Hexenkessel
habe gerne meine Freunde dabei, wenn ich mit einem alten Bekannten ein kleines Schwätzchen halte. Möchten Sie etwas trinken?«
»Ein Mineralwasser würde ich nicht ablehnen. Hören Sie, Tweed, ehe wir anfangen, möchte ich gern Bares sehen.«
Tweed langte hinter ein Kissen, brachte einen dicken Umschlag zum Vorschein, öffnete ihn und zeigte Maurice das Bündel Hundertdollarscheine, das er enthielt.
»Hier drin sind zehntausend Dollar«, sagte er ruhig. »Ich pflege mein Wort zu halten.«
Er schob den Umschlag wieder hinter das Kissen, während Newman eine Flasche Wasser aus der Minibar nahm, ein Glas einschenkte und es vor Maurice auf den Tisch stellte, der Tweed gegenüber Platz genommen hatte.
»Es ist viel zu hell hier«, bemerkte Tweed. »Die Sonne scheint so grell, daß sie mich blendet. Erinnert mich ein bißchen an Cornwall, finden Sie nicht auch, Maurice?«
Marler schloß die Vorhänge und blieb mit verschränkten Armen vor ihnen stehen. Maurice blickte sich stirnrunzelnd um. Auch Paula machte ein finsteres Gesicht.
»Was zum Teufel geht hier vor?« erkundigte er sich mit seiner akzentuierten Sprechweise.
»Sie stehen im Begriff, zehntausend Dollar zu verdienen. Oder hat Ihnen Ihre Geheimarbeit so viel eingebracht, daß Sie auf läppische zehn Riesen pfeifen können?«
»Was für eine Geheimarbeit?«
»Hier und in Cornwall. Erzählen Sie mir davon.«
Maurice hob einen Finger und nestelte voller Unbehagen an seinem Kragen herum, dann sah er zu Paula hinüber, die ihn immer noch drohend fixierte.
»Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, verdammt noch mal?« fragte er wütend.
»Darauf, daß Vincent Bernard Moloch sich in dieser hübschen kleinen Gemeinde in Cornwall ein äußerst effektives Spionagenetz aufgebaut hat und anscheinend hier mit Erfolg dasselbe Spiel betreibt. Ich finde es gelinde gesagt recht merkwürdig, Sie hier anzutreffen, wo Sie doch angeblich nur von Ihrer Pension leben. Es sei denn, bei Ihnen sprudelt eine noch viel einträglichere Einkommensquelle.«
»Wer sollte mich wohl finanziell unterstützen?«
»Moloch natürlich. Noch etwas ist mir aufgefallen, Maurice«, fuhr Tweed unerbittlich fort. »Die meiste Zeit scheinen Sie unter Alkoholeinfluß zu stehen, sogar schon am frühen Morgen. Aber heute kreuzen Sie hier vollkommen nüchtern auf. Sieht aus, als hielten Sie es für angebracht, einen klaren Kopf zu behalten, oder nicht?«
»Was geht Sie das an, wenn ich gelegentlich ein Gläschen trinke?«
»Gelegentlich ein Gläschen!« empörte sich Paula. »Sie haben sich jeden Tag bis zum Stehkragen vollaufen lassen - außer heute. Sie saufen wie ein Loch!«
»Aus Ihrem Mund hätte ich eine solche Bemerkung am allerwenigsten erwartet, Paula.«
»Wollen Sie uns wirklich weismachen, daß Sie normalerweise nicht Alkohol in sich hineinschütten wie andere Leute das Wasser, das Sie jetzt trinken?«
Maurice hatte gerade einen Schluck aus dem Glas genommen, das Newman ihm gebracht hatte. Er verschluckte sich, als Paula ihm diese Frage stellte, und verschüttete ein wenig Wasser über sein Hemd. Newman nahm ein Taschentuch und wollte es abtupfen, doch Maurice riß ihm das Tuch unsanft aus der Hand.
»Schön ruhig bleiben«, warnte Newman, während er ein neues Glas füllte und das von Maurice benutzte an sich nahm.
»Jetzt reicht es mir aber!«
Maurice wollte wütend aufspringen, aber Newman legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn auf den Stuhl zurück.
»Ich fange leider gerade erst an«, erklärte Tweed sanft. »Was ist mit Porth Navas? Wo waren Sie, als dieser arme Teufel Adrian Penkastle erstochen wurde?«
»Woher soll ich das heute noch wissen?«
»Sie haben also kein Alibi? Und wie können Sie sich den Aufenthalt hier überhaupt leisten? Wovon leben Sie? Oder sollte ich besser fragen, von wem Sie leben?«
»Das ist ganz allein meine Sache. Sie stellen mich ja geradezu als Gigolo hin!«
»Sind Sie denn keiner?« fragte Marler unschuldig.
»Ich drehe Ihnen den Hals um, Sie Scheißkerl!« tobte Maurice.
»Das haben schon viele versucht«, entgegnete Marler gleichmütig. »Bislang allerdings mit wenig Erfolg. Aber Tweeds Frage ist noch nicht beantwortet. Woher stammt das Geld?«
»Ich habe gespart, um den Winter hier verbringen zu können, und ich lebe in diesem gottverlassenen Nest Porth Navas, weil die Miete dort niedrig ist, wenn Sie es unbedingt wissen wollen. Und jetzt würde ich gerne gehen - Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, Mr. Tweed«, sagte Maurice
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