Hexenkessel
alle gern zu Bett gehen.«
»Wie Sie wünschen. Aber ich möchte Miss Grey später noch ein paar Fragen stellen. Und zwar unter vier Augen...«
»Kommt nicht in Frage«, fauchte Tweed. »Wenn Sie mich ärgern wollen, habe ich ein paar Minuten später den Premierminister an der Strippe.«
»Sie war immerhin am Tatort …«
»Das war ich verdammt noch mal nicht!« fuhr Paula wütend auf. »Ich habe nur zufällig einen betrunkenen Mann getroffen und versucht, ihn davor zu bewahren, ins Wasser zu fallen.«
»Ich werde solche unhaltbaren Anschuldigungen nicht länger dulden«, donnerte Tweed.
»Vielleicht haben Sie mich falsch verstanden …«, setzte Buchanan an.
Tweed war bereits in vorgetäuschtem Zorn aufgesprungen und bedeutete den anderen, ihm zu folgen.
»Ich habe genug von dieser Farce. Wir gehen jetzt schlafen. Gute Nacht …«
Paula und Newman verließen hinter Tweed den Speisesaal. Draußen in der verlassenen, schwach beleuchteten Halle nahm Newman Tweed am Arm, führte ihn ein Stück die Treppe hoch und sah sich dann um. Sie waren allein.
»Ich schlage vor, ich gehe zurück und nenne Buchanan Joel Brands Namen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Gute Idee. So bescheren wir VB noch mehr Schwierigkeiten.«
Newman kehrte in den Speisesaal zurück, wo er Buchanan allein am Tisch vorfand. Er wirkte tief in Gedanken versunken, so, als grüble er über ein Problem nach, zu dem ihm keine Lösung einfiel. Trotzdem begrüßte er Newman freundlich.
»Da sind Sie ja wieder, Bob. Richten Sie bitte Tweed und Paula Grey meine Entschuldigung aus. Ich bin seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen, und da sind mir wohl die Nerven durchgegangen.«
»Ich werde es ausrichten.« Newman stützte sich dem Chefinspektor gegenüber auf den Tisch und senkte seine Stimme. »Wir können Ihnen aber einen Tip geben, wen Sie verhören sollten. Joel Brand heißt der Mann. Er befindet sich wahrscheinlich an Bord der Venetia, die vor dem Hafen von Falmouth vor Anker liegt.«
»Was ist mit ihm?«
»Ich nenne Ihnen lediglich einen Namen.«
Newman verließ den Raum, und Buchanan hing wieder seinen widersprüchlichen Gedanken nach.
Auf der Venetia lief Joel Brand unruhig in seiner Kabine auf und ab. Erst als er den Hubschrauber hörte, der sich anschickte, auf dem Schiff zu landen, heiterte sich seine Miene auf. Der Pilot hatte Moloch zum Flughafen Newquay gebracht. Brand nahm seinen Koffer und wandte sich an Gene Lessinger, der zuvor die Scheide, die zu der Mordwaffe gehörte, mit Gewichten beschwert und ins Meer geworfen hatte.
»Gene, ich fliege jetzt mit dem Hubschrauber weg. Er bringt mich zum Flughafen Plymouth. Von dort aus nehme ich die nächste Fähre nach Frankreich.«
»Wissen unsere Leute in Frankreich denn, daß Sie kommen?«
»Unser Spitzenmann drüben wurde informiert. Er sorgt dafür, daß mich ein Wagen erwartet und nach Paris bringt. Von dort buche ich den ersten verfügbaren Air-France-Flug in die Staaten. VB hat mir von seinem Jet aus Instruktionen gefunkt, nachdem er in Newquay gestartet ist.«
»Ich habe hier noch etwas zu erledigen«, erinnerte ihn Gene.
»Ach ja, du solltest dich ja um Maurice Prendergast kümmern, den Mitarbeiter der Special Branch, der angeblich im Ruhestand ist.«
»Ich mache ihn auf dieselbe Weise kalt wie du diesen Trunkenbold Adrian, okay?«
»Tu das. Falls uns jemand auf der Spur ist, bekommt er es dadurch vielleicht mit der Angst zu tun. Aber sei vorsichtig. Prendergast ist ein Profi.«
»Das weiß ich. Soll ich das Land verlassen, wenn ich mit ihm fertig bin?«
»Ja, und zwar auf demselben Weg wie ich. Ich glaube, wir bekommen Ärger. Ich kann ihn förmlich riechen.«
Als der Hubschrauber mit Brand an Bord vom Deck abhob, näherte sich ein Polizeiboot der Venetia. Brand winkte ihm spöttisch zu und lachte leise in sich hinein.
»Morgen werde ich Maurice noch einmal einen Besuch abstatten«, teilte Tweed seinem Team mit, das sich in Paulas geräumigem Zimmer versammelt hatte. Auch Marler, der es vorgezogen hatte, sich beim Anblick der Streifenwagen davonzumachen, war wieder zu ihnen gestoßen.
»Mit diesem Schiff, der Venetia, stimmt etwas nicht«, rief Paula den anderen zu. Sie stand am Fenster und hielt ein Fernglas, das Marler ihr geliehen hatte, auf die große Jacht gerichtet. »Dabei wirkt sie so heiter und einladend mit all den funkelnden Lichtern, wie ein Kreuzfahrtschiff.«
»Was ist Ihnen denn aufgefallen?« fragte Newman, als sie das Glas an ihn
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