Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenheide

Hexenheide

Titel: Hexenheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: aerts
Vom Netzwerk:
Hexe, die nun zwischen ihren Rücken liegt. Dann legt sie ihm die Hand auf die Stirn und sagt etwas zu ihm. »Was? Ich verstehe dich nicht«, will Karim sagen, doch im selben Moment spürt er, wie eine Woge von Energie durch seinen Körper strömt. Automatisch streckt er den Rücken, seine Schultern straffen sich, und er reckt das Kinn. »Merk dir das eine Wort: Ostwind. Du wirst von selbst merken, wann du an der Reihe bist.«
    Das ist alles, was Erin ihm erklärt. Karim fröstelt. Ihm ist unbehaglich, und er fühlt sich nicht mehr sicher, weil er der bösen Hexe den Rücken zukehrt. Er würde sie lieber unter Kontrolle haben. Doch er bleibt gehorsam so stehen, wie Erin es gewollt hat, denn es wird wohl einen Grund dafür geben. Hinter sich hört er leise Stimmen, Worte, die er nicht versteht und wohl auch niemals verstehen wird. Worte aus dem Buch der Beschwörungen, das er auf dem Tisch im Haus der Hexen liegen gesehen hat? Vermutlich schon. Was ist es für eine Beschwörung, die die Hexen über Vita aussprechen? Er hört eine Stimme von links, eine Stimme von rechts, immer abwechselnd. Er begreift, dass sie nun um Vita herumstehen, und wenn Lenne der Westwind ist und er der Ostwind, dann werden wohl Alba und Erin die beiden anderen Windrichtungen darstellen. Aber woher soll er wissen, was er tun muss und wann? Gleich verpfuscht er noch in seiner Unwissenheit das ganze Ritual! Nervös starrt er auf die Wand ihm gegenüber und auf das dunkle Fenster mit der schwarzen Nacht dahinter. Er spitzt die Ohren und gibt sein Bestes, um gut aufzupassen. Sie werden doch wohl seinen Namen sagen, wenn er dran ist, etwas zu tun? Erin hat sehr sicher gewirkt und schien keinen Moment an Karim zu zweifeln. Ich darf sie nicht enttäuschen, geht es Karim nervös durch den Kopf, ich muss es einfach gut machen. Er lauscht den unverständlichen Worten. Es wird kalt in dem kleinen Raum, in dem sie sich befinden. Eine eisige und schneidende Art von Kälte. Karim erinnert sich, dass die Tür der Hütte offen geblieben war. Vielleicht kommt die Kälte daher? Ist es einfach nur die kalte Nachtluft, die hereindringt? Er hört, wie sich die Stimmen von Alba und Erin verdoppeln, als würde ein Echo nachklingen. Das ist seltsam. Wie kann jemand mit zwei Stimmen zugleich sprechen? Und dann verdoppeln sich die Geräusche wieder und wieder, bis ein ganzer Chor von Stimmen um ihn hallt. Karim hört es in seinen Ohren summen, flüsternde, raunende, murmelnde Stimmen, die sich zu einem leisen Rauschen vervielfachen. Von anderen Hexen vielleicht? Hexen, die von Alba und Erin gerufen worden sind, gerufen, um zu helfen? Und sind es dann nur ihre Stimmen, oder sollten sie hier etwa körperlich anwesend sein? Karim würde sich so gerne umdrehen, um zu sehen, was da passiert, auch wenn es nur ein schneller Blick über die Schulter wäre. Aber er traut sich nicht. Allein schon die Vorstellung, dass er damit alles zerstören würde! Das Geflüster wird zu einem Sturm von Stimmen, der durch die Hütte braust, und Karim spürt, wie der Wind an seinen Ohren entlangstreicht. Wie soll er sich hier überhaupt noch zurechtfinden? Wie soll er wissen, wann etwas zu ihm gesagt wird? Er wird von dem Geflüster beinahe betäubt, er überlässt sich ganz den Geräuschen, die wie eine rauschende Meeresbrandung durch die Hütte wogen. Aber dann hört er plötzlich durch das summende Geräusch Albas Stimme scharf und deutlich, die ein einziges Wort für ihn verständlich ausspricht: »Südwind.«
    »Westwind«, antwortet Lenne, die offensichtlich ohne Weiteres versteht, was von ihr erwartet wir.
    »Nordwind!«, ruft Erin laut.
    Kurz bleibt es still. Karim schnappt nach Luft. Ist er an der Reihe? Es kann eigentlich nicht anders sein, es muss einfach so sein. »O-oostwind«, stößt er stockend hervor. Er hat es kaum gesagt, da erhebt sich ein Sturm, der verglichen mit dem Stimmengewirr ein Orkan ist. Ein Luftstrudel rast durch die kleine Hütte. Der Stuhl am Tisch fällt um. Karim muss sich anspannen, um nicht herumgewirbelt zu werden, der Sturm stößt und rüttelt seinen Körper, und die Kleider flattern ihm um die Glieder. Da ertönt ein Gekreisch, das durch Mark und Bein fährt, eine gellende Stimme, die vor Hass und Zwietracht nur so brüllt. Gequält presst Karim die Hände auf die Ohren, die Stimme ist nicht zu ertragen! Lass das bitte schnell vorübergehen! Er kneift die Augen fest zu. Jetzt will er nicht mehr wissen, was hinter ihm passiert, jetzt will er nur noch,

Weitere Kostenlose Bücher