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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Erst als sich die Männer während des Frühstücks über den Geländeraufbau besprachen, wobei Lucia neuerlich der nachlässige Arbeitseinsatz der Künstler wie auch der Garzoni aufbrachte, fragte sie Leonardo, wann diese Arbeit voraussichtlich fertig sei. In frühestens zwei Wochen, meinte er, worauf sie ihm vorschlug, doch Bernardino oder Giovanni mit der Transportaufsicht des Gemäldes zu betrauen, damit es nicht zu spät in Padua eintreffe. Darauf brach allgemeines Gelächter aus. Nur Leonardo blieb ernst, ließ seinen Löffel in die Schale sinken und sagte: "Du hast völlig recht, Lukas, ich werde das durchdenken."
"Bene", freute sie sich über diese Reaktion, "ich finde, dir soll viel mehr Arbeit abgenommen werden, auch unaufgefordert."
Dieser Äußerung folgte momentan Stille am Tisch, Lucia fürchtete, zu weit gegangen zu sein, weshalb sie geschickt hinzufügte: "Dazu ist jeder von uns gerne bereit, stimmt's, Carlo? Bernardino? Giovanni?"
Denen blieb nichts übrig, als bestätigend zu nicken, wobei der stets flink reagierende Giovanni sogar beteuerte: "Sicher, Maestro, jederzeit. Also den Transport könnte doch vielleicht ich übernehmen, si?"
"Muss ich mir noch überlegen", gab Leonardo zurück.
Alle Künstler waren nachdenklich geworden - hoffentlich dämmert ihnen endlich, welch bequemes Leben sie hier auf Leonardos Kosten führen, wünschte Lucia und nahm sich vor, sie fortan noch öfter zu mehr Mitdenken anzuregen, auch wenn sie nur der Garzone war. Doch zu ihrem Erstaunen zeitigte bereits ihr erster Denkanstoß seine Wirkung, denn Bernardino nannte jetzt ein solides Fuhrunternehmen, das er kenne, und Carlo erinnerte sich, dass er die bestellten Einschlagtücher für das Gemälde abholen müsse.
Aber nicht lang und das Gespräch landete wieder beim Geländeraufbau.
Schließlich kam Gina, um das leere Essgeschirr abzuräumen. Carlo ging ihr mit schmeichelndem Lächeln zur Hand, obgleich sie deutlich zu erkennen gab, dass sie diese Hilfen lieber von Lukas annähm, und als sie sich mit ihrem vollen Tablett zurückzog, eilte Carlo ihr vorweg und hielt ihr die Tür zum Küchenhaus auf: "Prego, du reizende Küchenfee."
Lucia schaute verblüfft zu den beiden hin, und als sie sich wieder den anderen zuwandte, sah sie, dass Leonardo über sie grinste. Sie wusste auch weshalb, weil ihr Ausdruck eben wieder dem eines Kalbes geähnelt hatte. Aber das reichte noch nicht, auch Bernardino feixte zu ihr hinüber: "Hättest du nicht gedacht von Carlo, wie?"
"No", entfuhr es ihr perplex, worauf Leonardo unübersehbar gegen ein Lachen ankämpfen musste. Dafür bedachte sie ihn mit einem vorwurfsvollen Blick, erreichte damit allerdings das Gegenteil, denn dadurch brach nun doch sein Lachen durch, so herzhaft, dass er alle damit ansteckte - nur Carlo nicht. Der nahm wieder seinen Platz neben Lucia ein, stieß sie mit dem Arm an und wollte von ihr erfahren, worüber hier gelacht werde. Lucia konnte nicht antworten, er fragte nochmal nach, worauf sie hervor brachte: "Das ist nicht wiederzugeben."
"Über mich?"
"No, Carlo."
"Doch, ihr habt über mich gelacht."
Jetzt kam ihr Leonardo zur Hilfe: "Da hast du eben was versäumt, Carlo, Lukas hat mal wieder gestiert wie ein Kalb."
"Maestro!", empörte sich Carlo, da die anderen jedoch in erneutes Lachen ausgebrochen waren, schaltete sich in Carlo etwas um, und statt zu motzen, musste er mit lachen.
Beim anschließenden gemeinsamen Verlassen des Blockhauses bat Leonardo Lucia beiseite und erkundigte sich dann leise: "Wie geht es dir, Lukas?"
"Gut, sehr gut, und dir? Grazie, Leonardo, für die sprechenden Rosen, sie drücken mehr aus als Worte."
Darüber lächelte er erfreut, wobei er das Gesicht zur Seite wandte, damit es die anderen nicht sähen, und als seine Miene wieder ernster war, erwiderte er: "Ich habe dir zu danken, weil du dich vorhin so für mich eingesetzt hast. Weißt schon, wegen des Gemäldetransportes."
"Nicht nur deswegen, es regt mich schon lange auf, wie dich hier alle ausnutzen."
"Schscht", bremste er sie, da sie zu laut geworden war und bekannte ihr dann: "Ich war gerührt. Da macht sich doch tatsächlich jemand Gedanken um mich, um mich als Mensch. Das habe ich lange nicht mehr erlebt."
"Kann ich mir denken."
Er sah sie fragend an, sie aber konnte ihm doch nicht preisgeben, dass sie als Leiterin des Bellwillwerks ähnlich dagestanden hatte und noch immer stand - einsam, alle Verantwortung auf ihren Schultern, und jeder wollte nur haben, nehmen, haben. Darüber

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