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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht weit weg. Dann fehlt ihr ein Stück. Seitdem ist alles dunkel um sie.«
    »Dunkel?«
    »Sie sieht nichts mehr.«
    »Ein Schlag auf den Kopf? Kann der Blindheit verursachen?«
    »Die Mediziner sagen, er kann. Sehnerv durch die Erschütterung abgerissen oder so was. Aber das ist bei Sonja nicht der Fall. Die Augen sind in Ordnung. Sie sieht nur nichts.«
    »Vermutlich durch den Schock, oder?«
    »Vielleicht. Es kann eine psychogene Blindheit sein.«
    »Was ist das?«
    »Hysterische Blindheit, durch einen unbewussten Vorgang ausgelöst.«
    Wie gesagt, Katharina gehört auch zu denen, die ein paar nicht alltägliche Fähigkeiten besitzen. Sie ist eine kompetente Heilerin. Wenn sie einem die Hände auflegt, fühlt man sich wie neugeboren. Vor ein paar Monaten hatte sie mir mal einen üblen Migräneanfall auf diese Art und Weise weggewischt. Darüber waren wir dann ins Gespräch gekommen.
    »Hast du sie untersucht?«, war daher keine ungewöhnliche Frage.
    »Im Krankenhaus? Ich bin doch nicht bescheuert. Wenn sie entlassen wird, kümmere ich mich um sie. Wahrscheinlich ist es im Moment besser, sie sieht nichts und erinnert sich nicht. Sie scheint irgendetwas Furchtbares erlebt zu haben, das sie erst verarbeiten muss.«
    »Aber um die Täter zu finden wäre es wohl besser, sie erinnerte sich?«
    »Möglich. Aber wahrscheinlich ginge das zu ihren Lasten.«
    »Wer waren denn die Freunde, mit denen sie zu der Party wollte?«
    »Der übliche Klüngel, mit dem sie auch sonst herumhängt.«
    »Rüdiger und Konsorten?«
    »Der auch. Und noch ein paar andere, von denen ich noch nie gehört habe.«
    »Rüdiger, so, so.«
    »Hast du ihn im Verdacht?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe erst heute wieder eine kleine Differenz mit ihm gehabt.«
    »Ich weiß ja, dass du ihn nicht magst. Aber er scheint wirklich in Ordnung zu sein. Worum ging es denn?«
    »Er hat Micki angemacht.«
    »Huch, auf so junges Fleisch hat der doch sonst keinen Appetit. Das macht er nur, um dich zu reizen, denke ich mal.«
    »Ja, aber Micki nimmt es für bare Münze.«
    »Red’s ihr aus.«
    »Ich bemühe mich, Katharina. Aber der Haussegen hat einen ordentlichen Knacks bekommen.«
    »Schade, dass ich bei Kindererziehung nicht mitreden kann.«
    »Gut, dass du das zugibst. Ich kenne da andere Fälle …«
    »Über die du dich geärgert hast und nun die Versicherung aufkommen muss.«
    »Zahlt die Haftpflicht die Reinigung von Anzügen?«
    »Was weiß ich? Aber ich kenne einen guten Versicherungsvertreter. Soll ich dir den mal vorbeischicken?«
    »Wenn du meinen Stundensatz erhöhst, damit ich die Prämien zahlen kann.«
    »Raffgieriges Weib. Viel einfacher ist es, wenn du deinen Zorn in Grenzen hältst.«
    »Oh, apropos Zorn und Versicherungen. Wir haben da ein kleines Problem mit der Dusche …«
    Nach einer Viertelstunde heiteren Geplänkels legte ich auf und sah nach Micki in der Küche. Sie hatte sich rücklings auf dem Boden ausgestreckt, Freia lag in voller Länge von Bauch bis Kinn auf ihr, die Pfoten um ihren Hals gelegt und gab Töne von sich, die eine Mischung von Schnurren und Schnarchen waren. Holy und Mystery schnurchelten satt rechts und links in Mickis Armbeugen. Ein gelungenes Bild größter Friedfertigkeit.
    »Sieht aus, als müsstest du die Nacht auf dem harten Boden verbringen.«
    »Aber wenigstens bin ich warm zugedeckt.«
    Nun hatte ich aber schon gelernt, dass Katzen neben der menschlichen Wärme noch eine weitaus größere Leidenschaft haben. Und dieses Wissen nutzte ich jetzt schamlos aus. Mit dem leisen Ruf: »Leckerchen!« öffnete ich die quietschende Kühlschranktür.
    Ein träges Auge ging auf.
    Ich holte die Wurstdose heraus.
    Ein zweites träges Auge ging auf.
    Ich machte den Deckel auf und raschelte mit dem Papier. Vier Pfoten schnellten auf. Freia stand auf den Hinterbeinen, die Krallen in die Schranktür gehängt, und formulierte ein wohlverstandenes Maunzen: »Hungerrrrr!«
    »Freia, du bist ein verlogenes Geschöpf. Mam, sie hat gerade eine Riesenportion Schleckerkatz weggedrückt.«
    »Tja, aber ein Stück gekochter Schinken geht immer noch. Und du kommst doch noch in den Genuss einer weichen Matratze.«
     
    Der Freitag war endlich wieder regenfrei. Es war auch etwas wärmer geworden, und die dicken Wolkenballen gaben ein paar schräg fallende Sonnenstrahlen frei. Mittags hatte ich die ersten Passagen meines Handbuchs abgeliefert, noch ein paar offene Fragen geklärt und einen zufriedenstellenden Scheck erhalten.
    Micki war

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