Hexenkatze - Roman
lösten sich allmählich. Ich döste gedankenlos vor mich hin, immer nahe an der Grenze des Einschlafens. Eine gefährliche Grenze. Hier wurden Wünsche manifestiert.
»Dreh dich um, Deba.«
Vorsichtig nahm Alex mich bei den Schultern und half mir, mich auf den Rücken zu drehen. Die Eiskompresse war inzwischen lauwarm geworden, er nahm sie fort. Dann schüttete er noch ein paar Tropfen Öl in die Handflächen und massierte meine Arme bis zu den Bandagen, meine Schultern und …
»Du, da sind aber keine Verspannungen!«
»Nein? Fühlt sich aber so an.«
»Alex!«
»Mh.«
»Ich garantiere für nichts, wenn du das machst.«
»Das ist gut, dann kann ich ja weitermachen.«
Er war sehr sanft zu mir an diesem Abend, aber als er dann an meiner Seite lag, war er kurz darauf in tiefen, erschöpften Schlaf gefallen. Wahrscheinlich hatte er wirklich eine anstrengende Woche hinter sich. Ich fühlte seinen Herzschlag und hörte seinen Atem. Und schlief ebenfalls ein.
Ein fernes Geräusch weckte mich. Ich drehte vorsichtig den Kopf, um auf die Uhr zu schauen. Es war bereits halb acht, und das Zimmer war hell geworden. Alex schlief noch immer ganz ruhig an meiner Seite, den Oberkörper halb entblößt, einen Arm unter meinem Kopf. Aber da gab es ein weiteres interessantes Detail.
»Muss ich wach werden?«
»Nein, Alex, nicht unbedingt.«
Er schlug dennoch die Augen auf, wollte mit dem anderen Arm zu mir hinübergreifen und fragte: »Was ist das?«
»Das sind die heiligen Mysterien. Seit sie ihre Mutter verloren haben, scheint dieser Platz dort dem vermissten Mutterfell am nächsten zu kommen.«
Mit einem Zeigefinger stupste Alex das schwarze Hügelchen aus Katzen auf seiner Brust an.
»Mickis Katzen?«
»Holly und Misty in Person.«
»Ich mag Katzen, aber wie kriege ich die jetzt hier weg? Sowie ich zucke, kommen ihre Krallen raus.«
»Ach, komm, eine Katzenmutter ist auch nicht so empfindlich. Das ziept ein bisschen im Fell. Du kannst schon froh sein, dass sie nicht anfangen zu nuckeln«, kicherte ich vor mich hin.
»Also, langweilig ist es bei dir nicht. Auf, ihr Würmer, ich bin ein gestandener Mann und keine Mutter für euch. Macht, dass ihr auf den Boden kommt.«
Mit sehr protestierender Haltung erhoben sich die beiden aus der schwarzgrauen Wolle und sprangen vom Bett. Ich stand ebenfalls auf, zog den Kimono über und machte ihnen die Tür auf. Mit stolz erhobenen Schwänzchen trippelten die Kleinen hinter mir her, um an der Basis-Station in der Küche für ihr leibliches Wohl zu sorgen. Ich sorgte für das unsere und stellte die Kaffeemaschine an. Alex, mit einem Handtuch um die Hüften, kam ebenfalls zu mir hinunter und fragte: »Micki ist wieder ausgeflogen?«
»Ja, sie wird sicher so gegen zehn zurückkommen. Zeit genug für einen Kaffee im Déshabillé.«
»Im was?«
»Im Schlampenlook.«
»Ungepudert und ungeschminkt. Na gut. Wie geht’s dir, Deba?«
»Oh, prima. Nur das Knie quiekt noch. Und du – endlich ausgeschlafen?«
Alex grinste schief.
»Nicht sehr gentlemanlike, heute Nacht, was? So einfach einzuschlafen.«
Er setzte sich an den Tisch und ließ sich die Tasse reichen. »Waren ein paar harte Tage für dich?«
»Ja. Und eigentlich hätte ich auch übers Wochenende dableiben müssen. Morgen Mittag muss ich schon wieder los.«
»Warum bist du dann nicht geblieben?«
»Ich wollte nach dem Haus sehen. Der Auftrag kam am Montag ziemlich überstürzt. Tut mir leid, dass ich dir nicht Bescheid sagen konnte.«
»Schon gut. Das ist dein Job. Den musst du machen, wie es notwendig ist.«
»Ja, Deba. Aber ich wollte auch dich sehen. Wenn auch nur für ein paar Stunden.«
»Oh …«
Eine plötzliche Wärme breitete sich in mir aus. Ich ging zu ihm und zog seinen Kopf an meinen Bauch.
So fand uns Micki, die ungewöhnlich früh ins Haus kam. »Huch! Ihr seid schon auf? Ich wollte mich ganz leise reinschleichen. Was ist eigentlich vor dem Haus passiert? War dir gestern noch nach Bäumeausreißen, Mam?«
»Rühr nicht dran, Micki!«
»Oh, oh. Hat dich jemand geärgert?«
Ich schickte ihr einen strafenden Blick, und sie bückte sich, um Holly auf den Arm zu nehmen und zu kraulen.
»Michaela, ich muss Ihnen eine Rüge erteilen«, grummelte Alex, als er das sah. Und Micki sah erschrocken auf.
»Sie verwöhnen diese Tiere maßlos. Keines der beiden Katzenkinder hat heute Morgen eine bevorzugte Behandlung verdient.«
»Nein? O je, haben sie sich schlecht benommen? Haben sie Ihnen ins Hemd
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