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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Als Newman ausstieg, traf ihn die Hitze wie ein Schlag. Rasch betrat er das Lokal und stellte fest, daß es dort von Kricketspielern in weißen Flanellhosen und Hemden mit aufgekrempelten Ärmeln nur so wimmelte.
    Es herrschte eine fröhliche Atmosphäre. Newman, der sich an die Bar gesetzt hatte, bestellte absichtlich ein Bier; ein Getränk, das er eigentlich nicht mochte, aber er wollte sich der Menge anpassen, daher trug auch er sein Jackett über dem Arm und hatte auf eine Krawatte verzichtet. Er bat auch um eine warme Mahlzeit. Es war zwei Uhr mittags - mitten in der größten Tageshitze.
    »Cheers!« prostete er einem jungen Burschen zu, der gerade sein Glas erhoben hatte.
    »Tom Hetherington«, stellte sich der rotgesichtige junge Mann vor.
    »Bob Newman.«
    »Ihr Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor. Sie sind nicht zufällig dieser Auslandskorrespondent, oder?«
    »Ich fürchte doch«, erwiderte Newman grinsend. »Und ich bin auf der Suche nach jemandem, der hier in der Gegend einigen Einfluß hat, sich gut auskennt und mir vielleicht ein paar Informationen geben kann.«
    »Ein ganz hohes Tier? Da sind Sie bei Colonel Arbuthnot Grenville von The Grange an der richtigen Adresse. Mit Ihnen redet er vielleicht. Mich würde er keines Wortes würdigen. Er ist ein Snob, wie er im Buche steht, spielt sich als reicher Landjunker auf.«
    »Arbuthnot Grenville? Komischer Name.«
    »Paßt aber zu Seiner Lordschaft, wie Sie bald merken werden - wenn er sich tatsächlich herabläßt, Sie zu empfangen. Verbringt immer den Sommer hier und den Winter in Kalifornien. Schönes Leben, wenn man sich’s leisten kann, obwohl mir schleierhaft ist, wie er das schafft. The Grange ist bis über das Dach mit Hypotheken belastet.«
    »Woher wissen Sie so viel über ihn, wenn Sie ihn gar nicht kennen?«
    »Er ist hier das Stadt-, oder vielmehr das Dorfgespräch. Ich weiß, es klingt nach Klatsch und Tratsch, aber er macht einen Riesenfehler. Schikaniert seine Dienstboten und schmeißt sie dann raus. Dienstboten können verdammt neugierig sein, und sie rächen sich an ihm, indem sie seine schmutzigen Geheimnisse breittreten.«
    »Sie sagten, er verbringt den Winter in Kalifornien. Haben Sie eine Ahnung, wo genau?«
    »In einem Ort namens Monterey. Ich hab‘mal auf der Landkarte nachgeschaut, das liegt südlich von San Francisco. Wollen Sie versuchen, ein Interview von ihm zu bekommen? Meines Wissens nach empfängt er niemanden ohne Termin. Oder denken Sie daran, sich hier niederzulassen?«
    »Nein. Leben Sie denn hier?« fragte Newman zurück.
    »Da müßte ich ja schön blöd sein. Ich und mich den Flüchtlingen anschließen? Nie im Leben. Ich komme nur für einen Monat oder so hier runter, um Kricket zu spielen. Von Beruf bin ich Börsenmakler.«
    »Klingt so, als würde Ihnen die Vorstellung, hier leben zu müssen, gar nicht gefallen. Und was hatte die Bemerkung über Flüchtlinge zu bedeuten?«
    »Ich würde hier nicht wohnen wollen, selbst wenn ich ein Haus geschenkt bekäme. So viel hier im Sommer auch los ist - wenn man genug Freunde hat -, ab Oktober herrscht tote Hose. Und ich habe die Leute hier als Flüchtlinge bezeichnet, weil viele vor einem geregelten Job und dem Alltagstrott einfach davongelaufen sind. In dieser Gegend leben ein paar ziemlich schräge Vögel, das können Sie mir glauben.«
    »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich mich zum Essen an einen Tisch setze. Wissen Sie zufällig, wie ich nach The Grange komme?«
    Statt einer Antwort griff Hetherington hinter die Theke, nahm den Notizblock, auf dem der Barkeeper die Bestellungen notierte, und zeichnete rasch eine provisorische Karte, wobei er von ihrem momentanen Standpunkt ausging.
    »Hier, sehen Sie«, sagte er und hielt Newman die Zeichnung hin. »Sein Haus liegt ein Stück außerhalb von Constantine. Sie können es von der Straße aus sehen - ein großer Granitklotz mit hohen Schornsteinen. Passen Sie auf, daß Sie die Abzweigung nicht übersehen. Ich habe sie mit einem Kreuz gekennzeichnet.«
    »Ich bin Ihnen für Ihre Hilfe sehr dankbar«, meinte Newman lächelnd.
    »Keine Ursache.« Hetherington grinste. »Ich würde mich diebisch freuen, wenn Sie einen Artikel über ihn bringen. Der alte Grenville haßt Publicity, hält sich immer vornehm zurück. Aber ich habe so ein Gefühl, als könnten Sie ihn überlisten. Viel Glück …«
     
    Newman verzehrte rasch sein Essen und ließ das zweite Glas Bier unberührt stehen, das er sich bestellt

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