Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
beruhigt.«
    Sie brauste davon, und Tweed setzte sich neben Newman auf den Beifahrersitz. Newman hatte die Antenne wieder eingefahren, sowie er Tweed kommen sah.
    »Fahren kann sie«, bemerkte er mit einem Kopfnicken in Richtung Vanity, die um eine Kurve schoß und eine Anhöhe hochjagte, ehe sie außer Sicht kam. »Wie der Teufel. Sind Sie mit VB weitergekommen?«
    »Fahren Sie mich bitte nach Spanish Bay zurück.«
    Newman ließ den Motor an und fuhr los. Er kannte Tweed gut genug, um zu wissen, daß er jetzt nichts aus ihm herausbekommen würde. Im Fond des Wagens kauerte Marler mit seinem Armalite auf dem Boden hinter den Vordersitzen und wartete, bis sie außer Sichtweite von Black Ridge waren, ehe er sich aufrichtete und auf die Rücksitzbank sinken ließ.
    Hinter ihnen tauchte der von Butler gelenkte BMW auf, der in der Nähe von Molochs Haus geparkt hatte. Nield saß neben dem Fahrer. Tweed erkannte, daß sein gesamtes Team unauffällig über ihn gewacht hatte. Während der ganzen Fahrt über den Highway saß er gedankenverloren da, sprach kein einziges Wort und zerbrach sich den Kopf über die Bedeutung seiner Unterredung mit Moloch. Nichts an seinem Gesichtsausdruck verriet jedoch die innere Angst, die ihn quälte.
    »Nehmen Sie den Weg durch Carmel«, sagte er plötzlich. »Fahren Sie einfach in der Stadt umher. Ich will mich mit den Örtlichkeiten so gründlich wie möglich vertraut machen.«
    »Stimmt etwas nicht?« erkundigte sich Newman.
    »Mein sechster Sinn sagt mir, daß in Kürze etwas sehr Unangenehmes geschehen wird …«
    Newman fuhr im hellen Sonnenschein die vom Meer emporführenden Straßen entlang und bog ab und an in eine der sie kreuzenden schmaleren Querstraßen. Das hübsche Städtchen wirkte ordentlich und gepflegt, die Bürgersteige wurden von Läden und Restaurants gesäumt.
    »Da vorne sind ja Paula und Vanity!« rief Newman.
    Als sie langsam an den beiden Frauen vorbeifuhren, wandte Paula den Kopf und winkte ihnen lächelnd zu. Tweed wies Newman an, mehr Gas zu geben.
    »Haben Sie immer noch das Gefühl, daß etwas Unangenehmes geschehen wird?« fragte dieser.
    »Mehr denn je …«
     
    »Was für ein herrlicher, friedlicher Tag«, sagte Paula zu Vanity, während sie langsam an den Geschäften vorbeischlenderten und gelegentlich stehenblieben, um die Schaufenster zu betrachten.
    »Wirklich wundervoll«, stimmte Vanity zu. »Wir sind hier auf der Junipero Street, fast auf dem höchsten Punkt der Stadt. Hier steht auch mein Audi. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich rasch auf einen Sprung bei einer Freundin vorbeischaue? Dauert höchstens eine halbe Stunde. Sie ist im Moment in einer furchtbaren Verfassung - hat ihren Mann an eine andere verloren. Ich glaube, Sie würden sich dabei nur langweilen. Wir treffen uns dann dort drüben an der Ecke und gehen zusammen Kaffee trinken …«
    Paula war recht froh, etwas Zeit für sich zu haben. Sie hatte die Gegend wiedererkannt und wußte, daß ganz in der Nähe der Hinterhof lag, in dem Linda Standish ermordet worden war. Sofort kam ihr der Gedanke, in Lindas Apartment zu gelangen; vielleicht entdeckte sie dort noch etwas, was die Polizei übersehen hatte.
    Von der sonnenüberfluteten Straße voller lachender und schwatzender Menschen bog sie in den engen Eingang zu dem düsteren Hinterhof ein. Ihr war, als würde sie eine andere Welt betreten. Die Sonne war verschwunden, eine bedrohliche Stille lastete über dem verlassenen Hof, und ihre Absätze klapperten zu laut auf dem Kopfsteinpflaster.
    Kein Lüftchen rührte sich hier, und selbst die Hängekörbe mit Blumen bewegten sich keinen Millimeter. Paula bog um eine Ecke, drehte sich um und stellte fest, daß die Straßen von Carmel nicht mehr zu sehen waren. Zögernd blieb sie stehen. Ihr Blick wanderte an den Reihen ebenerdig gelegener Geschäfte entlang, an deren Türen überall ein Schild mit der Aufschrift ›Geschlossen‹ hing. Die Erinnerung an Lindas schrecklichen Tod breitete ihre dunklen Schwingen über den ganzen Ort.
    Paula schaute zu den Apartments über den Geschäften hoch. Auch hier kein Lebenszeichen. Die Stille, das Fehlen von Menschen, Lauten und Bewegungen verursachten ihr eine Gänsehaut. Warum war sie bloß hierher gekommen? Eine reine Impulshandlung. Dann starrte sie auf die Treppe, die zu Lindas Apartment führte. Die Wohnungstür stand einen Spalt offen.
    Sie biß die Zähne zusammen, öffnete ihre Umhängetasche und schloß die Finger um den Griff ihres Browning; dann

Weitere Kostenlose Bücher