Hexenkessel
wissen ja, daß ich über einen guten Geruchssinn verfüge. Ich konnte zwar die Marke nicht identifizieren, aber ich würde es sofort wiedererkennen, wenn ich es noch einmal rieche.«
»Ich verstehe.« Tweed blickte Newman an. »Wo ist Marler?«
»Ich habe ihn in Linda Standishs Wohnung geschickt … Ach, da kommt er ja. Haben Sie etwas entdeckt, Marler?«
»Ja, die Waffe. Derjenige, der versucht hat, Paula zu töten, ließ sie am Tatort zurück. Sie steckt hier in der Tüte, die ich aus dem Auto mitgenommen habe.« Er hielt eine große Plastiktragetasche in der Hand. »Ich habe extra im nächstbesten Laden eine Kleinigkeit gekauft, um eine unverfängliche Plastiktüte zu bekommen; ich will nicht, daß jemand das Ding sieht.« Vielsagend klopfte er auf die Tasche. »Hier drin befindet sich eine Garotte - ein tückischer Draht mit einem Holzgriff an jedem Ende. Ich glaube, es klebt Blut an dem Draht, es könnte sich demnach um dieselbe Garotte handeln, mit der Linda Standish ermordet wurde. Außerdem ist an einem der Holzgriffe ein alter Blutfleck zu sehen - vermutlich, weil der Griff dazu benutzt wurde, um ihr das große B auf den Rücken zu malen.«
»Wir werden dieses nette Spielzeug an Alvarez weitergeben«, entschied Tweed. »Seine Leute finden schon heraus, ob es tatsächlich Linda Standishs Blut ist.«
»Ich muß gehen«, sagte Paula und erhob sich. »Vanity wird sich wundern, wo ich abgeblieben bin. Ich habe mich mit ihr an einer Straßenecke verabredet.«
»Sie gehen auf keinen Fall allein«, ordnete Tweed an.
»Es würde reichlich komisch aussehen, wenn ich zu einem Einkaufsbummel mit einem Bodyguard erschiene«, protestierte sie.
» Diesen Bodyguard wird die Dame gar nicht zu Gesicht bekommen«, teilte Marler, der gleichfalls aufgestanden war, ihr mit. »Versprochen, ich werde ganz in Ihrer Nähe sein …«
Vanity erwartete sie nicht an der verabredeten Stelle, also begann Paula, durch die Straßen zu schlendern und in jedes Schaufenster zu spähen. Sie wußte bereits von Vanity, daß diese eine Leidenschaft für ausgiebige Einkaufsbummel hatte.
Schließlich entdeckte sie die rothaarige Frau in einer Parfümerie, wo ihr eine Verkäuferin ein neu auf den Markt gekommenes Parfüm vorführte. Paula sah zu, wie sie Vanity eine Probe davon auf das Handgelenk sprühte und diese prüfend daran schnüffelte. Sie blickte auf und lächelte, als sie Paula in den Laden kommen sah.
»Tut mir leid, daß ich nicht an der Ecke gewartet habe. Ich stand dort eine Weile und habe mir dann die Geschäfte hier angesehen. Was halten Sie von diesem Parfüm? Es ist ein neuer Duft, nennt sich Paramour. Zumindest der Name gefällt mir.«
»Ein bißchen schwer, finde ich«, meinte Paula.
»Richtig, ganz richtig. Danke, das ist nicht gerade mein Fall«, sagte sie zu der Verkäuferin. »Leider habe ich es furchtbar eilig. Ich schaue ein andermal wieder herein.«
Während sie das Geschäft verließen, redete Vanity in ihrer üblichen lebhaften Art auf Paula ein, die jedoch nur mit halbem Ohr zuhörte. Sie war mit einemmal sehr nachdenklich geworden. Die beiden Frauen setzten ihren Streifzug durch die Läden fort, wobei Paula unablässig daran denken mußte, daß der starke Duft der Paramour-Probe das Parfüm, das Vanity normalerweise benutzte, völlig überdeckt hatte.
27.
Vanity war in einem Antiquitätengeschäft verschwunden, und Paula betrachtete gerade die Schaufensterauslage eines anderen Ladens, als plötzlich Marler wie aus dem Nichts auftauchte und auf sie zukam. Er blieb ein Stück von ihr entfernt stehen und zündete sich eine King-size an, dann begann er leise zu sprechen.
»Kehren Sie sofort ins Spanish Bay Hotel zurück. Ich habe ein Taxi gerufen, es muß jeden Augenblick hier sein. Aha, da kommt es ja schon. Sagen Sie Vanity, Ihnen wäre gerade eingefallen, daß Sie noch eine wichtige Verabredung mit Tweed hätten und daß sie spät dran wären.«
»Gibt es Probleme?«
»Allerdings. Wir werden verfolgt. Lassen Sie nicht zu, daß Vanity Sie in ihrem Audi nach Hause bringt. Tweed, Newman, Butler und Nield sind schon auf dem Weg nach Spanish Bay. Sie fahren in dem Mercedes, und ich habe mir den BMW ausgeborgt.«
»Ich habe Sie gar nicht bemerkt.«
»Das sollten Sie auch nicht. So, und jetzt gehen Sie und sagen Sie dem Taxifahrer, daß Sie gleich soweit sind, dann betreten Sie in den Laden und entschuldigen sich bei Vanity.«
Er wandte sich ab und verschwand, noch ehe Paula etwas erwidern konnte. Von
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