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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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geantwortet, doch sie bezwang sich und sagte nur: "Si, gerne."
"In meinem Atelier?"
"Si, ich werde kommen."

    Einen Abend mit Leonardo! Der letzte und einzige, den Lucia alleine mit ihm verbracht hatte, lag jetzt ein halbes Jahr zurück.
Die Stunden schlichen viel zu langsam dahin. Ob er wieder so reich aufdecken wird wie damals? Wahrscheinlich nicht, vermutete sie, denn damals war Ostern und heute ein gewöhnlicher Werktag, da tut man das sicher nicht. Deshalb legte sie auch, als endlich die Zeit gekommen war, nur ihren schlichten, dunkelblauen Baumwollanzug mit beigem Ledergürtel an. Dann wusch sie sich die Fettstiftfarbe von den Brauen und trug danach so wenig wie möglich auf, um weiblicher zu wirken, und aus dem gleichen Grund drückte sie ihr Haar heute nicht so fest an den Kopf. Gut so?, fragte sie am Schluss ihr Spiegelbild - naja, antwortete es, etwas mehr Lucia lugt jetzt schon aus dir hervor.
Beim hinab Gehen der Treppe verrieten Lucia ihre weichen Knie, was sie nicht wahrhaben wollte, sie war aufgeregt. Dennoch klopfte sie dann mit fester Lukashand an Leonardos Ateliertür.
"Ich komme", vernahm sie von drinnen.
Wie Leonardo gleich darauf öffnete, stellte Lucia überrascht fest, dass auch er einen blauen Anzug trug, einen rötlichblauen, ihre Lieblingsfarbe. Außerdem war nicht zu übersehen, dass er ebenso nervös war wie sie.
"Tritt ein", bat er sie, konnte seinen Blick nicht von ihr lösen und äußerte dann, was wie eine Rechtfertigung klang: "Weißt du, dass du wunderschön bist?"
"Eigentlich nicht", entgegnete sie verlegen, und um ihm ebenfalls etwas Freundliches zu sagen, fiel ihr nur ein: "Eher bist du schön, ich habe dich noch nie in Indigo gesehen, die Farbe steht dir ausgezeichnet."
Damit hatte sie genau das Richtige ausgedrückt, denn mit einem Mal begannen seine Augen zu leuchten, und er gestand ihr: "Da habe ich also tatsächlich deinen Geschmack getroffen, das war gar nicht leicht herauszufinden."
Er will mir also gefallen, freute sich Lucia, wodurch sich ihre Anspannung löste.
Unterdessen hatte er sie in seine Polsterecke geführt, wies mit der Hand zu der Kredenz, auf der drei Krüge standen und erklärte ihr, er habe gerätselt, ob sie Weiß- oder Rotwein oder vielleicht Limonade bevorzuge, weshalb er von allem einen Krug bereit gestellt habe.
"Leonardo", erschrak sie darüber, "solch einen Aufwand wegen mir?", worauf er charmant zurückgab:
"Das war mir ein Vergnügen, wann bietest du mir schon die Gelegenheit, dich zu verwöhnen? Nun such dir einen Sessel aus - ahja, diesen hier."
Sie nahm Platz, wonach er sich erkundigte, was er servieren dürfe. Nach kurzem Überlegen entschied sie: "Da wir auf ein Hochzeitspaar trinken, einen blumigen Rotwein."
Nachdem er eingeschenkt und - zwischen ihnen der große Rundtisch - ihr gegenüber Platz genommen hatte, prosteten sie auf das Glück der Jungvermählten. Anschließend lehnte er sich in seinem Sessel zurück - noch weiter weg von ihr. Aus Trotz lehnte sie sich ebenfalls zurück und, sensibel wie Leonardo war, deutete er ihre Reaktion richtig, blickte sie betroffen an und richtete sich wieder auf.
Um sein Ungeschick wieder auszubügeln, erkundigte er sich mit liebenswürdigem Lächeln: "Hast du dein hübsches Haar absichtlich aufgelockert oder ist das beim Umkleiden passiert?"
Sie konnte nicht anders, als ihm entgegenkommend zu antworten: "Beides, es ist beim Umkleiden passiert, und dann habe ich es absichtlich nicht geändert. Sieht das unordentlich aus?"
"Im Gegenteil", betonte er nett, "ausgesprochen apart sogar und viel natürlicher. Ich an deiner Stelle würde es immer so tragen."
"Und ich an deiner Stelle würde öfters indigo tragen, das unterstreicht die Tiefe deines Wesens ebenso wie deine Feinsinnigkeit."
Darauf reagierte er mit sanfter Stimme: "Wie wohltuend sich das aus deinem Mund anhört, Lukas, zumal ich weiß, wie viel du von der Bedeutung der Farben verstehst."
Sie unterhielten sich weiterhin über Farben, auch über Malerei und Kunst, wobei Leonardo öfter Komplimente mit einflocht und sich nie wieder zurücklehnte. Bald wollte er Näheres über Claire erfahren, doch Lucia konnte ihm nur das wiedergeben, was sie von Alphonse wusste und anschließend fragte sie Leonardo, ob Alphonse ihm denn einen juristischen Rat bezüglich der Adoption von Salai habe erteilen können.
"Leider no", bedauerte er, "zumindest bisher noch nicht."
Dann erkundigte er sich, ob sie sich seit ihrem Heimatbesuch denn etwas besser mit ihren

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