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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ähnliche seltsame Begabungen hatten. Katharina war eine von ihnen, Agnes auch und natürlich La Strega. Sie halfen mir und rieten mir, soweit es in ihrer Macht stand.
    Das, was mich in den letzten Wochen so schockierte, war, dass sich offensichtlich meine Fertigkeiten selbständig gemacht hatten und zu meinem persönlichen Schrecken in ihrer destruktivsten Art. Und ich wusste einfach nicht, warum. Und wie ich es in den Griff bekommen sollte.
    Weil ich mit meinen Überlegungen nicht weiterkam, beschloss ich, mich noch etwas in meine Arbeit zu stürzen.
     
    Das Wochenende brachte uns diesmal definitiv den Herbst. Nicht nur, dass es kalt wurde, es war nebelig und nieselte. Kein Wetter zum Fahrradfahren oder Skaten. Betrübt räumten Micki und ich unsere Sachen in den Keller und bereiteten uns dann zum Trost ein großes Blech Zwiebelkuchen zu. Wenigstens gab es keine weiteren Zusammenstöße mit der näheren Nachbarschaft.
    Am Montagvormittag bat mich Jeany, auch die Abendkurse zu übernehmen, da eine der Trainerin sich mit einer Grippe auf die Nase gelegt hatte. Es passte mir zwar nicht besonders, denn mein Handbuch wartete, aber ich sagte trotzdem zu. Als ich mittags nach Hause kam, erwartete mich ein umfangreiches Paket. Vaters Geschenk zur Hauseinweihung. Sorgfältig packte ich die zarten Kristallgläser aus. Hochstielige Kelche, schlicht, ohne Verzierung, aber von eleganter Form schmiegten sich in meine Hände. Ein wirklich großzügiges Geschenk. Ich baute die Pracht auf dem Regal im Wohnzimmer auf, um mich daran zu erfreuen.Ein angemessener Platz musste noch gefunden werden, vielleicht eine Vitrine?
    »Nicht schlecht, was? Er hat sich selbst übertroffen!«
    »Mit ein wenig Hilfe von meiner Tochter, nehme ich an?«
    »Mh!« Micki warf ihre Tasche auf die Treppen und sah sich die gleißende Glassymphonie an.
    »Spülen musst du die aber, Mam!«
    »Das hatte ich erwartet. Aber dann darf auch nur ich daraus trinken.«
    »Ich mag sowieso keinen Wein.«
    »Kommt vermutlich noch. Und dann denk an meine Worte. Hast du übrigens Lust, heute Abend mit ins Studio zu kommen. Ich muss Vertretung machen.«
    »Au ja, gerne.«
    Es war voll. Montags hatten die meisten Figurfanatikerinnen das schlechte Sonntagsgewissen – zuviel Kalorien am Wochenende. Ich hatte eine motivierte Klasse, deren Muskeln ich zum Brennen brachte. Micki in ihrer jugendlichen Unbekümmertheit machte, ohne mit der Wimper zu zucken, alles mit. Und nach der zweiten Stunde war sie fertig mit sich und der Welt.
    »Wie hältst du das bloß durch, Mam. Jetzt noch eine Stunde? Ich brech’ ab!«
    »Alles Übungssache, Süße. Zieh dir was Warmes über und setz dich an die Theke, bis ich fertig bin. Der letzte Kurs dauert nur eine Dreiviertelstunde.«
    »Eine Ewigkeit!«
    »Kommt auf die Einstellung an. Trink einen Saft oder ein Wasser. Und lass die Männer in Ruhe.«
    »Alle?«
    »Alle!«
    Ich ruffelte ihr die nassen Löckchen und machte mich an meinen nächsten Auftritt.
    Als ich um Viertel vor neun aus dem Aerobic-Raum kam, sah ich zu meinem Unwillen, dass sich Micki an der Theke in einem Pool von Männern aalte. Lediglich der breite Rücken und der glänzende Hinterkopf vom Ärisch beruhigten mich etwas. Erich würde nie zulassen, dass sich jemand an Micki vergriff. Leider war aber auch Rüdiger da.
    »Tut das denn nicht weh, die Ringe da rein zu stechen?«
    »Ach was. Kleiner Piekser.«
    »Sieht stark aus.«
    »Fühlt sich auch stark an …«
    Bevor das eskalieren konnte, griff ich ein.
    »Micki, umziehen!«
    »Och, Mam …«
    »Hey, Deba! Ganz die strenge Mutter heute? Komm, hör schon auf damit. Das macht dich so alt.«
    Rüdiger konnte mich ärgern. Und er steigerte das noch, indem er seinen Arm um Mickis Schultern legte.
    Der Ventilator über der Theke heulte auf, entwickelte eine orkanartige Umluft und erstarb jaulend.
    Micki machte sich los.
    »Okay. Ich geh mich umziehen. Komm, Mam. Ist in Ordnung.«
    Ich holte tief Luft und schenkte Rüdiger noch einen vernichtenden Blick. Mit geheimer Schadenfreude bemerkte ich darauf, dass er sich mit dem Blick äußerster Verwunderung an das Kettchen an seiner Brustwarze griff. Vermutlich war es heiß geworden.
    Aber ich wollte das doch nicht, verdammt!
    In der Umkleide empfing mich Micki mit der Frage: »Mam, sag mal, warum darf ich mich denn nicht mit den Leuten da unterhalten? Ich habe den Mann doch nur gefragt, wie das mit den Ringen ist. Und mit dem Erich knutschst du auch immer rum.«
    Heilige

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