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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ich weiß Gott nicht auf Dauer leben«, meinte sie schaudernd. »Schauen Sie sich doch diese Schlammwüste an. Wer bei Ebbe aus dem Fenster sieht, kann wirklich eine herrliche Aussicht genießen.«
    »Ein trostloser Anblick«, stimmte Tweed zu. »Und so wird es noch einige Stunden bleiben. Jedesmal, wenn die Flut zurückgeht, hinterläßt sie dieses Schlammbad. Das ist mir schon aufgefallen, als ich das erste Mal hier war, in einem etwas weiter flußaufwärts gelegenen Städtchen namens Mylor, wo ich einen Bekannten aufsuchen mußte. Im Pub traf ich dann einen Makler, der mir erzählte, viele seiner Klienten würden sich im Sommer in dieser Gegend ein Haus kaufen, ein Jahr dort verbringen und dann erneut bei ihm auftauchen - um ihren Besitz so schnell wie möglich wieder zu veräußern. Komisch, bei Maurice brennt ja gar kein Licht mehr.«
    »Das ist wirklich mehr als merkwürdig«, sagte Paula besorgt. »Er weiß doch, daß wir kommen. Ob irgend etwas passiert ist?«
    »Hoffentlich nicht«, erwiderte Tweed grimmig. »Und hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    Sie näherten sich dem dunklen, verlassen wirkenden Cottage. Auch in den anderen Gebäuden, die sich an der Straße entlangzogen, brannte längst kein Licht mehr, aber die abweisende Finsternis von The Ark empfanden sie als besonders bedrohlich.
    Tweed blickte zu den mit Häkelgardinen geschmückten Fenstern empor. Es gab kein Anzeichen dafür, daß die Vorhänge innen geschlossen worden waren. Mit Paula an seiner Seite stieg er die Stufen hoch und blieb stehen, unschlüssig, ob er den schweren ankerförmigen Türklopfer betätigen sollte oder nicht.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als die Tür langsam aufging und Prendergast mit einem Lächeln auf der Schwelle erschien. Er bat sie sofort ins Haus.
    »Herzlich willkommen, ihr beiden. Sie sehen ja so bedrückt aus«, sagte er zu Paula und küßte sie auf die Wange, ehe er die Tür wieder schloß.
    »Warten Sie noch einen Augenblick«, fuhr er dann fort, »ich will nur schnell die Vorhänge zuziehen. Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe, aber ich hielt es für angebracht, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Ich habe Sie erkannt, als Sie ganz nah am Haus waren, darum habe ich ohne weitere Umstände die Tür aufgemacht. Was möchten Sie trinken?«
    »Ich könnte einen kleinen Whisky vertragen«, meinte Paula.
    Zu ihrem Erstaunen bat Tweed um dasselbe. Sie wußte, daß er nur selten Alkohol trank.
    »Wir fürchten, daß derjenige, der Adrian Penkastle umgebracht hat, jetzt hinter Ihnen her ist«, sagte Tweed, nachdem er an seinem Drink genippt hatte. »Sie tun gut daran, auf der Hut zu sein.«
    »Ich halte die Augen schon offen«, erklärte ihr Gastgeber. »Sie zum Beispiel habe ich schon von weitem gesehen. Sie sind ganz langsam die Straße entlanggefahren und haben nach einem Parkplatz gesucht.«
    »Wer hat Penkastle getötet?«
    »Tweed, erwarten Sie bitte keine Wunder von mir. Ich habe keine Ahnung. Ich fand die Leiche gestern abend zufällig, weil ich zu Adrians Haus gefahren bin, um zu sehen, was er so treibt.«
    »Und Sie haben den Fund sofort Ihren Vorgesetzten gemeldet.«
    »Ich sagte Ihnen doch bereits, daß ich im Ruhestand bin.«
    »Ein Ammenmärchen haben Sie uns aufgetischt, mein Bester. Sie sind genauso aktiv wie eh und je«, warf Tweed ihm an den Kopf.
    »Wenn Sie es sagen …«
    »Außerdem möchte ich gerne wissen, ob Sie durchsikkern ließen, daß Paula gestern abend hier war - und daß sie nach draußen gerannt ist, um mit Penkastle zu sprechen.« Tweed beugte sich vor. »Und diesmal will ich die Wahrheit hören.«
    Prendergast zögerte und wich Paulas bohrendem Blick aus, dann zuckte er resigniert die Schultern.
    »Ich fürchte, genau das habe ich getan. Ich mußte meine Vorgesetzten davon überzeugen, daß ich ihnen vollständige Informationen liefere. Und ob Sie’s nun glauben oder nicht, ich habe versucht, diesen Dickschädeln klarzumachen, daß Sie ihnen in diesem Spiel ein gutes Stück voraus sind und daß sie deswegen besser mit Ihnen zusammenarbeiten sollten, statt Ihnen Steine in den Weg zu legen. Ich habe mir wirklich alle Mühe gegeben, Tweed.«
    »Das glaube ich Ihnen«, versicherte dieser ruhig.
    »Und ich hoffe, daß Sie meine aufrichtige Entschuldigung annehmen«, fuhr Prendergast fort, an Paula gewandt. »Ich kann gut verstehen, wenn Sie mir jetzt für den Rest Ihres Lebens böse sind.«
    »Ich bin Ihnen nicht böse, Maurice«, tröstete ihn Paula. »Aber Sie

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