Hexenkessel
tiefen Atemzug betätigte er beide Schalter. Das System war nun aktiviert, und ihm blieben genau fünf Minuten, um an Bord des Hubschraubers zu gelangen.
Nachdem er eine Pistole aus seiner Schreibtischschublade genommen hatte, öffnete er die Tür seines Büros und spähte vorsichtig auf den Korridor hinaus. Niemand zu sehen. Wo mochte Brand nur hingegangen sein? Mit der Pistole in der rechten, heftig zitternden Hand rannte er, so schnell er konnte, den Weg entlang, der ihn zum Hangar führte. Kaum war er in die kühle Nachtluft hinausgelaufen, da hörte er auch schon das Knattern der Rotoren. Der Hubschrauber hatte den Hangar bereits verlassen und schraubte sich zum Himmel empor.
»Wartet doch auf mich!« kreischte Ethan panikerfüllt.
Moloch, der im Passagierraum saß, blickte unwillig nach unten und sah, daß Ethan wild mit den Armen fuchtelte. Er stieß einen resignierten Seufzer aus, als die Maschine an Höhe gewann. Ethan Benyon gehörte zu den Menschen, die er in seinem ganzen Leben nicht wiederzusehen wünschte. Absolut verrückt, dachte er. Warum habe ich das nicht schon eher erkannt? Alle Anzeichen waren vorhanden. Weil ich es nicht sehen wollte, gestand er sich selbst ein.
Mittlerweile war Ethan unten am Boden vor Entsetzen fast von Sinnen. Er rannte zum Haus zurück und hetzte über den Korridor zum Vordereingang, wo die Autos parkten. Sowie er ins Freie trat, entdeckte er Joel Brand, der im Begriff war, in Molochs Lincoln Continental einzusteigen.
»Dieses Schwein!« brüllte Brand zornig.
»Wer?« fragte Ethan, der kaum noch wußte, was er sagte.
»VB. Er hat mir die Tür des Hubschraubers vor der Nase zugeknallt und sich aus dem Staub gemacht. Und Sie sollten ebenfalls schauen, daß Sie wegkommen, und zwar schnell!«
»Nehmen Sie mich doch mit!« jammerte Ethan.
Statt einer Antwort rammte Brand ihm den Ellbogen in die Rippen, als er versuchte, die hintere Tür aufzureißen. Ethan taumelte zurück und brach zusammen. Als er sich wieder soweit erholt hatte, daß er aufstehen konnte, preschte der Lincoln bereits mit Höchstgeschwindigkeit die Auffahrt hinunter, passierte die geöffneten Tore und bog auf den Highway One ein. Ethan sah nur noch die Rücklichter in der Dunkelheit verschwinden.
Brand donnerte in halsbrecherischem Tempo an der Zufahrt zu The Apex vorbei. Er verschwendete keinen Gedanken an das Schicksal Mrs. Benyons; konzentrierte sich einzig und allein darauf, so schnell wie möglich nach San Francisco zu gelangen. Neben ihm auf dem Beifahrersitz lag eine Maschinenpistole. Er würde rücksichtslos jeden niedermähen, der versuchte, ihn aufzuhalten.
Alle Muskeln seines mächtigen Körpers waren angespannt. Er spürte, wie der Boden unter ihm erzitterte, und trat das Gaspedal noch mehr durch. Dann hörte er die fürchterliche Explosion. Als er auf das Meer hinausblickte, weiteten sich seine Augen vor Entsetzen. Der ganze Pazifik schien sich zu erheben. Die tonnenschwere Baja wurde hoch in die Luft geschleudert, als die unter ihrem Rumpf verborgene Xenobiumbombe detonierte. Das riesige Schiff überschlug sich mitten in der Luft, tauchte dann wieder in die enorme Wasserfontäne ein, die die Explosion aufgeworfen hatte, und versank in den Tiefen des Ozeans. Brand, der das Geschehen fassungslos verfolgt hatte, bemühte sich, die Nerven zu behalten, während er den jetzt steil ansteigenden Highway entlangraste und mit unverminderter Geschwindigkeit um die Haarnadelkurven jagte.
Er passierte gerade Big Sur, als das imposante Gebirgsmassiv plötzlich in zwei Teile gespalten wurde, so daß ein breiter Canyon entstand, durch den der Ozean gurgelnd hindurchschoß. Der Leuchtturm neigte sich zur Seite, kippte dann mit einem lauten Krachen in den Canyon und versank in den Fluten. Obwohl der Highway inzwischen teilweise unter Wasser stand, drosselte Brand sein Tempo nicht - er fuhr mit Vollgas weiter, wobei die Reifen dichte Gischtwolken hochschleuderten, die über die Windschutzscheibe rannen und ihm die Sicht nahmen. Mit einem unterdrückten Fluch stellte er die Scheibenwischer auf die höchste Stufe, gerade noch rechtzeitig, um die nächste scharfe Kurve erkennen zu können.
Dann sah er, daß vor ihm auf einem geraden Stück des Highways ein Sprung entstand. Er war nur wenige Zentimeter breit, als er darüber hinwegfuhr, doch als er dann in den Rückspiegel blickte, stellte er fest, daß der Sprung sich zu einem tiefen Spalt weitete. Wieder erbebte der Boden unter dem Lincoln. Brand
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