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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Grenvilles falkenähnlichem Gesicht aus und ließ es förmlich aufleuchten. Kichernd streifte er die Asche seiner Zigarre in einem Glasaschenbecher ab.
    »Sie sind wirklich zu komisch, Newman. Sie tun so, als wäre ich eine Art Master of the Universe - ein Titel, der, soviel ich weiß, aus Amerika stammt. Sie haben mir einen Status zugedacht, den ich nicht verdiene. Es stimmt, daß ich ab und an im Jachtclub von Porth Navas eine Party steigen lasse, aber diese Tatsache allein rechtfertigt wohl kaum Ihre Beschreibung von mir. Ich denke, ich werde mir noch einen Whisky genehmigen. Muß Ihre Worte erst verdauen. Möchten Sie auch noch einen?«
    »Nein, danke, ich muß noch fahren.«
    »Offen gestanden ist es mir ein Rätsel, weshalb Sie hier sind, aber andererseits habe ich ab und an ganz gerne Gesellschaft. Jetzt klären Sie mich doch bitte über den Grund Ihres Besuches auf, ich sterbe vor Neugier.«
    Während er sprach, bediente er sich erneut aus seinem Barschrank. Als er sich dann lächelnd zu seinem Gast umdrehte, fiel Newman auf, wie gut er aussah, wenn er sein übertrieben militärisches Gehabe ablegte. Ein Mann, der auf Frauen wirkte und sie vermutlich noch mit altmodischer Höflichkeit behandelte.
    »Nun, Newman, was hat Sie zu mir geführt?«
    Er ließ sich auf die Couch sinken, hob sein Glas und trank einen Schluck, dann musterte er seinen Gast aufmerksam über den Rand des Glases hinweg.
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, beharrte Newman. »Sie sind in der Gegend eine bekannte Persönlichkeit, und Sie schienen mir der einzige zu sein, an den ich mich wenden konnte, um mehr über dieses ungewöhnliche Völkchen hier zu erfahren.«
    »So, wie Sie das sagen, hört es sich an, als wäre ich so eine Art Vaterfigur.« Grenville lachte leise. »Aber ich weiß, daß es eine ganze Reihe von Leuten gibt, die mich nicht ausstehen können. ›Da lebt der alte Trottel von Colonel doch mutterseelenallein in diesem riesigen, halbzerfallenen Kasten‹ pflegen sie über mich zu sagen.«
    »Aber die meisten scheinen Sie gut leiden zu können«, improvisierte Newman. »Sonst würden sie ja wohl kaum zu Ihren Partys kommen.«
    »Meinen Sie?« Wieder lächelte Grenville. »Freies Essen und Getränke locken eine ganze Reihe von Schmarotzern an.« Er nippte erneut an seinem Drink. »Alleine hier zu leben - nun, da fällt mir manchmal die Decke auf den Kopf. Also gehe ich aus und mische mich unter das Volk. Sie«, er deutete mit der Zigarre auf Newman, »sind hiermit herzlich zu meiner nächsten Party eingeladen. Darf ich Sie fragen, wo Sie hier untergekommen sind?«
    »Im Nansidwell Country Hotel bei Mawnan«, erwiderte Newman ohne zu zögern.
    »Ich kenne den Besitzer. Netter Bursche. Ich kannte auch Adrian Penkastle«, fügte er unvermittelt hinzu. »Eine entsetzliche Geschichte.«
    »Kannten Sie ihn gut?« hakte Newman vorsichtig nach.
    »Nein, nur flüchtig. Ich wußte, daß er zuviel trank und fast immer in Geldschwierigkeiten war. Ein Verlierertyp, wie die Amerikaner sagen würden. Ich war da anderer Ansicht. Er konnte sehr witzig und unterhaltsam sein. Ein richtiger Komiker. Wir haben uns oft vor Lachen gebogen, wenn er in Fahrt kam.«
    »Klingt nach einem netten Kerl.«
    »Das ist … das war er auch.«
    »Haben Sie Moloch je persönlich kennengelernt?« fragte Newman ohne Vorwarnung.
    »Du lieber Himmel, nein. Und auch sonst kennt ihn niemand, soviel ich weiß. Er ist eine Art Sonderling, hält sich ganz für sich - so sagt man wenigstens in Falmouth. Muß hier irgendwo in der Wildnis ein riesiges Haus besitzen.«
    Newman sah auf die Uhr und erhob sich. Sofort sprang auch sein Gastgeber auf.
    »Sie wollen doch nicht etwa schon gehen? Bleiben Sie noch ein Weilchen. Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen.«
    »Geht mir genauso, aber ich muß wirklich los. Wir sehen uns sicher einmal wieder.«
    »Ich bestehe darauf.«
    Grenville begleitete ihn nicht nur bis zur Tür, sondern sogar bis zu seinem Wagen. Die schweren Eisentore glitten automatisch auf; der Colonel mußte einen verborgenen Knopf gedrückt haben.
    »Gute Fahrt!« rief er Newman nach und winkte noch einmal zum Abschied.
     
    Auf der Rückfahrt versuchte Newman, seine Gedanken zu ordnen. Er wurde aus Colonel Grenville einfach nicht schlau. Einerseits war da der Funkmast, der ihm zu denken gab. Dann hatte sich sein Gastgeber während des Gesprächs wiederholt auf Amerika bezogen. Andererseits erschien er ihm so durch und durch britisch, wie man nur sein konnte,

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