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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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besonders schwarze, sind beliebte Opfertiere. Friedhöfe beliebte Plätze. Bist du einem solchen Menschen in die Quere gekommen? Das würde diese Beeinflussung in deinen Träumen erklären.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich solche Menschen kenne, Agnes. Es gibt Unsympathen, ja, aber deshalb muss nicht jeder, den ich nicht leiden mag, gleich ein Adept der Schwarzen Magie sein. Rüdiger ist ein Ekelpaket, Sonja eine Giftspritze, meine Nachbarin eine schräge Tussi, und ich könnte dir noch ein paar aufzählen, die einen für mich sonderbaren Lebenswandel und Geschmack an den Tag legen, aber ich kann mir nicht ohne weiteres vorstellen, dass die auf mitternächtlichen Friedhöfen Blutrituale vollziehen und die dunklen Mächte beschwören.«
    »Und doch tut es jemand. Wenn auch vielleicht keiner der Genannten.«
    »Du hast gesagt, Micki und ich seien sensibler als andere Menschen. Müssten wir die dann nicht erkennen?«
    »Nicht unbedingt. Die wissen sich schon vor Entdeckung zu schützen. Aber es kann nicht schaden, wenn du deine Umgebung kritisch beobachtest. Und was deine eigenen Erfahrungen anbelangt, Deba, versuche nicht, sie aus dir auszuschließen. Nimm sie an und wandele sie mit Liebe. Dann kannst du sie so einsetzen, wie du es bei dem armen Kater getan hast.«
    Ich stützte meine Ellenbogen auf den gescheuerten Holztisch und legte meine Stirn in die Hände. Es war wirklich ein wenig heftig, was in der letzten Zeit auf mich einprasselte. Agnes ließ mich für eine Weile allein und kam schließlich mit dem Katzenkorb wieder.
    »Das, was du mir gesagt hast, macht mir zumindest die Worte von La Strega etwas klarer, Agnes. Sie hat gesagt, man kann geben und nehmen. Ich will noch mal darüber nachdenken.«
    Agnes hatte die zwei zappelnden Kätzchen unter Knuddeln und leisem Summen in den Korb gesteckt und den Beutel mit dem Krimskrams danebengestellt.
    »Vielen Dank für deine Hilfe, Agnes. Nicht nur bei den Katzen.«
    »Keine Ursache. Helfen ist meine Aufgabe.«
    »Deine Aufgabe?«
    »Ja, meine. Katharinas Aufgabe ist Heilen, La Strega kocht. Mit Kräutern. Und deine?«
    »Ich bin mir keiner bewusst, außer vielleicht mein Kind zu erziehen.«
    »Das ist zwar auch eine Aufgabe, aber nicht das, was ich meine. Du hast ein unwahrscheinliches Potenzial, Deborah. Warum setzt du es nicht ein? Hast du so wenig Selbstvertrauen?«
    Eine seltsame Frage, ausgerechnet mir zu wenig Selbstvertrauen zu unterstellen.
    »Ich bin mir keiner größeren Aufgabe bewusst, Agnes. Niemand hat bisher eine Forderung an mich gestellt, kein Blitz der Erkenntnis hat mich getroffen. Warum sollte ich eine Aufgabe haben?«
    »Jeder mit deinen Voraussetzungen hat eine.«
    »Mich hat sie, scheint’s, noch nicht gefunden.«
    »Dann finde du sie, im Namen der Allmächtigen!«
     
    Micki begrüßte die heiligen Mysterien mit überschwänglicher Freude und betuttelte sie, bis sie sich mit kleinen Kratzerchen wehrten. Nach Agnes’ Anweisung fütterte sie sie mit Katzenmilch und zermatschtem Katzenkinderfutter. Ich hingegen war nachdenklich, andererseits sah ich auch alle paar Minuten aus dem Fenster. Kein Alex heute?
    »Ach, Mam, du brauchst gar nicht so begehrlich rauszuschielen.Herr Harburg lässt ausrichten, er muss für drei, vier Tage nach Madrid.«
    »So. Na, dann muss er das wohl.«
    »Die Spanierinnen sollen ja sehr feurig sein.«
    »So sagt man, Micki, so sagt man.«
    Meiner Arbeit tat die Abwesenheit unseres Nachbarn gut, ich übersetzte Tabellenwerke und Legenden bis spät in die Nacht. Außerdem sagte ich mir, die Leidenschaft nutze sich sowieso schnell genug ab, umso schneller, je häufiger man sich ihr hingab. Nach den Zeiten jugendlichen Überschwanges hatte ich Maßhalten gelernt.
    Doch als ich schließlich schlaftrunken in mein Bett fiel, musste ich feststellen, dass ich es dennoch nicht für mich alleine hatte. Irgendwie hatten Holly und Misty bei Agnes gelernt, dass es noch weitere Räume als nur die Küche gab, und hatten den waghalsigen Ausflug in mein Zimmer unternommen. Dort waren sie dann erschöpft auf meinem Kopfkissen zusammengebrochen, Nase an Schwanz und Schwanz an Nase. Ganz vorsichtig schob ich sie ein Stückchen zur Seite, um ja nicht den kostbaren Katzenschlaf zu stören. Dann legte ich mich dazu und schlief nach einer kurzen Besinnung auf das Tagesgeschehen ein.
    Nicht tief, denn ich merkte, wie ich plötzlich eindeutig zum Mutterkatzenersatz wurde. Die Kätzchen hatten sich auseinandergeringelt, eines lag in meiner

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