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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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schob ihnen die große Sanduhr auf dem Arbeitstisch in Sichtweite, und forderte ihre Schüler dann auf, zu beginnen.
Unmittelbar nachdem sie das Kasein in die Schüsseln geschüttet hatten, verbreitete sich sein übler Geruch, weshalb Lucia die Terrassentür öffnete und ihre Schüler beruhigte: "Der Geruch vergeht, je besser sich das Öl mit dem Kasein verbindet, ein Phänomen, das sich nicht erklären lässt."
Salai mäkelte über den Gestank, Giovanni ebenfalls, die anderen verzogen nur die Gesichter, aber alle bemühten sich, so zu rühren, wie Lucia es ihnen vorgeführt hatte.
Bald musste sie Carlo rügen: "Du, ich habe gesagt, je besser sich das Öl mit dem Kasein verbindet und nicht, je schneller du es hinein kippst."
"Va bene."
Und sie rührten weiter - rechts herum, Schleife mit Ölzugabe, links herum, wieder Schleife mit Ölzugabe und immer so fort. Niemand sprach dabei. Nur Lucia musste hier und da korrigieren: "Langsamer drehen, Leonardo und auch konzentrierter", oder zu Giovanni "etwas kräftiger, sonst schläft die Masse ein", und zu Salai, dessen Wangen vor Eifer zu glühen begannen: "Mehr Öl beigeben und bei jedem Mal noch etwas mehr. Aber rühren tust du gut, Salai, sehr gut sogar, bist richtig im Rhythmus, als würde dein Arm nach einer Musik tanzen."
Er blickte strahlend zu ihr hoch.
Nachdem schließlich jeder all sein Öl beigegeben hatte, rührten sie konzentriert weiter, ohne Unterlass, immer weiter. Wieder trat Lucia von einem zum anderen, um dann und wann korrigierend einzugreifen: "Mehr Gefühl, Bernardino, die Substanzen sollen doch zueinander finden, sollen sich zur Einheit verschmelzen. Das gilt auch für dich, Giovanni, du rührst zu ungeduldig. Und jetzt zu euch allen: Bei zu tranigem Rühren wird die Mixtur dick und schwerfällig, rührt man zu schnell, dann wird sie zu dünn, und wenn man ohne Gefühl drauf los rührt, dann wehrt sie sich dagegen, sie wird kratzig, fast körnig."
Darauf zeichnete sich in Giovannis Gesicht Unmut ab, Carlo schien mit seinen Gedanken woanders zu weilen, Leonardo und Nicola hatten aufmerksam zugehört, und Salai war so mit seinem rhythmischen Rühren beschäftigt, dass Lucia ihm keine Reaktion anmerkte. Inzwischen roch das Kasein nicht mehr, Lucia konnte die Terrassentür wieder schließen, und um keine Langweile aufkommen zu lassen, beschrieb sie ihnen nun doch die Einrichtung eines tatsächlichen Farblabors.
Als die Sanduhr anzeigte, dass die halbe Stunde bald erreicht ist, begann Lucia, das Ergebnis jedes einzelnen zu prüfen, "denn man darf die Mixtur nicht überstrapazieren", erklärte sie, worauf von Giovanni ein vorwurfsvolles "Si!" ertönte.
Das veranlasste Lucia, ihn zu fragen, ob er seine Mixtur denn für reif hielt. "Längst schon", war er überzeugt und Bernardino schloss sich ihm an: "Meine Masse ist auch soweit, sie ist geschmeidig genug."
"Bene", lächelte Lucia über diese Reaktionen. "Jeder, der mit seinem Ergebnis zufrieden ist, kann jetzt erst seine Prise Mineralsalz und mit den nächsten Schleifen dann die Farbe hinzufügen, in gleicher Weise wie vorhin das Öl."
Die beiden Künstler kamen der Aufforderung unmittelbar nach, Carlo hielt sich mühsam zurück, und Leonardo bat Lucia um ihr Urteil, worauf sie ihm riet: "Besser du rührst noch zwei Minuten, aber langsamer und auch mehr bei der Sache sein, die Masse will ja schon dünn werden."
"Si?", erschrak er, wobei seine fragenden Brauen am Innenrand bis fast bis zum Haaransatz hochschossen, doch Lucia konnte ihm nicht antworten, da im nächsten Moment Salai aufschrie:
"Hilfe! Da kommen Blasen hoch!"
Lucia beruhigte ihn: "Ein gutes Zeichen, Salai, dann gib jetzt das Salz und danach deine Ockerpigmente dazu, und danach rührst genau wie bisher weiter."
"Mach ich."
Anschließend konnte sie nach und nach auch die anderen bitten, ihre Salze und Pigmente einzumischen.
"Von jetzt an wieder eine halbe Stunde", kündete sie dann an, worauf sich alle Blicke auf die Sanduhr richteten.
Und sie rührten weiter und immer weiter, wobei nach einiger Zeit Giovanni und Salai, mit Lucias Erlaubnis, dann und wann ihren linken Arm benutzten, Bernardino feststellte, man gerate in einen Rührrausch, was ihm einige bestätigten und Carlo unentwegt von jemandem oder etwas zu träumen schien. Als Lucia schließlich auffiel, dass Giovanni, Carlo und Salai zu erlahmen drohten, redete sie allen zu: "Nicht nachlassen, bald habt ihr es geschafft, keine zehn Minuten mehr. Immer weiterrühren und schön mit Gefühl.

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