Hexenkessel
im Bad aufhalten sollte, hätte alles mit angehört. So kam es, daß Paula mir letztlich das Leben gerettet hat.«
»Und der ruhige, unauffällige Landis war in Wahrheit ein Serienmörder«, fügte Newman hinzu.
»Er war ein Sadist - ich glaube, er genoß es, Menschen auf diese grausame Weise zu töten. Aber für gewöhnlich werden Profikiller gut für ihre schmutzige Arbeit bezahlt. Ehe wir von hier verschwinden - und das sollte möglichst bald geschehen -, durchsuchen Sie noch schnell seine Taschen, Bob.«
»Unterschlagung von Beweismaterial«, versuchte Paula witzig zu sein.
Die Zeit, die sie reglos abwartend im Schlafsack hatte verbringen müssen, hatte an ihren Nerven gezerrt. Die Tortur war in dem Moment zu Ende gegangen, in dem sie aus dem Schlafsack geschlüpft war und das Feuer auf Landis eröffnet hatte. Bestürzt hatte sie erlebt, wie viele Kugeln vonnöten waren, um ihn zu töten, aber sie hatte vom ersten Schuß an gewußt, daß Tweed - dem ihre Hauptsorge galt - in Sicherheit war. Nun fühlte sie sich wieder besser und hatte ihre Selbstbeherrschung fast zurückgewonnen.
»Was haben wir denn hier?« sagte Newman leise. »Und hier …«
Aus jeder Brusttasche von Landis’ Jackett zog er einen dicken Briefumschlag. Er öffnete die Umschläge vorsichtig und zeigte Tweed und Paula den Inhalt - dicke Bündel Banknoten. Tweed streifte seine Handschuhe wieder über - aus dem einen hatte er inzwischen den Blechdeckel entfernt - und blätterte die Hundertdollarscheine durch.
»Ich würde sagen, das hier sind ungefähr fünfundzwanzigtausend Dollar. Schauen wir uns einmal das andere Bündel an.« Wieder zählte er Banknoten ab. »Schätzungsweise noch einmal dieselbe Summe. Landis hat fünfzigtausend Dollar für einen Mord erhalten. Die Frage ist nun, wer sein Auftraggeber war.«
Mit seinen behandschuhten Händen rieb er kräftig über die Umschläge, um etwaige Fingerabdrücke Newmans zu verwischen. Dann bückte er sich zu dem Toten nieder und schob die Umschläge an ihren alten Platz zurück, ehe er sich wieder aufrichtete und auf den Leichnam herabblickte.
»So, da hätten wir alles Beweismaterial, das die Polizei braucht. Die Garotte hält er ja noch in der Hand. Ich werde gleich einen anonymen Anruf tätigen - diesmal bei Detective Anderson. Aber erst, wenn wir einige Meilen zwischen diesen Ort und uns gelegt haben und ich eine öffentliche Telefonzelle benutzen kann.«
Newman fuhr in dem Cadillac der Engländerin, den er ganz in der Nähe geparkt hatte, hinter dem Mercedes und dem BMW her. Einige Häuserblocks entfernt hielt die Kolonne an, weil Tweed eine Telefonzelle entdeckt hatte.
Zuerst rief er Detective Anderson an. Er sprach mit verstellter Stimme durch ein Seidentaschentuch und brach das Gespräch abrupt ab, als Anderson seinen Namen wissen wollte. Dann wählte er die Nummer von Black Ridge. Wieder kam Moloch höchstpersönlich an den Apparat; für Tweed ein Beweis dafür, daß irgend etwas vorgefallen war und daß Moloch über alle Anrufe Bescheid wissen wollte.
»Sie kennen meine Stimme. Nennen Sie meinen Namen nicht«, herrschte Tweed ihn an. »Ich habe wichtige Neuigkeiten für Sie. Der Buchhalter ist tot; wurde von einem Unbekannten erschossen. Wollen Sie wissen, wer sich hinter dieser Bezeichnung verbarg?«
»Ja«, erwiderte Moloch, der nie überflüssige Worte machte.
»Ihr Buchhalter Byron Landis. Er hatte fünfzigtausend Dollar bei sich - Blutgeld für einen Mord. Wer von den Mitarbeitern Ihres Unternehmens könnte so viel Geld aufbringen? Abgesehen von Ihnen selbst natürlich. Die Polizei ist bereits informiert. Ich bin sicher, daß sich bald ein gewisser Detective Anderson bei Ihnen melden wird.«
Er brach die Verbindung ab, ehe Moloch antworten konnte. Noch in der Telefonzelle holte er den Blechdeckel aus der Tasche, wischte ihn mit seinen Handschuhen ab - diesmal, um seine eigenen Fingerabdrücke zu verwischen - verließ die Zelle und ließ das Stück Blech in den nächstbesten Mülleimer fallen.
Die drei Wagen trafen in kurzen Abständen auf dem Parkplatz des Spanish Bay ein. Newman machte sich sofort auf die Suche nach der Engländerin, die ihm den Cadillac geliehen hatte.
»Geben Sie Marler Ihren Browning, er soll ihn irgendwo loswerden«, riet Tweed seiner Assistentin. Ein trockenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Wie ich ihn kenne, hat er ohnehin noch Ersatz für Sie. Ich finde es einfach rührend, wie er sich um Sie kümmert.«
»Sie haben von dieser
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