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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nahm ihn wortlos mit in mein Zimmer, eine Spur abgelegter Kleidungsstücke hinterlassend.
    Hier wirkte er plötzlich zu meiner Überraschung ein wenig unsicher. So, als sei ihm gerade erst zu Bewusstsein gekommen, dass der kühne Ritter, der die Maid retten wollte, sie soeben zu schänden gedachte.
    »Alex?« Ich legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Ich bin kurz davor, etwas völlig Unmögliches zu tun, Deborah.«
    »Deba, wegen der Förmlichkeit. Etwas völlig Unmögliches wäre jetzt, wenn du grußlos verschwinden würdest. Meinst du nicht auch?«
    Ich stand vor dem Fenster, und der runde, volle Mond beleuchtete mein bislang so schrecklich keusches Bett. Alex ragte neben mir auf, sah zu mir hinunter mit einem Blick, den ich nicht recht zu deuten wusste. Mag sein, dass er einen Kampf mit sich auszufechten hatte. Einen Kampf, den ich schon lange, lange hinter mir hatte. Und während wir schweigend so voreinander standen, überkam mich mit der Ruhe und der Gewissheit ein herzzerreißendes Sehnen. Es dehnte sich in mir aus, es füllte meinen ganzen Körper. Ich wagte nicht, Alex anzusehen, um doch noch nicht zu viel von mir preiszugeben, wenn er sich entschloss, weiterhin nur der kühle Nachbar zu bleiben.
    »Deba?« Sehr fragend, ungewöhnlich sanft. Ich sah auf. Er hatte ein grimmiges Gesicht, aber er hielt meinem Blick stand.
    »Deba, du hast mich bis aufs Blut gereizt, seit du hier aufgetauchtbist. Aber ich wollte dich nicht so überfallen. Nach allem, was heute geschehen ist.«
    »Nein, wolltest du nicht?« Ich erlaubte mir ein ganz leichtes Lächeln.
    »Spottest du über mich?«
    »Nein, warum?«
    »Du tust, als würdest du mich besser kennen, als ich mich selbst.«
    »Ich glaube, du kennst dich gut genug, Alex. Du musst es dir nur eingestehen.«
    Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, als er sagte: »Ich habe von dir geträumt, Deba. Jede Nacht. Ich bin verrückt nach dir. Und du hast mir beständig die Stacheln gezeigt.«
    Ich kratzte probehalber mit meinen Fingernägeln über seine Brust und wurde mit einem Stöhnen belohnt.
    »Deba, ich will mit dir schlafen.«
    »Tu, was du willst!«
    Was ein guter Rat war, wie immer.
    Er zog mich wieder in seine Arme, und mein Kopf lag an seiner nackten Brust. Hörte sein Herz schlagen, nicht gelassen, sondern kraftvoll und heftig, es war ein wunderbares Geräusch. Und das Sehnen wurde so mächtig, dass ich anfing zu zittern.
    »Deba … Deba …«
    Er ließ mich aus seinen Armen, zog mich zum Bett. Kurz darauf waren wir in einem schimmernden Lichtstrahl aufunserem Weg zu einem stummen, ewig leuchtenden Mond. Doch dieser Mond zerbarst, bebend von einem lautlosen Donner. Gleißende Splitter überzogen den blauschwarzen Himmel, wirbelten empor zu den Sternen und fielen dann mit glühenden Schweifen nieder. Und auf ihrem Weg zur Erde tanzten sie, taumelten sie umeinander, wurden zu schwebenden seidigen Rosenblättern, die sacht auf einer mit Tau bedeckten Wiese landeten.
    Ich lag, verwickelt in seine Arme und Beine, regungslos, lauschte unserem Atem, ruhig und dankbar dafür, dass die ungeheure Spannung aus Angst, Sehnsucht, fremden, doch notwendig herbeigerufenen Energien in mir endlich gelöst war. Ich genoss ein Gleichgewicht der Kräfte, das mir schon seit langem nicht mehr gegönnt war. Und ich genoss die Wärme eines atmenden männlichen Körpers neben mir.
    »Deba?«
    Alex richtete sich ein wenig auf.
    »Deba, du weinst. Was ist?«
    »Weine ich?«
    »Deine Augen weinen, aber dein Mund lächelt. Also kann es nicht allzu schlimm sein.«
    Er fuhr mir mit dem Zeigefinger über die Wangen, die tatsächlich feucht waren. Dann strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste mich zärtlich. Ich kuschelte mich etwas bequemer in seinen Arm.
    »Deba, du seltsame Frau, kannst du eigentlich zaubern?«
    Eine eiskalte Dusche war nichts dagegen.
    »Wie meinst du das?«
    »So etwas wie mit dir habe ich noch nie erlebt.«
    Ach so, er meinte nur die gewöhnlichen Zauber, die allen Frauen eigen sind.
    »Nein, Alex? Hast du nicht? Der gestandene Seemann, in jedem Hafen eine Braut, und so etwas hat er noch nicht erlebt!«
    »Du bist ein freches Weibsstück.«
    »Ich mag nur keine Klischees.«
    »Ich meinte das aber überaus ernst. Und wenn du es ein bisschen origineller haben willst, dann will ich es dir so beschreiben, dass für mich der Himmel explodiert ist.«
    Soviel zu gemeinsamen Visionen.
    »Viiiiel origineller.«
    Zum Glück begann er wieder zu lachen. Dieser ernste Alex

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