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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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aufpasst, nicht wahr?«
    Micki kicherte, und ich könnte wetten, Kevin war wieder rot geworden. Die beiden zogen ab, und ich blieb an die Birke gelehnt stehen, um eine stille Zwiesprache mit dem Mond zu halten, der den langsam ziehenden Wolken Silberränder zauberte.
    Es war so viel in den letzten Stunden passiert, dass ich einfach eine Weile Ruhe brauchte, um die aufgewühlten Gefühle, die Angst, die seltsame Umarmung der Dunkelheit und die Reste der herbeigerufenen Kräfte wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Ich merkte kaum die kalte, feuchte Luft, die mich umgab, die in meine Kleider drang und meine Haut klamm werden ließ, so sehr war ich in mir und dem fernen Gestirn versunken.
    Ich schreckte erst aus meiner Versunkenheit auf, als eine dunkle Silhouette unter den Bäumen hervortrat.
    Alexander Harburg.
    »Entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht stören.«
    »Schon gut.«
    »Ist Ihre Tochter in Ordnung?«
    »Soweit ich erkennen kann, ja. Sie ist zu ihrem Freund Pizzabacken gegangen. Das scheint mir sehr normal.«
    »Sie lassen sie einfach so mit dem Jungen alleine? Meinen Sie nicht, dass sie bei Ihnen jetzt besser aufgehoben wäre?«
    Ich war sanftmütig an diesem Abend. Die stille Kontemplation hatte meine Neigung zum Widerspruch gedämpft. Darum gab ich nur sanft zu bedenken: »Manchmal ist nach solchen Erfahrungen eine andere als Mutterliebe hilfreicher.«
    »So, glauben Sie? Ich halte das für sehr leichtsinnig von Ihnen.«
    Stille Kontemplation hin, Mondgedanken her, das langte mal wieder!
    »Mag ja sein, dass ich mit vierunddreißig als Großmutter zu jung bin, aber letztendlich ist das ja dann wohl mein Problem, oder?«
    »Micki ist noch ein Kind! Haben Sie denn gar kein Verantwortungsgefühl?«
    »Nein, offensichtlich nicht.«
    Er stand direkt vor mir, überragte mich um Haupteslänge, das kalte Mondlicht arbeitete seine Züge scharf und steinern aus seinem Gesicht. Ich funkelte ihn wütend an. Bereit, auf die nächste Bemerkung meinen aufsteigenden Zorn überkochenzu lassen, doch dann geschah das gänzlich Unerwartete. Er griff mit beiden Händen zu meiner Taille, schob dieses blöde, kurze Sweatshirt hoch, und ich fühlte, wie seine warmen Hände auf meiner ausgekühlten Haut mich an seinen Körper zogen.
    Einen Moment lang verschlug es mir den Atem.
    Dann brach es aus mir heraus.
    »Dafür hast du aber lange gebraucht.«
    Verblüffung stand in seinem Gesicht, dann ein Lachen.
    »Dein Mundwerk muss man extra totschlagen, wie es scheint, was?«
    Dann presste er mich fester an sich, und sein rauer Kuss tat beinahe weh. Aber nur beinahe. Eigentlich verlor ich fast die Besinnung dabei. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich mich dermaßen danach gesehnt hatte.
    »Weniger totschlagen. Du scheinst auch andere Mittel zu kennen.«
    Meine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern, mein ganzer Körper schien von Strom durchflossen. Aber ich hatte die Genugtuung, dass es mir nicht alleine so ging. Die Reibeisenstimme war auch heiser geworden.
    »Deborah, hör auf, dich zu wehren.«
    Ungerecht, ich wehrte mich doch gar nicht mehr! Ich legte meine Arme um seinen Hals und zog seinen Kopf wieder zu mir. Diesmal fiel sein Kuss weniger brutal, aber um nichts weniger leidenschaftlich aus. Und seine Hände strichenüber die nackte Haut meines Rückens und hinterließen Flammenspuren. Unsere Lippen lösten sich, und mit einem Ruck fühlte ich mich plötzlich hochgehoben.
    »Du bist eiskalt – äußerlich, meine ich. Das ist keine Nacht für Freiluft-Romanzen.«
    Er trug mich mit Leichtigkeit in mein dunkles Haus und legte mich auf das Sofa. Wie auch immer war plötzlich mein lächerliches Sweatshirt auf dem Boden gelandet, fanden meine Finger den Weg unter das seine. Und – ach, was für ein Erlebnis! Seine Brust, bedeckt mit schwarzen, mit Grau durchsetzten Locken, war breit und muskulös und ging mitnichten in einen Bierbauch über.
    Irgendwie glitten meine Schuhe von den Füßen, die Haarspange hatte schon lange jede Hoffnung auf Haltung in der Frisur aufgegeben. Ich befand mich in einem Strudel von Händen, Küssen und suchenden Fingern, wissender Zunge und bemühte mich ohne Erfolg, den Kontakt zur Wirklichkeit wieder herzustellen.
    »Alexander!«, gelang es mir in dem verwirrenden Taumel einmal anzubringen.
    »Deborah, könntest du dich auf Alex einigen? Das andere hört sich derzeit zu formell an.«
    Noch nie hatte ich ihn so wenig formell gesehen. Das lag vielleicht auch an der derangierten Situation. Ich

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