte mit den Schultern. »Du willst deine Jungfrau – also mußt du tun, was sie sagt. So funktioniert das Wunscherfüllungsgeschäft. Kein Schmerz, kein Jungfernherz.«
    Und so griff Wuntvor erneut eine güldene Strähne und kletterte weiter.
    »Auuuua!« Diesmal hörte es sich eher wie ein Stöhnen als wie ein ärgerlicher Schrei an.
    Wuntvor blickte zu dem Fenster in schwindelerregender Höhe hinauf. »Bist du sicher, daß ich genau das tun soll?«
    Und die wundervoll melodiöse Stimme erwiderte:
    »Beeil dich und komm hoch, bevor du mir alle Haare ausgerissen hast!«
    Also gut, dachte unser Wuntvor bei sich, streite nie mit einer holden Jungfrau. Wenn sie wollte, daß er kletterte, dann würde er eben klettern.
    »Autsch!« erklang es von oben, und »Iiih! Aaah! Huuh!« und Laute ähnlicher Natur, ein jedes Mal, wenn unser Held ein Stücklein weiter hinanklomm. Wuntvor verdoppelte daraufhin seine Bemühungen, wollte er die Maid doch nicht länger leiden lassen als nötig.
    Und endlich bekam er mit der einen Hand die Fensterbank der betreffenden Maueröffnung zu fassen. Er klammerte auch die andere Hand um das Brett und stemmte sich hoch, so daß er ein Bein über die Brüstung schwingen konnte.
    »Das wurde auch Zeit«, stellte die holde Jungfrau fest, als sie seiner ansichtig wurde. Ihre rechte Augenbraue wölbte sich bedenklich in die Höhe. »Beim nächstenmal könnte ich es möglicherweise vorziehen, von einem leichteren Helden befreit zu werden oder zur Schere zu greifen.«
    Wuntvor setzte zu einer gestammelten Entschuldigung an.
    »Macht nichts«, beruhigte sie ihn. »War schließlich nicht deine Schuld. Ich habe dich ja um Hilfe gebeten. Wenn du mir nun helfen könntest – wir müssen noch meine güldenen Flechten einholen.«
    Und so half unser Wuntvor der Jungfer dabei, ihre güldenen Flechten die Turmwand hinaufzuziehen und im Turmgemach zu verstauen. Während sie sich dieser Beschäftigung widmeten, die recht zeitaufwendig war, wollte unser Held nun ein höfliches Gespräch in Gang bringen. Aus diesem Grunde ließ er sich bewundernd über das Haar der Jungfer aus, insbesondere über dessen Länge und Glanz, und vergaß auch nicht zu fragen, wie sie es denn pflege und seine Schönheit erhalte.
    »Das kannst du dir einfach nicht vorstellen!« seufzte die Maid, die übrigens liebreizend war, sobald sie ihr Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, und blickte hilfesuchend gen Himmel. »Niemand hat mich je davor gewarnt, wie es sein würde, so lange Haare zu haben! Du brauchst den ganzen Tag dazu, es hundertmal durchzubürsten. Und wenn es sich mal verfilzt hat« – sie lachte kläglich – »dann stirbst du.«
    Plötzlich hub das Rumpeln

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