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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Newman.«
    Newman leistete der Aufforderung Folge und betrat eine geräumige Halle mit einem Parkettfußboden, der schon seit geraumer Zeit kein Bohnerwachs mehr gesehen hatte. Während er dort wartete, wurde hinter ihm die Tür wieder zugeschlagen. Sein Gastgeber, der sich so steif hielt, als habe er einen Ladestock verschluckt, führte ihn in ein großes, mit Sofas und Kaffeetischchen ausgestattetes Wohnzimmer.
    »Setzen Sie sich dorthin «, ordnete er an.
    Newman blinzelte seinen Gastgeber an und gehorchte.
    »Zeit für einen Dämmerschoppen«, erklärte der Colonel. »Ein Whisky gefällig?«
    »Die Sonne ist aber noch gar nicht untergegangen«, wagte Newman einzuwenden.
    »Ist das etwa meine Schuld? Ein Whisky gefällig?« wiederholte er.
    »Gerne.«
    Newman musterte Grenville verstohlen, während dieser sich an einem Barschrank, dem besten Möbelstück im ganzen Raum, zu schaffen machte. Der Colonel mußte so um die Sechzig sein, schätzte er. Er hatte graues, sorgfältig zurückgekämmtes Haar, einen sauber gestutzten grauen Schnurrbart und bewegte sich trotz seiner steifen Haltung flink und gewandt. Den eisblauen Augen unter den buschigen Brauen schien so leicht nichts zu entgehen, und die kühne, gebogene Nase verlieh seinem Gesicht einen herrschsüchtigen Ausdruck. Obwohl seinem ganzen Gebaren ein Hauch von Arroganz anhaftete, verriet ein leises Zucken um die Mundwinkel Newman, daß der Mann auch über einen zynischen Sinn für Humor verfügte.
    »Cheers!« sagte er, nachdem er seinem Gast ein Glas in die Hand gedrückt hatte.
    »Cheers«, erwiderte Newman. »Ich habe außer Ihnen hier noch keine Menschenseele gesehen. Sie leben doch nicht etwa ganz alleine?«
    »Warum sollte ich nicht?« fragte Grenville mit einem Unterton von Aggressivität zurück. »Ich habe eine sogenannte Haushälterin - eine Frau aus dem Dorf, die dreimal pro Woche kommt, für mich kocht, die Mahlzeiten für die anderen Tage vorbereitet und das Haus sauberhält. Aber Sie sind doch bestimmt nicht hergekommen, um mich über meine häuslichen Verhältnisse auszufragen?«
    »Ich bin rein zufällig in der Gegend und hörte, daß Sie hier als wichtige Persönlichkeit gelten.«
    »So wie Sie rein zufällig in Oklahoma City waren und vor allen anderen die Wahrheit veröffentlichten - daß es sich bei den Verantwortlichen nicht um ausländische Terroristen handelte.«
    »Ich bin von dem bunt zusammengewürfelten Häufchen Menschen hier unten geradezu fasziniert. Lauter Flüchtlinge aus allen Teilen Englands, wie man mir sagte.«
    »Flüchtlinge?«
    »Ganz recht.«
    »Ich nehme an, Sie beziehen sich auf die Typen, die sich aus der Metropole London hierher abgesetzt haben.«
    »Genau die meine ich.«
    »Dieses Volk gibt mir oft selbst Rätsel auf«, erwiderte Grenville ausweichend.
    »Und dann hat es hier einen äußerst merkwürdigen Mord gegeben. Ein Einwohner von Porth Navas namens Adrian Penkastle wurde in seinem eigenen Haus erstochen aufgefunden.«
    »Hab’ davon gehört.« Grenville versuchte, Zeit zu gewinnen, indem er sorgsam das Ende einer Zigarre abschnitt, ehe er sie anzündete. »Sind Sie deswegen hier auf Raubzug?«
    »Auffällig ist, daß die Venetia zur Zeit des Mordes vor dem Hafen lag - und noch liegt. Heute erfuhr ich in einem Pub, daß ein Einwohner von Porth Navas gehört haben will, wie kurz nach dem Mord an Penkastle ein Motorboot mit hoher Geschwindigkeit über den Helford River schoß. Er segelte gerade zurück nach Hause - der Einwohner, von dem ich rede.«
    Grenville musterte Newman, hörte schweigend zu und paffte seine Zigarre. Newman fuhr fort, holte zum nächsten Schlag aus.
    »Ein anderer Einwohner war mit seinem Boot an der Mündung des Helford River und hat beobachtet, wie das Motorboot zur Venetia zurückfuhr. Diese Tatsache habe ich der Polizei natürlich nicht vorenthalten.«
    »Da haben Sie aber ein hohes Maß an Gemeinsinn bewiesen«, kommentierte Grenville trocken.
    »Haben Sie schon einmal von Vincent Bernard Moloch gehört?« bohrte Newman weiter.
    »Flüchtig. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Ich finde das alles höchst verwirrend.«
    »Sie wirken auf mich nicht gerade wie ein Mann, der sich leicht verwirren läßt. Die Venetia gehört Moloch, oder VB, wie er oft genannt wird.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil Sie hier in der Gegend über den größten Einfluß verfügen. Sie sind über alles im Bilde, was hier vor sich geht.«
    Ein warmes, freundliches Lächeln breitete sich auf

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