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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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und Pumpein tief unten im Turm wieder an, diesmal so laut, daß Wuntvor sich die Ohren zuhalten mußte, bis es vorüber war.
    »Was war das?« wollte er zitternd von der Holden wissen.
    »Ach, nichts«, antwortete die Schöne und zuckte beiläufig mit den Schultern. »Nur der Drache.«
    Der Drache? Der Schuhbert hatte ihm verschwiegen, daß hier ein Drache herumlungerte!
    Wuntvor trat ans Fenster und warf dem kleinen Kerl tief unten mehrere finstere Blicke zu.
    »Du kommst besser auch rauf!« rief er herunter.
    »Ist das dein Wunsch?« brüllte der zurück.
    Wuntvor hätte schreien mögen. Er konnte es schon sehen, wie der Schuhbert ihn auf die eine oder andere Weise dazu bringen würde, all seine Wünsche zu verplempern. Aber vielleicht gab es ja noch einen anderen Weg. Möglicherweise konnte er die Jungfrau retten, ohne sich dem Drachen zum Kampfe stellen zu müssen.
    »Warte dort!« befahl er dem Schuhbert und begab sich wieder in das Gemach, wo die Goldhaarige gerade versuchte, sich mit einer Unzahl von Spangen und Klammern die lebensnotwendige Atemluft zu verschaffen. Bevor er selbst zum Akt der Rettung schritte, würde er die Maid nach ihrer Meinung fragen, entschied sich der ritterliche Nothelfer. In kurzen, wohlgesetzten Worten umriß er ihre Situation sowie die möglichen Alternativen und fragte dann die Schöne, wonach ihr Herz am meisten begehre.
    »Wonach mein Herz am meisten begehrt?« erwiderte die Jungfrau und warf ihre schimmernde Lockenpracht schwungvoll zurück. »Ich will singen!«
    »Singen?« fragte unser Bursche nach, dem das gar nicht behagen wollte.
    Die Maid nickte, und nun wirkte sie zum erstenmal richtig froh. »Wenn du so lange wie ich in einem so blöden Turm eingesperrt bist, sehnst du dich nach nichts so sehr wie nach einem Auftritt vor Publikum. Sogar vor einem Einpersonen-Publikum.« Sie bedachte ihn mit ihrem atemberaubenden Lächeln. »Du bist lieb, daß du mich gefragt hast. Ich sing’ dir einen kleinen Schlager, der schon immer zu meinen Lieblingsnummern gehört hat.«
    Sie räusperte sich und begann zu des Burschen Erstaunen ein Liedlein zu trällern:
     
Hab’ ich etwa Angst vor Drachen?
Da kann ich doch nur lachen.
Meine Locken öffnen jede Pforte,
Rascher als die honigsüß’sten Worte.
     
    Sie ergriff eine Strähne ihres glänzenden Haars und starrte es hingerissen an, bevor sie die zweite Strophe in Angriff nahm:
     
Was kümmern mich Männer?
Sie kommen und gehn,
Ich mag sie sowieso nicht mehr sehn.
Doch ich und mein wundervolles Haar,
Wir sind auf ewig ein strahlendes Paar!
     
    Die Jungfrau machte einen Knicks. Offenbar war sie am Ende ihrer Darbietung angelangt. Das Rumpeln und Pumpein ertönte erneut, diesmal womöglich etwas rhythmischer als zuvor.
    »Oh, danke, Hubert, tausend Dank!« rief die Schöne überschwenglich aus. »Ihr seid wundervoll!« Wieder schenkte sie Wuntvor ihr berückendes Lächeln. »Ich arbeite wirklich gern mit einem Drachen zusammen, der meine künstlerische Arbeit zu schätzen weiß.«
    Und da erkannte Wuntvor, um was es sich bei dem dumpfen Stampfen handelte, das den Turm erzittern ließ. Es war Applaus – Drachenapplaus. Zunächst hatte unser Held einige Schwierigkeiten zu begreifen, was das hinsichtlich seiner Person bedeuten mochte. Er entschloß sich, direkt und ohne Umschweife auf das Problem loszusteuern.
    »Du wirst hier doch als Gefangene gehalten!« stieß er hervor. »Willst du denn gar nicht entfliehen?«
    Die Jungfrau biß sich auf die entzückende Lippe. »Oh, ich glaube schon«, erwiderte sie nach einem Moment des Nachdenkens. »Der Drache müßte aber auf alle Fälle mitkommen.«
    War unser Held bis zu diesem Zeitpunkt leicht irritiert gewesen, so war er nun völlig von den Socken. Das ergab nicht den geringsten Sinn. Drachen rumpelten und pumpelten, drohten und verschlangen wohl beizeiten auch etwas – aber sie applaudierten nicht. In was für eine Sache hatte der Schuhbert ihn da hineingeritten? Er stellte sich eine Flucht mit Drache nicht besonders gemütlich vor. Bei ihrer nächsten Begegnung würde er ein paar deutliche Worte mit dem Männlein zu reden haben!
    Zunächst jedoch mußte er sich sputen, die Maid einzuholen, die ihr Gemach durch eine zweite Tür verlassen hatte, welche in des Turmes Inneres führte. Wuntvor eilte dem lieblichen Wesen hinterher, immer darauf bedacht, nicht auf die schlängelnde Lockenflut zu treten, die die Schöne hinter sich herzog.
    »Wir gehen diese Treppen hinunter«, beschied ihn die

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