Hexenkessel
dunkelblauen Anzug fiel.
Beim Tanzen warf Prendergast gelegentlich einen verstohlenen Blick in Richtung ihres Gastgebers und wandte dann rasch den Kopf ab. Was zum Teufel wurde hier gespielt? Newman konnte sich das Verhalten der beiden nicht erklären. Vanity lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Band - fünf junge Burschen auf einem Podium am Ende des Raumes.
»Sie sind gar nicht schlecht«, meinte sie. »Und sie spielen eine gelungene Mischung aus Oldies und den neuesten Hits. Vermutlich auf Grenvilles Anweisung hin - er will es eben möglichst vielen seiner Gäste recht machen. Er ist ein ausgezeichneter Organisator.«
»Und er handelt erstaunlich schnell«, fügte Newman hinzu. »Er muß den ganzen Nachmittag in der Gegend herumtelefoniert haben.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Weil er mich erst sehr spät am Abend angerufen hat, um mich einzuladen, und ich glaube nicht, daß ich nur als Notnagel herhalten sollte.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand Sie als Notnagel betrachtet - schon gar keine Frau.«
Newman verwünschte insgeheim seine Unbedachtheit. Beinahe hätte er verraten, daß er Grenville erst an diesem Nachmittag kennengelernt hatte; eine Tatsache, die er lieber für sich behalten wollte. Aber er wußte, wo sein Problem lag: All seine Gedanken drehten sich nur um Vanity.
Später legte Grenville mit beiden Frauen abwechselnd einen Quickstep auf das Parkett. Newman fiel auf, wie behende und geschmeidig er sich trotz seines Alters bewegte, eher wie ein Mann von Vierzig als von Mitte Sechzig.
Die Party dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Gegen drei Uhr morgens mahnte Newman zum Aufbruch. Grenville verabschiedete sich von Prendergast eine Spur zu herzlich, was Newman mit Interesse vermerkte.
Als sie ins Hotel zurückkehrten, wollte Prendergast Paula heimfahren, aber sie lehnte mit der Begründung ab, das sei lächerlich, da Newman sie im Mercedes mitnehmen könne.
»Ich dachte, Sie würden mir wenigstens gestatten, daß ich ein bißchen was für Sie tue.« Maurice blieb hartnäkkig.
»Nein, danke«, sagte Paula fest. »Wir hatten ein paar schöne Stunden, Maurice. Verderben Sie mir jetzt nicht die Stimmung.«
»Sie sind diejenige, die alles verdirbt.«
Newman stand neben ihnen, mischte sich aber nicht ein. Mit dieser Situation mußte Paula alleine fertig werden. Er war nur froh, daß Vanity bereits im Wagen saß und daß er die Fenster wieder geschlossen hatte, um die nächtliche Kühle fernzuhalten. So bekam sie wenigstens von diesem Gespräch nichts mit, das sich jeden Moment zu einem häßlichen Streit auswachsen konnte.
»Ich danke Ihnen für diesen schönen Abend - oder vielmehr Morgen, Maurice«, sagte Paula entschieden. »Aber ich fahre jetzt mit Bob zum Hotel zurück. Gute Nacht.«
Sie unterließ es, ihn auf die Wange zu küssen, marschierte zu dem Mercedes hinüber, nahm auf dem Rücksitz Platz und ließ die Tür mit einem Knall zufallen.
»Gute Nacht, Maurice«, betonte Newman.
»Habt ihr zwei da vielleicht was laufen?«
»Gute Nacht, Maurice«, wiederholte Newman erbost.
Er wandte sich rasch ab und ging auf sein Auto zu. Nur weg von Maurice, ehe er der Versuchung nachgab, ihm ein blaues Auge zu verpassen. Auf der Rückfahrt kam die Unterhaltung nur schleppend in Gang. Paula kochte innerlich vor Zorn, und Vanity war nach der langen Nacht schläfrig geworden.
Als sie im Nansidwell angelangt waren, fand Newman eine Nachricht von Tweed vor:
Rufen Sie mich unbedingt sofort an, wenn Sie zurück sind. Auf dem üblichen Weg.
Er zeigte Paula die Nachricht, sowie Vanity zu Bett gegangen war. Sie überflog sie und reichte sie ihm dann zurück.
»Er meint damit, daß Sie ihn von der Telefonzelle in Mawnan Smith aus anrufen sollen«, erklärte sie.
»Das kann ich auch alleine erledigen. Sie möchten doch bestimmt gleich in Ihr Zimmer gehen.«
»Von wegen. Ich komme mit. Ich will nämlich wissen, was passiert ist, und nach dieser unsinnigen Auseinandersetzung mit Maurice kann ich ohnehin nicht schlafen.«
13.
Nach seinem übereilten Aufbruch zu Professor Weatherby blieb Tweed so lange fort, daß Monica begann, sich Sorgen zu machen. Als er kurz nach Mitternacht zurückkam, war sie zunächst erleichtert, doch dann bemerkte sie seinen grimmigen Gesichtsausdruck. Wortlos ließ er sich hinter seinem Schreibtisch nieder.
»Schlechte Nachrichten?« fragte sie mitfühlend.
»Sehr schlechte. Nach dem Gespräch mit Weatherby bin ich fast überzeugt, daß meine
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