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Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
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einfache Hütte, in der ein Tisch und ein Stuhl stehen, und es gibt eine Spüle mit einem Wasserhahn, einen Gasbrenner und einen Kessel. Karim sieht auf der Spüle einen Becher stehen, in dem ein Teebeutel hängt. Er schmeißt den Teebeutel weg und lässt den Becher mit Wasser volllaufen. Durstig trinkt er ein paar Schlucke und setzt sich dann auf den Stuhl. Schade, dass es hier kein Bett gibt, er ist todmüde. Aber wahrscheinlich würde er doch nicht schlafen können. Er friert und ist zutiefst unglücklich. Da sitzt er nun, mitten im kalten und dunklen Wald in einer Holzhütte auf einem harten Stuhl. Und es gibt niemanden, der weiß, wo er ist.
    Plötzlich strömen ihm die Tränen über die Wangen. »Ich finde das gar nicht mehr lustig«, schluchzt er verzweifelt und legt den Kopf auf die Hände.
    Ob Lenne ihn holen wird? Ob sie ihn suchen wird? Vielleicht zusammen mit Erin. Wenn sie dahinterkommen, dass er nicht zu Hause ist, dann werden sie doch sicher überall nachsehen, wo er stecken könnte? Wie lange wird es dauern, bis sie ihn finden? Bedrückende Fragen geistern durch Karims Kopf. Er seufzt tief auf, ein zittriges und piepsiges Geräusch.
    Er kann nichts anderes tun als warten.
     
    Der Stuhl ist total unbequem, der Knöchel klopft und pocht. Nach einer Weile hat Karim keine Tränen mehr. Ungeduldig rutscht er auf dem Stuhl hin und her. Er ist das Warten leid. Er muss etwas zu tun haben, ganz egal was. Er steht auf und hüpft auf einem Bein durch die Hütte. Es gibt nichts Besonderes zu entdecken, nichts, mit dem er sich beschäftigen könnte. Er geht an eines der Fenster und sieht hinaus. Im Mondlicht kann er die Stämme der nächsten Bäume erkennen, aber ein Stückchen weiter verliert sich alles in einem tiefen und düsteren Nichts. An jeder der vier Wände gibt es ein Fenster. Karim hüpft von einem zum anderen. Überall ist die Aussicht gleich.
    »Ich kann gut noch eine Weile so weiterhüpfen, aber was nützt mir das?«, jammert er und wirft noch einen Blick aus dem ersten Fenster.
    Und dann erstarrt er. Er sieht ein Licht! Es bewegt sich mit rasender Geschwindigkeit zwischen den Bäumen hindurch. Manchmal verliert er es kurz aus den Augen, dann ist es hinter einem Baumstamm oder einem Busch. Kommt es näher? Kommt es hierher? Ja, es wird größer, es kommt eindeutig auf die Hütte zu!
    Karim weiß nicht, ob er sich freuen soll oder Angst haben muss. Wer das wohl ist? Und wenn das nun wieder die grausige Hexe ist? Aber es könnte auch eine von den anderen sein. Dass es eine Hexe ist, steht für ihn fest. Es geht so blitzschnell, schneller als ein Mensch jemals laufen könnte. Was soll er tun? Er könnte durch das Fenster nach draußen klettern und rufen: »Ich bin hier!« Doch das wäre nicht so schlau, wenn es Vita ist, die ihn sucht. Auf der anderen Seite würde es wahrscheinlich nicht viel ändern. »Soll sie doch einfach herkommen und nachsehen, wer es auch ist«, sagt Karim laut zu sich selbst. »Die wissen natürlich alle drei, dass hier ein Häuschen steht, und es wäre dumm, nicht mal kurz reinzusehen, ob sich da ein Junge versteckt hat …« Ihm wird wieder kalt, und eine Gänsehaut kriecht über seine Arme. Er sollte sich lieber verstecken! Aber wo? Unter dem Tisch ist die einzige Möglichkeit, es gibt hier nichts anderes. Er wirft noch einen letzten Blick durch das Fenster. Das Licht ist näher gekommen, es ist schon sehr dicht bei der Hütte. Mit einem verzweifelten Sprung taucht Karim unter den Tisch, wo er zitternd auf das wartet, was kommen mag.
    Er braucht nicht lange zu warten, denn nach wenigen Sekunden fliegt die Tür – die gerade noch so fest verschlossen schien – mit einem Knall auf. Aus seinem Versteck heraus sieht Karim nur zwei Schuhe und den Saum eines Mantels, der übel zugerichtet ist. Das Feuer, denkt Karim, der Stoff ist verbrannt von dem Feuer, das ich umgetreten hab. Das kann niemand anderes als Vita sein.
    Der Tisch schützt ihn nicht. Mit zwei Schritten ist die Hexe bei ihm und zerrt ihn an den Haaren hervor. Karim quietscht wie ein Schwein, das zum Schlachthof gebracht wird. Dagegen kann er nichts machen, Angst und Verzweiflung haben sich in der letzten halben Stunde in ihm aufgestaut und platzen nun als ungeheure Schreie aus ihm heraus.
    »Ja, schrei du nur!«, zischt Vita ihm ins Ohr. »Du wirst noch viel lauter schreien, bis ich mit dir fertig bin!«
    »Ich will das nicht!«, schreit Karim. Was auch immer sie mit ihm tun wird, er will das nicht.
    Die Hexe lacht,

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