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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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begutachtete, war sie stets umringt, und jeder hatte etwas zu erklären.
Bis ihr Leonardo Luft verschaffte: "Basta, basta, Artisti e Garzoni. Wir ziehen uns jetzt zurück, damit sich Lukas in Ruhe hier umschauen kann."
"Aber wir stören doch nicht." "Wir sagen auch nichts mehr", versuchten sie, ihn umzustimmen, worauf er sich jedoch nicht einließ:
"Wir gehen jetzt an unsere eigenen Arbeiten - avanti!"
Sie folgten widerwillig, und beim hinab Gehen der Stufen bedrängte Bernardino Leonardo, nachher müsse aber der Ofen angeworfen und das Gemälde hereingeholt werden, und bei dieser Gelegenheit . . , mehr konnte Lucia nicht verstehen.
Männer und Mechanik, belustigte sie sich, gleich welchen Alters, sie bekamen alle heiße Köpfe, wenn es um Mechanik ging, selbst schon der dreizehnjährige Justus.
Um Leonardo ihren Gefallen an dem so überraschend eingerichteten Labor zu demonstrieren, verweilte sie längere Zeit in diesem Raum, wobei nun sie sich nacheinander vor die drei Geräte setzte und die Pedale bediente. Zu ihrer Freude liefen die Geräte weit leichter und leiser als die in Meran.
Gerade schickte sie sich an, den Raum zu verlassen, als sie neben von Leonardos Atelier her Stimmen und schleifende Schritte vernahm - sie schleppten bereits das Gemälde an. Die Palisandertür wurde aufgeschlossen, Salai trat ein, und dann trugen Giovanni, Marco und Antonello unter Bernardinos Anweisungen das riesige Gemälde vorsichtig zur Tür herein. Es passte von der Höhe her gerade noch durch den rundbogigen Türrahmen.
"Jetzt hier an die Wandregale lehnen", hieß Bernardino die Drei, und Lucia erklärte er, was sie sich ohnehin zusammengereimt hatte: "Wir heizen hier jetzt ein, damit es schneller trocknet, denn Anfang Scheiding muss es nach Padua transportiert werden."
Der geheime Wunsch der Männer und Salais, sie könnten sich nun wieder an die Geräte setzen, erfüllte sich jedoch nicht. Denn als wenig später das Feuer im Ofen flackerte, betrat Leonardo vom Hof her lachend den Raum: "Ich habe euch beobachtet, muss euch aber enttäuschen. Non, Leute, ich lass euch noch nicht an die Geräte, nicht bevor Lukas sie mit Finger- und Fußspitzengefühl eingearbeitet hat."
Darauf bekamen alle lange Gesichter und wollten sich zurückziehen, Leonardo aber bat sie, zu bleiben und kündete an: "In drei Wochen wird das Gemälde abtransportiert, und bis dahin hat Lukas die Geräte wohl eingearbeitet. Von da an können wir dann in ausreichender Menge all unsere Farben herstellen. Und dich, Lukas, bitte ich, Carlo und Nicola diese Herstellungen beizubringen. Wobei Bernardino, Giovanni und ich da ruhig hin und wieder mit zuschauen sollten, denn ich bin sicher, dass auch ein fertiger Artista von einem Farblaboranten noch etwas lernen kann. - Was sagt ihr dazu?"
Dem stimmten alle zu, wohl weniger wegen der Herstellungen als solche, als wegen des Umgangs mit den Geräten.
    Vorab mussten sie sich allerdings gedulden. Doch das fiel ihnen derzeit nicht schwer, da sie wie auch die Gastkünstler draußen ordentlich gefordert wurden. Die Seitenteile der neuen Treppen wie auch die Stufen waren bereits mit dem hellgrünen Marmor verkleidet, und nun wurden die Geländerpfeiler verankert.
Lucia hielt auf Leonardos Geheiß wieder im Malatelier die Wacht, wobei sie Nicola ungestört in die hiesigen Burschenaufgaben einweisen konnte, und nebenbei gewöhnte sie im Laborraum die Geräte mit verschiedenen Materialien allmählich an ihre künftigen Pflichten.
Vorrangig führte sie indes ihre Malstudien durch. Wenngleich sich dabei kein durchschlagender Erfolg einstellte, gelangen ihr doch die Selbstversenkungen zunehmend besser, sie geriet immer tiefer in ihr Unterbewusstsein, also in höhere Seelenregionen. Leonardo, der sich dann und wann nach ihren Übungen erkundigte, erkannte darin erfreuliche Fortschritte.
"Ich habe dir bereits an Ostern gesagt, du hast eine starke Seele", erinnerte er sie. "Wie schön, dass du sie jetzt ergründest, sie dir bewusst machst."

    Als Lucia es schon nicht mehr zu hoffen wagte, trat Leonardo zu ihr ins Atelier, "Post für dich", und überreichte ihr einen Brief.
"Grazie!", freute sie sich.
Und nachdem er das Atelier wieder verlassen hatte, setzte sie sich mit dem Brief auf das flache Fenstersims, öffnete aufgeregt den Umschlag und holte zwei Briefbögen hervor, einen von ihrer Mutter und einen von Alphonse. Zuerst las sie den Brief ihrer Maman. Die teilte ihr mit wenigen, doch lieben Worten mit, ihr Vater sei erst drei Tage

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