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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sträubte, und zog sie zur Umkleide. Aber Rüdigers Blick blieb an mir haften, und die feuchten Härchen in meinem Nacken schienen sich aufstellen zu wollen.
    Himmel, was für ein Ekel!
    »Mam, du bist wirklich fies. Was soll das denn? Ich kann mich doch auch mal mit wem unterhalten, den du nicht so magst. Ich mag auch nicht alle, mit denen du redest.«
    »Wir haben da einen kleinen Altersunterschied zu bedenken, Micki. Und vielleicht einen zarten Vorsprung in der Lebenserfahrung.«
    Mist, ich klang ja schon wie Vater oder Harburg. Meine Umgebung färbte unangenehm auf mich ab. Ich ging in die Dusche und drehte mich noch einmal um.
    »Und ich bin mal wieder das kleine Dummchen. Ich bin ja bloß ein Kind, dass nach Mamis Pfeife zu tanzen hat«, fauchte Micki hinter mir her.
    »Unter anderem bist du das auch. Micki, ich versuche dir gegenüber so fair wie möglich zu sein. Aber du musst mir schon gestatten, dich vor den etwas gröberen Fehlern zu bewahren.Das ist nun mal meine Aufgabe als deine Erziehungsberechtigte.«
    »Yes, Sir, Madam, Sir!«
    Sie wusste, wie sehr mich dieser Spruch ärgerte. Und ich konnte gerade noch zur Seite springen, als der Duschschlauch platzte und mich mit eiskaltem Wasser übergoss.
    Hörte ich ein leises, schadenfrohes Kichern?
     
    Den Heimweg verbrachten wir dann allerdings schweigend, jeder in seinem Ärger über den anderen versunken. Dabei musste ich mir gestehen, dass Micki im Prinzip recht hatte. Nur weil ich Rüdigers Umtriebe ein bisschen besser beurteilen konnte – konnte ich das überhaupt? –, musste ich ihr eine harmlose Unterhaltung nicht so vehement verbieten. Ich mochte den schleimigen Typen einfach nicht. Aber viele sahen das ganz anders. Er hatte eine recht große Gefolgschaft, und zweifellos eine gewisse, direkte Art, auf die manche Frauen regelrecht abfuhren. Sonja zum Beispiel, aber auch andere. Es mochte gefährlich wirken, sich mit ihm einzulassen. Und war nicht die Gefahr immer ein wenig reizvoller als das Berechenbare? Ich sollte mir mehr Zeit nehmen, Micki das zu erklären. Und trotzdem, selbst wenn sie es verstand, würde es sie im Zweifel nicht daran hindern, weiter die Gefahr zu suchen.
    Es war jetzt um neun Uhr schon stockdunkel, und wahrscheinlich war es die Finsternis, die mich die Situation soschwarzmalen ließ. Als wir vor dem Haus einparkten, legte ich Micki die Hand auf das Knie und tätschelte sie leicht.
    »Komm, wir schmollen jetzt nicht mehr. Du hast recht, ich kann dich nicht in Watte packen. Ich kann nur versuchen, dich auf spitze Kanten aufmerksam zu machen.«
    »Mmh.«
    »Steig aus, Micki. Katzenfüttern!«
    »Oh, ja, stimmt. Wir waren lange weg.«
    Ganz war die Verstimmung noch nicht bereinigt, aber wir hatten einen diplomatischen Status erzielt, der uns die Konversation zu Sachthemen erlaubte. Na, vielleicht wurde es am nächsten Morgen besser.
    Freia begrüßte uns, oder besser Micki, mit Schnurren und Köpfchengeben. Die heiligen Mysterien tollten durch die Küche und hatten einen Spülschwamm zerlegt. Micki richtete sorgfältig Futterschüsselchen, rührte noch einmal Katzenmilchbraps an, wechselte das Streu in der Toilette. Sie hatte sich wirklich vorbildlich daran gehalten, für die drei Tiere zu sorgen. Und es schien wider Erwarten gelungen zu sein, aus der Streunerin Freia eine echte Hauskatze zu machen. Sie hing in großer Liebe an Micki und schien ihr auch die Kleinen blind anzuvertrauen.
    Während es in der Küche wuselte und wurschtelte und Micki unablässig mit den Katzen plauderte, versuchte ich, Katharina zu erreichen, um etwas mehr zu dem Fall Sonja zu erfahren.
    »Hallo, Deba, nein, du störst nicht. Wir haben gerade Buchhaltung gemacht. Da bin ich für jede Ablenkung dankbar.«
    »Glaube ich dir. Sag mal, ich hab im Studio von Sonjas Unfall gehört. Weißt du Näheres?«
    »Hast du ein schlechtes Gewissen, Deba?« Die Frage klang ausgesprochen ernst.
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Gut. Ich habe auch nicht geglaubt, dass dein Ärger über sie so tief geht. Sie ist eine schnippische kleine Schlampe mit einem zu großen Ehrgeiz. Aber im Prinzip nur zu bedauern. Ich war vorhin bei ihr im Krankenhaus. Sie ist ziemlich daneben.«
    »Jeany hat gesagt, sie redet nur wirres Zeug. Ist sie inzwischen etwas klarer?«
    »Na ja, wie man’s nimmt. Sie … also, sie scheint einen Schlag auf den Kopf bekommen zu haben.«
    »Amnesie?«
    »Zum Teil, ja. Sie kann sich erinnern, dass sie ein paar Freunde zu einer Party begleiten wollte. Zu Fuß,

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