Hexenkessel
Dank.«
»Keine Ursache …«
Tweed legte den Hörer auf und gab weiter, was er soeben erfahren hatte. Paula reagierte zuerst.
»Finden Sie es nicht auffällig, daß Sie alle denselben Flug benutzen?«
»Mir fällt vor allem auf, wie eilig sie es alle haben, nach Kalifornien zu kommen. Langsam ergibt sich ein bestimmtes Muster. Auch Moloch ist erst kürzlich dorthin geflogen. Ich fürchte, da kocht ein Hexenkessel über.«
»Ein Hexenkessel?« wunderte sich Paula.
»Heutzutage brodeln überall in der Welt welche, aber dieser übertrifft alles bisher Dagewesene …«
16.
»Der Leichnam von Julia Sanchez, der Tochter dieses Millionärs aus Philadelphia, von dem ich Ihnen erzählt habe, ist gefunden worden. Sie wurde offenbar mit einem Draht erwürgt. Der Kopf war fast vollständig vom Rumpf getrennt. Wer auch immer das getan hat, hat ihr sein Markenzeichen auf den Körper geschmiert - mit ihrem eigenen Blut. Ein großes B«, schloß Cord Dillon.
»Klingt recht unappetitlich«, erwiderte Tweed.
Der Anruf des stellvertretenden Direktors der CIA war mitten in der Nacht eingegangen, als Tweed gerade wieder einmal Ethan Benyons Karte studiert - und mit einer detailgetreuen Karte Kaliforniens verglichen hatte.
»Also sind inzwischen drei von Molochs verschwundenen Freundinnen wieder aufgetaucht«, fuhr der Amerikaner fort. »Jetzt müssen wir noch ein weiteres erdrosseltes Opfer finden, dann wissen wir, daß wir es mit einem Serienkiller zu tun haben.«
»B«, sinnierte Tweed. »Der Buchhalter?«
»Darauf möchte ich wetten.«
»Aber ist diese Sanchez nicht schon vor längerer Zeit verschwunden? Wieso ist der Leichnam so gut erhalten, daß Sie all diese Rückschlüsse ziehen konnten?«
»Die Leiche war in einer Nische einer stillgelegten Quecksilbermine ganz in der Nähe von Big Sur versteckt. Da unten ist es so lausekalt wie in einem Kühlschrank. Deswegen war auch der Körper noch in einem guten Zustand.«
»Ich sehe da eine merkwürdige Ungereimtheit, Cord. Zwei der Mädchen, Cheryl und Julie Standish, sind einmal hier und einmal in Kalifornien an Land gespült worden, aber keine von beiden wurde erwürgt.«
»Soviel ich weiß, war die Venetia in beiden Fällen nahe vor Ort. Hätte der Mörder sie da wirklich unbemerkt erwürgen können?«
»Vermutlich nicht. Ein Punkt für Sie.«
»Es wurden auch eine Reihe anderer Leute erdrosselt aufgefunden, die VB im Weg gestanden haben - und immer war dieses große B mit ihrem eigenen Blut auf ihre Haut gezeichnet worden. Ich wünschte bei Gott, wir würden dem Buchhalter endlich auf die Schliche kommen. Er benutzt eine Art Garotte, um seine Opfer umzubringen, vermutlich einen Draht mit Holzgriffen an beiden Enden. Vielleicht malt er sogar mit diesen Griffen sein Zeichen auf die Körper der Toten.«
»Das klingt nicht nur nach einem Killer, sondern auch noch nach einem Sadisten.«
»Da möchte ich Ihnen nicht widersprechen«, sagte der Amerikaner. »Wir suchen alle alten Quecksilberminen in der Gegend ab - das heißt, die dortige Polizei tut es. Wenn ich etwas erfahre, gebe ich Ihnen Bescheid.«
»Der Mann, den wir suchen, muß auf Frauen sehr anziehend wirken«, gab Tweed zu bedenken. »Ansonsten würden sie sich wohl kaum bereiterklären, ihn zu einem ruhigen Plätzchen zu begleiten, wo er sie dann in aller Ruhe umbringen kann.«
»Warum zum Teufel ist mir das nicht eingefallen? Es ist zumindest ein Anhaltspunkt.«
»Überprüfen Sie doch einmal Molochs Buchhalter, Byron Landis«, schlug Tweed vor.
»Der als Täter - das wäre wohl ein bißchen zu auffällig, finden Sie nicht?«
»Ein kluger Mann macht sich gerade das Naheliegende zunutze. Melden Sie sich mal wieder, und danke für Ihren Anruf.«
Tweed berichtete Paula und Monica vom Inhalt des Gesprächs. Er hatte gerade geendet, als Newman das Büro betrat. Tweed starrte ihn vorwurfsvoll an.
»Sie sollten sich doch ein wenig aufs Ohr legen.«
»Ich habe lange genug geschlafen. Außerdem möchte ich am Puls des Geschehens bleiben.«
Tweed wiederholte das, was er Paula und Monica soeben mitgeteilt hatte. Paula musterte unterdessen Newman, der einen schmucken grauen Nadelstreifenanzug trug. Frisch rasiert war er auch.
»Also kommen die Leichen langsam an die Oberfläche«, bemerkte er finster.
»Wie ist denn Ihre Verabredung mit Vanity im Lanesborough gelaufen?« fragte Paula süß.
»Ich habe mich ausgezeichnet unterhalten. Sie ist eine witzige, amüsante Gesellschafterin und sah zum Anbeißen aus.
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