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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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sie wirklich einfach nur von zu Hause weggelaufen«, sagt Lenne, »und nun ist sie zurückgekommen. Vielleicht ist sie gar nicht entführt worden oder so.«
    »Dass du mir das bloß nie antust, Lenne!«, ruft Marit, während sie den Becher mit Schokolade mit einem Bums vor Lenne abstellt.
    »Was?«, fragt Lenne und blickt unschuldig zu ihrer Mutter hoch.
    »Weglaufen oder so was. Mein Gott, ich würde vor Kummer sterben.«
    »Ich mache doch nicht so was Verrücktes«, antwortet Lenne und lacht Marit allerliebst an.
    Karim nimmt schnell einen großen Bissen von seinem Croissant und verbirgt sein Grinsen hinter einem gierigen Schmatzen.
    »Iss nicht so schweinisch«, sagt Lenne sofort.
    »Ich pass gut auf sie auf«, sagt Karim zu Marit, »dann hat sie keine Chance abzuhauen.«
    »Puh«, macht Lenne. Sie blickt Karim an. Das ist sein Ernst. Aber zum Glück hat sie nicht vor abzuhauen, vorläufig jedenfalls nicht.
     

28
     
     

     
     
     
     
     
    Am Montagmorgen schaut Karim aus der Haustür nach draußen. Es regnet ein bisschen – ein Schleier aus feinen Tröpfchen. Karim zieht sich die Kapuze seiner Regenjacke über den Kopf. »Ich gehe jetzt!«, ruft er über die Schulter zurück ins Haus. »Bis heute Mittag!«
    Auf dem Gartenweg stehen große Pfützen, die Karim vorsichtig umgeht. Als er bei Lenne in den Garten kommt, fällt ihm der ausgehöhlte Kürbis neben der Haustür auf. Das Ding steht voller Wasser, und das Teelicht ist zu einer Schwimmkerze geworden. Er will gerade auf den Klingelknopf drücken, als Marit um die Ecke kommt.
    »Lenne kommt gleich«, sagt sie und zeigt mit dem Daumen nach hinten. »Stell dich doch grad unters Vordach.«
    »Der Kürbis ist ein bisschen abgesoffen«, meint Karim und zeigt darauf.
    »Ja, den werde ich mal wieder wegräumen. Der wird jetzt nicht mehr gebraucht, Halloween ist ja vorbei.«
    »Zum Glück, ja«, sagt Karim leise.
    »Sag mal, ich bin gespannt, ob dieses Mädchen, wie heißt sie noch mal, heute schon wieder in die Schule kommt.«
    »Rinnie«, sagt Karim.
    »Aber vielleicht wäre das ein bisschen zu schnell. Obwohl, ihr scheint nichts zu fehlen, soweit man hört.« Marit geht zu ihrem Auto. »Sehen wir uns am Nachmittag noch? Ihr hattet doch irgendwas ausgemacht, oder?«
    »Hallo, Karim«, ruft Lenne, rennt auf ihn zu und nimmt ihn am Arm. »Komm, wir gehen.«
    »Müssen wir uns beeilen?«, fragt Karim erstaunt. »Wir haben doch genug Zeit, wir sind sogar ein bisschen zu früh. Bis es klingelt, ist es noch gut eine halbe Stunde.«
    Aber Lenne schleift ihn aus dem Garten, winkt noch kurz ihrer Mutter und schiebt Karim dann vor sich her auf die gegenüberliegende Straßenseite. Am Zaun entlang der Heide bleibt sie stehen.
    »Eben noch warten, bis Marit weg ist«, murmelt sie.
    »Warum? Wir können jetzt doch wieder über die Heide, da gibt es nichts mehr, vor dem wir Angst haben müssen.«
    »Aber das weiß meine Mutter nicht«, erinnert ihn Lenne. »Es weiß doch niemand, was mit Rinnie passiert ist. Über die Heide zu gehen erlauben mir meine Eltern immer noch nicht.«
    »Also müssen wir es weiter heimlich machen.« Karim nickt.
    Sobald Marits Auto von der Straße abgebogen ist, klettern Karim und Lenne über den Zaun. Nebeneinander gehen sie den schmalen Sandweg entlang, der zum Birkenwäldchen führt.
    »Ich finde den Regen schön«, sagt Lenne und legt den Kopf in den Nacken, um sich die feinen Regentröpfchen auf die Wangen spritzen zu lassen.
    »Ich finde ihn nicht so besonders«, meint Karim und wirft Lenne verstohlen einen säuerlichen Blick zu. Dann runzelt er die Augenbrauen. »Bist du plötzlich ein Stück gewachsen?«
    Lenne grinst, gibt aber keine Antwort.
    »Oder hast du Schuhe mit hohen Absätzen oder so was an?«, brummt Karim und schaut nach unten auf Lennes Füße. »Lenne!«, ruft er dann und stößt sie vor lauter Überraschung an.
    Lenne lacht laut auf.
    Nervös schaut sich Karim um. »Komm wieder auf den Boden zurück, du verrücktes Huhn!«
    »Wieso denn? Findest du das nicht klasse? Ich hab wie blöd daran gearbeitet, Mann!«
    Karim starrt kopfschüttelnd auf Lennes Füße, die rund zehn Zentimeter über dem Sandweg schweben. »Du gruselige Hexe!«, sagt er und gibt ihr noch einen Schubs.
    »Gut, was?«
    »Ja, aber jetzt komm mal wieder runter«, knurrt Karim energisch.
    Lenne kommt seinem Wunsch brav nach, und schweigend gehen sie weiter.
    Als sie unter den Birken laufen, bleibt Karim plötzlich stehen. »Warte mal, ich hab noch was … ich

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