Hexenkatze - Roman
Bedeutung. Wenn diese mir auch noch nicht offenbar war.
»So, jetzt bin ich wieder ganz da. Wie spät ist es eigentlich?«
»Kurz nach sechs. Soll ich dich alleine lassen?«
»Möchtest du?«
»Ich dachte, weil deine Tochter ja heute Morgen zurückkommt.«
»Aber sicher nicht um sechs Uhr.«
»Nein, vermutlich nicht.«
Er lag auf einem Arm aufgestützt neben mir, die Decke bis zu den Hüften herabgerutscht, und sah mich im blassen Licht des Morgens an. Ich erwiderte seinen Blick. Er wirkte erstaunlich jung, trotz grauer Haare und dem von einem sicher nicht immer einfachen Leben gezeichneten Gesicht. Ein Hauch von Eitelkeit flog mich an, und ich zog eine Grimasse.
»Nicht gerade eine taufrische Blütenknospe, was?«
»Nein, die nicht. Aber jetzt, wo du wieder unter den Lebenden weilst, eine … Versuchung?«
»Hast du gerade ein Klischee erwürgt?«
»Bevor ich wieder deine Giftzähne zu spüren bekomme.«
»Magst du die nicht?«
Oh, Übermut. Ich begann zu knabbern. An allen erreichbaren Stellen. Es entwickelte sich ein sehr unwürdiges Gebalge, das in einer sehr zärtlichen Umarmung endete.
Alex legte anschließend seinen Kopf auf meine Brust, und wir dösten vor uns hin, während der Tag heller wurde.
Es war noch sehr still an diesem Samstagmorgen, und eineblasse Herbstsonne warf ihre Strahlen durch das Fenster. Alex nahm meine Hand und hielt sie fest. Eine liebevolle Geste. Ich fühlte mich frei, weich und sanftmütig.
»Es ist wundervoll friedlich bei dir, Deborah.«
Ich strich über seine unrasierten Wangen. Sehr schwarz war das, was da kratzte.
»Ja, Alex. Hier, im Traumreich zwischen allen Welten finden wir – für eine kleine Weile – unseren Frieden.«
»Zwischen allen Welten«, murmelte er, und ich rückte ein wenig tiefer, so dass er in meinen Armen lag. Ein leichter Schlaf umfing mich, der mich auf den Wogen eines sonnendurchfluteten Meeres schaukelte.
Leises Klirren in Verbindung mit dem Duft nach Kaffee und Lavendel weckte mich. Ich blinzelte. Ein Tablett stand auf dem Nachttisch, daneben Micki, den Kopf voller feuchter Löckchen, sauber geschrubbt und frisch wie ein Mairegen in der Provence.
»Hi, Mam. Das habe ich mir schon gedacht, dass das heute Nacht passiert. Ich hab euch Frühstück gemacht.«
Alex gab einen unwilligen Laut von sich und wachte ebenfalls auf. Ein komisches Entsetzen zeichnete sich in seinen Zügen ab, als er Micki an dem Bett stehen sah. Ich musste lächeln.
»Guten Morgen«, juchzte Micki und kicherte. »Find ich saugut, dass ihr euch mal nicht angiftet.«
»Oh … mh …«
»Micki, so lieb es auch ist, dass du uns Kaffee gekocht hast – könntest du jetzt eventuell Rücksicht auf die zarten Gefühle meines Begleiters nehmen und umgehend mein Zimmer verlassen?«
»Klar, aber er braucht sich nicht zu schämen, ich hab schon mal einen nackten Mann gesehen. Allerdings noch nie einen so wolligen.«
Peng! Die Tür fiel zu.
»Du lieber Gott.«
»Brauchen wir den denn jetzt noch dabei? Hier, magst du eine Tasse?«
»Was soll sich deine Tochter denn jetzt denken?«
»Nun, was sie noch nicht weiß, werde ich ihr erzählen. Ein junges Mädchen muss lernen, wie es in der Welt zugeht. Und vermutlich ist ihre Nacht ähnlich verlaufen wie die unsrige, nicht?«
»Du bist eine schier unmögliche Mutter.«
»Und du ein Spießer, Alex. Wenn auch ein wolliger«, kicherte ich. Aber Alex war irgendwie der Humor abhanden gekommen. Er trank im Aufstehen einen Schluck Kaffee und zog sich dann mit einer Geschwindigkeit an, die an lange Übung in fremden Schlafzimmern denken ließ. Mir war auch die Spottlust vergangen, und ich schüttelte nur verständnislos den Kopf.
»Tja, dann bis demnächst mal wieder«, sagte ich und verdrücktemich ins Badezimmer, wo ich sofort die Dusche anstellte, um mich mit dem brühendheißen Wasser zu trösten. Dann zog ich mich an, rote Jeans, weiße Bluse, schwarze Weste. Mir war nach deutlichen Farben, nichts Wischiwaschi in Beige und Grau. Mit dem liebevoll zurechtgemachten Tablett ging ich in die Küche hinunter, wo Micki an einem übriggebliebenen Croissant kaute.
»O Mann, der hat aber wieder den Schorsch aufgesetzt, als der hier rausmarschiert ist. Aber er hat gesagt, heute Nachmittag meldet er sich noch mal. Ist das nix?«
»Na, mehr als wenig.«
»Und als er drüben rein ist – ich hab nämlich hinterher gelauscht –, hat ihn die schräge Xenia gleich tierisch niedergemacht, wo er denn die Nacht verbracht hätte. Stark,
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