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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Unterhaltung?«
    Seine Worte verletzten mich, auch wenn er mir nur mit der gleichen Münze heimzahlte, die ich ihm vor gar nicht langer Zeit herausgegeben hatte. Aber es war mir jetzt zu wichtig, um mich stachelig zu geben. Ja, sogar so wichtig, dass ich leise sagte: »Bitte, Alex.«
    Die Reaktion darauf war erstaunlich. Und sehr heftig.
    »Du spielst mit mir Katz und Maus, Deba«, sagte er, als er mich für einen Moment freigab. »Aber ich kann es nicht verhindern. Komm mit!«
    Diesmal zog er mich an der Hand nach oben, und meine Finger zitterten, als ich den Knoten des Kimonogürtels löste.
    Es war anders diesmal, keine Universen explodierten. Doch ein gewaltiges Glühen erfüllte mich. Und in Alex warmer, schützender Umarmung schlief ich ein.
     
    Wie eine makellose Silberscheibe hing der Mond über den Bergen, die sich voll dunkler, gefahrvoller Schluchten und unerreichbaren, schroffen Gipfeln am Rande der Welt entlangzogen. Und als er im Zenit stand, spiegelte sich in der Wasseroberfläche des tief in den grauen Fels getriebenen Brunnens sein Licht.
    Durch mächtige Schichten von Gestein und Sand war das Wasser gedrungen, war sauber und süß aufgestiegen bis zur sprudelnden Quelle, eingefangen in der starren Hülle des Berges.
    Doch von den fernen Bergen glitt ein Schatten heran, größer als jeder Vogel, mit riesigen Schwingen aus Haut und Horn. Wie ein aufziehendes Gewitter verdunkelte sein gewaltiger Körper den Himmel.
    Ohne Zögern stürzte das nächtliche Ungeheuer auf den Brunnen zu, seine Flügel wirbelten den Staub zu hohen Wolken auf, als es sich auf der steinernen Umrandung niederließ.
    Sein schlangenartiger Hals beugte sich weit vor, und sein schuppiges Haupt neigte sich dem Wasserspiegel zu. Mit gewaltigen Schlucken soff es das Nass aus der Tiefe, bis es keinen Tropfen mehr erreichen konnte.
    Und als sich das Ungeheuer mit einem Fauchen wieder erhob, blieb ein schwefeliger Geruch in der Luft hängen. Es entfernte sich mit schnellem Flügelschlag, ein kleiner werdender Schatten am Rande der Welt.
    Das Licht des Mondes jedoch erreichte die Tiefen des leeren Brunnens nicht mehr.
     
    Etwas Warmes, Helles drang in mein Bewusstsein, doch der Schlaf ließ mich noch nicht aus seinen Fängen. Der Traum war noch nicht ausgeträumt, und ein seltsames Ziehen führte mich in seine Abgründe zurück.
     
    Ein weißschäumendes Bächlein wand sich zwischen Moosen und Farnen hindurch, die sich mit zähen Wurzeln in den Ritzen und Spalten des unnachgiebigen Felsens klammerten. Frisch und kalt war das Wasser, bahnte sich seinen Weg durch gischtbenetztes Grün, durch altes Wurzelwerk, Geröll und Schutt, schwoll an zu einer Flut, die im Licht der aufgehenden Sonne glitzernde Schaumkronen trug. Und der brausende Fluss schwemmte sich den Weg frei zu dem vertrockneten Brunnen und füllte ihn mit reinem Wasser.
     
    »Deba? Deborah …!«
    Ganz fern, ganz weit weg von mir schien irgendjemand meinen Namen zu rufen. Aber ich konnte mich nicht rühren.
    »Deba, Liebste. Deba, komm zu dir!«
    Da gab es irgendwo einen Körper, kalt und starr. Vage ahnte ich, dass es der meine war. Aber ich konnte keinen Kontakt zu ihm finden.
    Jemand rüttelte an dem fernen Körper, redete auf ihn ein. Ein dünnes Fädchen begann, mich wieder mit ihm zu verbinden. Mit unendlicher Anstrengung konnte ich meineLider bewegen. Sie zitterten, öffneten sich einen winzigen Spalt. Es herrschte Dämmerlicht um mich, verschwommenes Grau. Und mir war entsetzlich kalt. Dann wurde das Bild schärfer, und ich erkannte ein höchst besorgtes Gesicht über mir.
    »Deba, hörst du mich?«
    Welch Wunder, ich konnte nicken. Wahrscheinlich konnte ich auch sprechen.
    »Ich friere so, Alex. Ich friere so unheimlich. Halt mich fest.«
    Ein warmer, haariger Körper drängte sich fest an meinen, massierte mit harten Strichen meine Arme, meinen Leib, bis ich mich wieder ganz in mir selbst fühlte.
    »Meine Güte, hast du mich erschreckt.«
    »Tut mir leid, Alex. Das habe ich manchmal. Das ist nichts Ernstes, nur so ein bisschen Seele auf Abwegen.«
    »Ich hatte dich schon für klinisch tot gehalten. Du hast ja nicht mehr geatmet, und dein Herzschlag war kaum noch zu spüren.«
    »Ich sagte doch, das passiert mir manchmal, wenn ich besonders intensiv träume. Hab noch mal einen Moment Geduld, Alex.«
    Diesmal erinnerte ich mich wirklich an den gesamten Traum. Ich rekapitulierte ihn, damit er mir auch ja im Gedächtnis blieb, denn er war bestimmt nicht ohne

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