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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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drang Rauch aus dem Turmfenster. Und während er sich weiter den steilen Abhang hinaufmühte, gewahrte er ein tiefes Rumoren, etwas, das er halb hörte und halb an dem Beben unter seinen Füßen spürte. Was genau ging hier vor sich?
    Wuntvor gelangte zu der Ansicht, daß es nichts schaden könne, den Schuhbert zu fragen.
    »Verzeihung«, sprach er den Winzling an, wobei er einen Schritt zulegte, um den anderen zu erreichen. »Könntest du mir vielleicht sagen, was da auf diesem Turm vor sich geht?«
    »Das kommt darauf an«, erwiderte der Schuhbert gerissen. »Könntest du deine Frage vielleicht in Wunschform stellen?«
    »Was?« explodierte Wuntvor. »Muß ich denn meine Wünsche für jeden Mist benutzen?« Seine Hand krampfte sich um den Schwertgriff. »Wenn ich nicht ein Held wäre und ein Vorbild für Generationen von ungeborenen…«
    »Immer mit der Ruhe!« unterbrach ihn das Schwert. »Du weißt ja, daß ich mich nicht gern für plumpe Drohungen benutzen lasse. Es bringt meine fragile mentale Ausgewogenheit ins Ungleichgewicht.«
    Der Schuhbert bedeckte sein Haupt mit seinen winzigen Händchen, als wollte er so irgendwelche Hiebe des Burschen abwehren. »He!« rief er, während er rückwärts weiter den Hügel hinanstieg. »Schieb nicht mir die Schuld zu. Du solltest Verständnis dafür aufbringen, daß ich meine Wunschquote erfüllen muß. Warum, denkst du Schlaumeier wohl, machen wir Siebenerpakete? Um unsere Gesundheit zu schonen? Es ist ganz schön hart, im Feen… oh, Verzeihung, im Schuhbertmärchengeschäft zu sein. Wenn du nicht die ganze Zeit in Topform bist, stiehlt dir irgend so eine dumme goldene Gans im Handumdrehen die Show!«
    Der Schuhbert wirbelte herum und rannte das letzte Drittel des Hügels hinauf. Wuntvor kam es schwer an, mit ihm Schritt zu halten.
    »Eine Jungfrau, bitte sehr!« verkündete der Schuhbert.
    Wuntvor war zu sehr damit beschäftigt, nach Luft zu schnappen, als daß er eine passende Antwort gefunden hätte. Das unheimliche Rumoren war hier oben auch viel stärker. Er konnte es richtiggehend durch seine Schuhsohlen hindurch kribbeln fühlen. Unser Bursche fragte sich langsam, ob er wirklich eine Jungfrau kennenlernen wollte, die solche Erdbewegungen verursachen konnte. Auf der anderen Seite hatte er seine traute Heimat ja gerade wegen Abenteuern verlassen – und dieses Ereignis sah ganz nach einem Abenteuer aus.
    »Fertig?« fragte der Schuhbert.
    Wuntvor holte einmal tief Atem und nickte.
    »Dann los«, erwiderte der Kleine. »Jetzt mußt du nur noch sagen: ›Rapunzel, Rapunzel, laß dein Haar herunter!‹«
    »Rapunzel?« wunderte sich Wuntvor.
    »Das war dein zweiter Wunsch, du erinnerst dich?« beschied das Männlein ihn. »Das ist jetzt die Sache mit der schönen Jungfrau.«
    »Also gut«, gab Wuntvor nach, blickte zum Turm hinauf und tat den Spruch, den man offensichtlich von ihm erwartete.
    »Rapunzel, Rapunzel, laß dein Haar herunter!«
    Dann hörte er eine Frauenstimme, die den Lärm zu übertönen versuchte:
    »Damit du die Goldene Stiege erklimmen kannst?«
    Goldene Stiege? Wuntvor machte ein nachdenkliches Gesicht. Was hatte das schon wieder zu bedeuten?
    Etwas fiel aus dem Fenster hoch oben. Etwas Goldenes, Glänzendes. Und es stürzte geradewegs auf ihn hinunter!
    Dann wurde alles schwarz.

 
Kapitel Fünf
     
     
Ein wahrer Magier muß mehr als bloßer Sprücheklopfer sein. Unter den anzueignenden Fähigkeiten, die ich einem aufstrebenden Jungmagier besonders empfehlen würde, ist die hohe Kunst der Schauspielerei ein Talent, das sich im Laufe der Karriere besagten Jungmagiers als nützlicher herausstellen mag, als er auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde. »Warum gerade die Schauspielerei?« mag so mancher Novize der Magie nun vielleicht fragen. Die Vorteile werden jedoch auch für einen solchen Skeptiker offensichtlich werden, sollte er einmal in die Lage geraten, anläßlich eines fehlgegangenen Spruches einen bühnenreifen Sturm produziert zu haben, der Hab und Gut seiner Kunden zerstört und ihnen nichtwiedergutzumachenden finanziellen Schaden zugefügt hat. Erst in einer solchen Situation wird er den lebensrettenden Nutzen meines obigen Ratschlags einsehen, wenn er nämlich überzeugend dazu in der Lage ist, ›toten Mann‹ zu spielen.
    aus: – LEHREN DES EBENEZUM, Band XXII
     
    »Da bist du ja.«
    Wuntvor stöhnte und blinzelte in das grelle Licht.
    Der Schuhbert lächelte entschuldigend. »Ich hätte dich wohl wegen des Haars warnen

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