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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Stube."
Nachdem sie seine Gute Stube betreten hatten, blieb Lucia verwundert stehen - überall brannten und dufteten Wachskerzen, auf den beiden Kredenzen, auf der Fensterbank und auf dem ovalen Tisch, der von roten Polstermöbeln umringt war. Maestro da Vincis ebenso vornehmes wie heimeliges Reich. Der Tisch war mit Kleingebäck, kandierten Früchten, einer mit Rotwein gefüllten Karaffe und zwei Kristallgläsern, die im Schein der vielen Kerzen ringsum funkelten, gedeckt.
"Das soll nur eine Kleinigkeit sein?", schüttelte Lucia lächelnd den Kopf. Er freute sich über ihre Anerkennung, und während sie nach seiner Aufforderung auf dem Sofa Platz nahm, ließ er sich ihr gegenüber in einem der roten Sessel nieder. Dann schenkte er Wein ein, wobei er äußerte: "Der ist Labsal für uns zwei Alleingelassenen. Und prego", er wies mit der Hand auf die Schalen, "greif zu, hast sicher noch nichts zu dir genommen heute Abend. Aber vorher", nun hob er sein Glas an, "salute, Lukas!"
Der Wein mundete köstlich, kein Wunder, der Maestro verfügte in jeder Beziehung über Geschmack. Das bezog sich auch auf das ausgewählte Gebäck, das sich Lucia während ihrer sich nun entfaltenden Plauderei Stück für Stück schmecken ließ.
Mit einem Mal erkundigte sich der Maestro besorgt: "War heute kein leichter Tag für dich, hm?"
Lucia nickte nur, worauf er weiterfragte: "Schwierigkeiten mit deinem Onkel?"
Darauf reagierte sie nicht, allerdings ungewollt schon, denn ihr Kopf senkte sich leicht nach unten.
"Keine Bedenken, Lukas", beruhigte er sie, "ich habe nicht die Absicht, dich auszuhorchen. Aber wenn du dich freireden möchtest, wäre ich dafür ausgezeichnet geeignet. Weißt du", er blinzelte schalkhaft, "der liebe Gott hat mir zwei seltsame Ohren gebaut, die kann ich so einstellen, dass sie zwar alles aufnehmen, aber das Gehörte dann für immer festhalten, es niemals zu meinem Mund vorlassen. Ist wahr, Lukas, solche Ohren habe ich."
Lucia lachte herzlich, und er forderte sie abermals zum Trinken auf. Nachdem sie die Gläser wieder abgestellt hatten, beugte er sich etwas zu ihr vor, um ihr zu erklären: "Der eigentliche Grund für diesen festlichen Abend ist, dass ich dir heute etwas offenbaren will: Lukas, du und ich, wir sind entfernt miteinander verwandt."
Er weiß es also, erschrak Lucia, und was hat er jetzt vor, will er die Adresse meiner Familie erfahren? Sie ließ sich ihren Schreck nicht anmerken, als er weiter sprach: "Auch ich bin ein Spross der Bellesigni-Sippe, sowohl von Mutters als auch von Vaters Seite her. Hättest du nicht gedacht, wie?"
"N . . no."
"Freust du dich darüber denn nicht? - Oh, ich vergaß, bist deinen Verwandten ja nicht allzu hold gesonnen, jedenfalls nicht den Bellwills in Tirol."
Lucia war erleichtert, ihn verlangte also nicht nach der Adresse ihrer Familie. Stattdessen fuhr er mit jetzt schelmischer Miene fort:
"Aber ich bin nicht wie die Bellwills, ehrlich, ich bin ganz anders." Er erhob sich in seiner originellen violett-weißen Garderobe und setzte sich dann mit seinem Weinglas neben sie: "Du weißt, dass sich Verwandte duzen, Lukas, das gilt auch für uns beide. Du wirst mich also fortan nie mehr mit Maestro und Ihr ansprechen, sondern mit Leonardo und du. Sind wir uns da einig?"
"Ich, ich weiß nicht."
"Aber ich weiß, und das besiegeln wir jetzt mit diesem Wein."
Nachdem sie einen Schluck genommen hatten, regte er sie an: "Jetzt sprich meinen Namen aus, ohne den Maestro." - Sie brachte es nicht fertig. Darauf sprach er ihr vor: " L-e-o-n-a-rrr-d-o , schön mit italienisch weich rrollendem Rrrr."
So charmant angeregt, gelang es ihr jetzt: "Leonarrrdo."
Aber anschauen hatte sie ihn dabei nicht können. Dennoch erkannte sie aus dem Augenwinkel, dass er zufrieden nickte, wonach er wieder jenseits des Tisches seinen Sessel einnahm. Bedauerlich, fand sie, seine Nähe war so angenehm, sie fühlte noch jetzt seine Wärme neben sich.
Er kam wieder auf die Bellesigni zurück: "Unsere Sippe hat ja ihren ganz eigenen Ruf, ist dir das bekannt?"
"Sicher, man sagt uns nach, in unseren Adern fließe kein Blut, sondern Farbe. Deshalb ist aus unserer Sippe ja auch schon so mancher namhafte Kunstmaler hervorgegangen, Ihr seid . . , äm du, du bist das beste Beispiel dafür."
Er hatte über ihren Versprecher lächeln müssen und wollte jetzt von ihr hören, woran man zweifelsfrei einen Bellesigna erkenne.
"An den Augen", antwortete sie spontan, "all meine Belleville- und Bellesigni-Verwandten haben einen

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