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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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ein verächtliches, ein eisiges schallendes Gelächter.
    Karim kämpft darum, freizukommen, er schlägt mit den Armen nach allen Seiten, er tritt die Hexe vors Schienbein.
    Sie packt ihn mit ihrem eisernen Griff, und Karim spürt erneut, wie er sich versteift. Was ist das nur, was sind das für Zauberkünste, die sie immer wieder auf ihn loslässt und durch die er spüren kann, wie ihm das Blut in den Adern rasend schnell gefriert? Gleich bin ich ein Eisklumpen oder eine Statue aus Stein, denkt Karim. Und dann kann mir niemand mehr helfen, dann stehe ich für alle Zeiten eingefroren in derselben Haltung da. Seine Ohren dröhnen von einem rauschenden und tosenden Geräusch, als würden hundert Herbststürme zugleich auf seine Trommelfelle eindreschen.
    Einen Augenblick lang weiß er nicht mehr, was passiert, er verliert ein paar Sekunden – oder sind es Minuten? – Zeit, die ihm weggenommen wurde, als wäre er für einen kurzen Moment versteinert gewesen.
    Plötzlich erscheint ein neues Bild auf seiner Netzhaut. Kommt es daher, dass er die Augen geschlossen hatte und nun wieder aufmacht? Oder schaut er mit offenen Augen ins Nichts? Es ist ein großes schwarzes Nichts, ein unendliches, furchterregendes Nichts. Aber nun tauchen langsam wieder Farben auf, als würde die Welt zurückkehren. Ohne etwas zu begreifen, starrt er in die verschwommenen Gesichter, die er vor sich sieht. Er kneift ein paarmal die Augen zu. Das Bild wird schärfer. Jemand legt ihm den Arm um die Schultern, beschützend, tröstend.
    »Lenne?« Karims Stimme krächzt, als hätte er sie seit Jahren nicht benutzt.
    »Nein, Luna«, flüstert sie ihm ins Ohr.
    Dann sieht er, was zu seinen Füßen liegt: eine Gestalt in einem dunklen Mantel. Sie liegt da, als ob sie Knall auf Fall in sich zusammengesackt wäre.
    Alba und Erin stehen zu beiden Seiten der gefallenen Hexe, beide haben einen silbernen Dolch in der Hand.
    »Ihr habt sie ermordet!« Karim ist erschrocken und hält sich die Hand vor den Mund. »Habt ihr sie niedergestochen?«
    »Nein«, antwortet Alba. »Nicht erstochen, nur etwas geritzt.« Sie blickt auf ihren Dolch. »Es ist nur ein bisschen Gift.« Sie wischt die Spitze des Dolchs an ihrem Mantel ab.
    »Und jetzt ist sie … tot?«, will Karim wissen. Kaum hat er die Worte ausgesprochen, da stößt die Hexe auf dem Boden ein grollendes Geräusch aus. Ängstlich springt Karim zurück.
    Mit äußerster Kraftanstrengung dreht Vita den Kopf. Hasserfüllt starren ihre grünen Augen Karim ins Gesicht. Sie macht den Mund auf, als ob sie etwas sagen wolle, aber kein Ton kommt über ihre Lippen. Keuchend lässt sie den Kopf wieder auf den Boden sacken. Sie scheint an einer plötzlichen Lähmung zu leiden, die ihr alle Kraft aus den Muskeln genommen hat.
    Jetzt wischt auch Erin ihren Dolch sauber. »Natürlich ist es tödlich«, sagt sie, »wenn man zu viel davon nimmt. Aber Hexen töten sich gegenseitig nicht. Das ist gegen das Gesetz.«
    Karim kichert vor Anspannung. »Aber sie dürfen sich gegenseitig vergiften?«
    Alba nickt. »Im äußersten Notfall.«
    Alba und Erin wechseln einen Blick.
    »Ich denke, der Augenblick ist gekommen, an dem wir nicht länger zögern sollten«, sagt Erin leise. »Wir sollten es jetzt machen.«
    »Ja.« Alba seufzt. »Ich befürchte, dass es die einzige Möglichkeit ist, dem allen hier ein Ende zu machen. Wir können sie nicht länger in Schach halten, dafür ist sie zu stark, zu mächtig und vor allem … zu hinterhältig.«
    »Wir sind schließlich auch da, um die Menschen und die Natur zu beschützen«, sagt Erin selbstbewusst. »Und es gibt zu vieles, das wir nicht länger vor Vita in Schutz nehmen können, es ist jederzeit möglich, dass etwas Furchtbares geschieht, und dann sind wir daran mitschuldig.« Sie wirft einen verstohlenen Blick auf Karim. »Ich will das nicht auf dem Gewissen haben, damit könnte ich nicht leben.«
    »Jetzt?« Alba blickt Erin mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an.
    Erin nickt. »Jetzt.«
    Dann geht sie zu Lenne, legt ihr die Hände auf die Schultern und dreht sie um, sodass sie der Hexe auf dem Boden den Rücken zukehrt.
    »Westwind«, flüstert sie Lenne zu.
    Karim versteht das nicht. Westwind? Was bedeutet das?
    Vita fängt an zu lallen, wüste Geräusche kommen über ihre kraftlose Zunge. Sie würde fluchen, wenn sie es könnte, das ist deutlich. Ihre Fingernägel kratzen matt über die Bodenbretter.
    Erin stellt Karim Lenne gegenüber und dreht auch ihn mit dem Rücken zur

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