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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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abgelehnt. Während Moloch sprach, beobachtete er ihn aufmerksam. Hier in seinem Büro strahlte sein Gastgeber einen Elan aus, den er auf Grenvilles Party hatte vermissen lassen; er sprühte geradezu vor Energie und Entschlußkraft. Die scharfen hellen Augen bohrten sich in die von Tweed, als er fortfuhr:
    »Der nächste Schritt meiner Konkurrenten bestand darin, meine Lastwagen zu beschädigen, die meine Kunden belieferten. Erst machte man sich an den Bremsleitungen zu schaffen. Die Folge war der Tod dreier Fahrer. Sechs weitere Fahrzeuge explodierten, vier weitere Fahrer starben. Ich bekam Schwierigkeiten, Ersatz zu finden, weil alle guten Fahrer sich weigerten, für mich zu arbeiten. Es hieß, die Arbeit für mich sei zu gefährlich. Schließlich detonierte eine Bombe in meiner Fabrik. Zehn wichtige Arbeitskräfte wurden schwer verletzt. Meine Verluste häuften sich, und ich war ruiniert. Aber es war der Verlust an Menschenleben, aus dem ich eine wichtige Lehre zog.«
    »Was für eine Lehre denn?«
    »Ich lernte, wie man in Amerika überlebt.«
    »Und wie schafft man das?«
    »Indem man härter ist als die Konkurrenz. Wieder lieh ich mir Geld von der Bank, was mich einiges an Überredungskunst kostete. Ich baute mein Unternehmen wieder auf, versah es aber diesmal mit den modernsten und raffiniertesten Sicherheitssystemen. Ich heuerte Männer wie Joel Brand an, die eine Wachmannschaft zusammenstellen und zum Gegenschlag ausholen sollten. Allerdings gab ich den Befehl …«
    Er brach ab, als Vanity mit dem Tee für Tweed erschien. Sie lächelte ihm freundlich zu.
    »Ich mag Ihre Assistentin Paula sehr gerne«, sagte sie. »Es ist eine angenehme Abwechslung, eine nette englische Frau zu treffen.«
    »Das glaube ich Ihnen gerne«, sagte Tweed kurz angebunden.
    »Ich gab also den Befehl«, fuhr Moloch fort, nachdem Vanity sich zurückgezogen hatte, »Saboteure in die Fabriken meiner Gegner einzuschleusen. Sie hatten strikte Anweisung, mögliche Wachposten unschädlich zu machen, ohne ihnen ernsthaften Schaden zuzufügen. Meine Leute setzten vornehmlich Tränengas ein, dann drangen sie in die Fertigungsanlagen ein und zerstörten die wichtigsten Maschinen, um die Produktion zu behindern. Sie sehen, ich rede ganz offen mit Ihnen.«
    »Allerdings«, stimmte Tweed zu.
    »Besucher aus England begehen oft einen schweren Denkfehler. Sie meinen, sie kämen ganz einfach in eine größere Version des eigenen Landes. Das ist aber ein Irrtum, wie er schlimmer nicht sein könnte, besonders dann, wenn es um Geschäfte geht. Und die amerikanische Gesellschaft - vor allem die kalifornische - ist notorisch unbeständig. Ich lerne immer wieder Frauen kennen, die vier-, fünf- oder gar sechsmal verheiratet waren. Sie halten die Ehe für einen amüsanten Zeitvertreib, nicht für eine lebenslange Bindung. Für mich ist und bleibt dies ein fremdes Land mit fremden Sitten und Gebräuchen.«
    »In England sieht auch nicht alles so rosig aus«, bemerkte Tweed trocken.
    »Da haben Sie sicher recht. Was wir aber hier brauchen, ist eine echte Führungspersönlichkeit - jemanden, der sich nicht scheut, mit dem herrschenden Chaos aufzuräumen und Wert auf Disziplin, Ordnung und stabile Verhältnisse legt. Die Zeit dafür ist reif, glauben Sie mir. Für dieses Land könnte es sogar schon zu spät sein. Wissen Sie, daß die Drogenepidemie in Kalifornien ihren Anfang genommen hat?«
    »Sie hat sich inzwischen leider auch in England ausgebreitet«, erinnerte ihn Tweed.
    »Ich weiß. Aber was die amerikanischen Geschäftsgebräuche und die Politik betrifft, so gibt es noch etwas, was mich stört, und zwar die Korruption. Korruption ist bereits so sehr an der Tagesordnung, daß viele Amerikaner sie gar nicht als illegal betrachten - sie gehört einfach zum Geschäftsleben dazu. Ich habe ziemlich bald herausgefunden, daß man mit den Wölfen heulen muß, um Erfolg zu haben. Zwar mag ich diese Praxis nicht und habe sie noch nie gemocht, aber Amerika ist ein Dschungel, in dem nur der Stärkste überlebt. Ein Beispiel: Als die Bank, bei der ich mir Geld geliehen hatte, mir plötzlich den Kredit kündigte - wohl wissend, daß der Zeitpunkt für mich denkbar ungünstig war -, da zahlte ich ihn anstandslos zurück. Kurze Zeit später kaufte ich die Bank. Die Manager hatten einen großen Fehler begangen; sie haben nicht erkannt, über wieviel Macht ich bereits verfügte. Ich weiß, das klingt sehr unbescheiden, aber so ist es nun einmal in Amerika. Dann verlegte

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