Hexenkatze - Roman
um, dann rief sie: »Hier ist alles in Ordnung.«
Ich beugte mich über den Schreibtisch, der am Fenster stand, um nach oben zu sehen. Na klar, die Dachrinne! Über Mickis Fenster endete das Dach, und entweder war die Dachrinne an dieser Stelle undicht oder verstopft, jedenfalls fand das Regenwasser seinen Weg genau über dem Fenster nach unten, und der Wind drückte es dabei gegen die Scheiben.
Das bedeutete einen sehr selbstlosen Einsatz.
»Micki, ich ziehe mich um und versuche, das Problem zu lösen.«
»Soll ich dir helfen?«
»Lass nur, das kriege ich schon irgendwie hin. Du passt inzwischen auf, dass nicht allzu viel Wasser auf den Boden tropft.«
In alten Jeans, einer Regenjacke und meinen Gartenturnschuhen machte ich mich an das feuchte Vergnügen. Aus der Garage schleppte ich die lange Leiter zur Terrasse und lehnte sie an die Hauswand. Sie reichte gerade bis unter das Dach. Es goss weiter wie aus Eimern, und der Aufstieg gestaltetesich ziemlich schwierig, da die Leitersprossen glitschig geworden waren. Ich traute mich nicht bis ganz nach oben, denn mir hingen die Haare klatschnass in die Augen. Als ich sie mit einem Kopfschütteln zurückwerfen wollte, wäre ich fast von der Leiter gekippt. Ich schnappte nach Luft. Das durfte mir jetzt nun wirklich nicht passieren. Vorsichtig hielt ich mich mit klammen, nassen Händen an der Dachrinne fest und untersuchte sie von unten. Ein Loch oder Riss war nicht zu sehen. Also wahrscheinlich eine Schmutzansammlung. Mühsam tastete ich über den Rand und fühlte auch gleich einen Haufen kalten, schmierigen Dreck. Halbverrottete Blätter, Ästchen, wahrscheinlich auch der eine oder andere tote Vogel. Lecker!
Unten hörte ich die Schiebetür vom Wohnzimmer aufgehen. Das traf sich gut, dann musste ich nicht noch einmal nach unten klettern.
»Micki, gib mir mal die kleine Schaufel hoch, die wir zum Blumensetzen verwendet haben. Hier ist eine Menge Schmodder in der Rinne.«
Doch nicht Micki antwortete mir.
»Kommen Sie sofort da runter! Sie sind wohl lebensmüde geworden!«
Das hatte mir jetzt gerade noch gefehlt. Ich war völlig durchgeweicht, ich stand auf einer kippeligen Leiter und rang mit dem Gleichgewicht, und Alexander Harburg wusste mal wieder ganz genau, was ich zu tun und zu lassen hatte.»Hören Sie, entweder Sie geben mir jetzt die Schaufel hoch, oder Sie verschwinden kommentarlos. Das hier ist kein Vergnügen.«
»Richtig, darum sollten Sie das auch nicht machen.«
»Und mir die Teppichböden versauen. Es regnet rein. Und jetzt geben Sie mir schon die Schippe. Sie liegt direkt neben Ihnen.«
»Kommen Sie da runter und lassen Sie mich das machen.«
»Verdammt, ich bin kein kleines Kind mehr. Muss ich die Dachrinne wirklich mit den Händen freischaufeln?«
Warum unnötige Diskussionen führen? Hände konnte man waschen! Ich kletterte also mühsam und die aufsteigende Angst unterdrückend noch eine Sprosse weiter nach oben, wobei die Leiter gefährlich wackelte. Ich kämpfte um mein Gleichgewicht, dann stand die Leiter still. Vor mir sah ich einen Ballen aus Laub, zerbrochenen Ziegeln und Zweigen. Vorsichtig löste ich eine Hand von der Sprosse, um in den Mist hineinzugreifen.
»Frau McMillen, lassen Sie das bleiben, das ist zu gefährlich!«
Warum antworten? Immerhin hatte sich Harburg unter die Leiter gestellt und hielt sie fest. Er war noch im Anzug, offensichtlich gerade nach Hause gekommen. Der Regen hatte aber seinem Jackett nicht gut getan. Sein Problem. Ich hatte ihn nicht gerufen.
Ich überwand meinen Ekel und langte in die Dachrinne.Feuchter, schleimiger Schmutz quoll zwischen meinen Finger durch. Bäh! Ich warf eine Handvoll nach unten. Nicht auf Harburg, nein.
»Hören Sie auf, Sie dummes Stück. Das ist keine Arbeit für Sie!«
»Junge Frau« war schon mies, »dummes Stück« allerdings war heftig.
»Hören Sie, es kann ja sein, dass das der normale Umgangston auf der Baustelle ist, aber hier sind wir auf meinem Grund und Boden. Es langt schon, dass Sie mich andauernd belästigen und bevormunden, aber beleidigen geht zu weit«, brüllte ich ihn an. Meine Haare klatschten wieder in meine Augen, und ich verlor fast den Halt, als ich sie zurückstrich.
»Kommen Sie sofort von dieser verdammten Leiter runter«, tobte Harburg in bester Baustellenlautstärke.
Ich widmete mich wieder dem Dreck und warf eine weitere Portion nach unten. Nicht auf Harburg!
»Frau McMillen!«, kam es etwas sanfter. Aha, er hatte meine Möglichkeiten wohl
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