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Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenkunst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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wieder zur Tür trat, um sich von ihm zu verabschieden, stand er bereits jenseits des Korridors in seiner eigenen Wohnungstür.
"Buona notte!", wünschte sie ihm, worauf er mit verspanntem Gesicht und kaum hörbar zurückgab:
"Dir auch", und schon wandte er sich um und schloss die Tür hinter sich.
Was hat ihn so schlagartig verändert, fragte sich Lucia naiv, während sie sich auskleidete, eben noch voller Zärtlichkeit und im nächsten Augenblick dieses schon fluchtartige Verhalten. Hatte sie ihn mit einer Geste beleidigt? Nein, sie hatte seine Umarmung falsch aufgefasst, vermutete sie dann, hatte sie für die Zuneigung eines Mannes zu einer Frau gehalten. Wie töricht von ihr, wo sie in seinen Augen doch ein Jüngling war. Sollte er denn tatsächlich homosexuell sein, wie Carlo häufig andeutete? Oder, ja, oder sein magischer Blick habe längst die Jungfer in ihr erkannt. Fast wünschte sie sich das jetzt.
Mit diesem Gedanken legte sie sich zu Bett, und beim Einschlafen war sie von Glück erfüllt - Leonardo hatte ihr seine Zuneigung bekundet.

    Hundertstimmiger Vogelgesang tirilierte dem sich feurig am Himmel ausbreitenden Morgenrot entgegen und weckte Lucia.
Noch immer von hellem Glück erfüllt richtete sie sich auf und blickte aus dem aufstehenden Fenster in den rot-orangen Feuerhimmel: "Guten Morgen, fröhlicher Morgen!", begrüßte sie ihn mit hochgereckten Armen, sprang dann aus dem Bett, zündete eine Öllampe an und trat zum Toilettentisch, um sich frisch zu machen. Ob es in Leonardos Brust ebenso jubelte? Wohl kaum, konnte sie sich selbst antworten, denn gewiss schlief er noch.
Doch jetzt war nicht die Zeit, sich mit ihm zu beschäftigen, sie musste sich auf Alphonse und den bestellten Advokaten vorbereiten. Natürlich wird sie sich adoptieren lassen. Was machte es aus, wenn sie damit eine Belleville wird, mütterlicherseits war sie es ohnehin. Außerdem wären ihre verschiedenen Aufgaben auf dem Bellwillhügel bei richtiger Organisation durchaus zu meistern, das Anwesen könnte weiterhin ihre Mutter führen, und die Leitung des Werkes würde sie ihrem dortigen tüchtigen Vertreter, Herrn von Lasbeck, übertragen.
Über diese Überlegungen hatte sie ihre Toilette erledigt, schlupfte jetzt in ihren braunen Reitanzug und am Schluss in ihre Reitstiefel. Nun war sie zum Frühstück bereit. Aber das Frühstück noch längst nicht für sie, denn in Italien zogen sich die Abende ebenso sehr in die Länge wie dann der Morgenschlaf. Sie überlegte - bis dahin einen Spaziergang unternehmen? Nein, sie wird gemütlich zu Alphonse reiten und dann mit ihm frühstücken. Also pustete sie die Öllampe aus und verließ dann so leise wie möglich den Palazzo.
    Vor Alphonses Suite musste sie lange warten und mehrmals an die Tür pochen, ehe er öffnete, noch völlig schlafzerzaust. "Du bist schon da?", staunte er, worauf sie sich entschuldigte:
"Ich habe dich aus dem Bett geworfen, tut mir leid. Lässt du mich dennoch ein?"
"Naturellement, avec plaisir."
Nachdem Alphonse das Frühstück bestellt hatte, richtete er sich für den Tag her. Derweil gestaltete Lucia den Aufenthaltsraum etwas freundlicher. Sie zog die Fenstervorhänge auf und zündete alle Talgkerzen an, die sie hier fand. Dabei entdeckte sie auf dem Schreibpult die von Alphonse bereit gelegten Adoptionsunterlagen, wollte einen Blick darauf werfen, besann sich jedoch anders, öffnete lieber das Fenster und schaute ein wenig hinaus. Ihr Blick fiel zum Hoftor, durch das gerade ein Pferdefuhrwerk herein ratterte, dem sogleich aus dem Küchenhaus mit lebhafter Begrüßung zwei Köche entgegen kamen. Waren die Gassen auf Lucias Weg hierher noch fast menschenleer gewesen, so herrschte in diesem Gasthof bereits geschäftiges Treiben.
Wenig später beim Frühstück erkannte Lucia, wie mitgenommen Alphonse noch immer wirkte, weshalb sie ihn mit der Bemerkung, sie freue sich auf die Adoption, ein wenig aufzumöbeln versuchte. Da sich darauf tatsächlich seine Sorgenfalten etwas glätteten, fügte sie hinzu: "Du weißt doch, dass ich mehr in die Belleville- als in die Rodderfamilie schlage, und jetzt soll ich auch diesen Namen erhalten. Freust du dich nicht mit mir?"
"Sehr sogar", betonte er, "und du hast schon recht, nicht nur deinem französischen Aussehen, auch deiner ganzen Art nach schlägst du voll in unsere Familie. Bist eine typische Bellesigna."
Sogleich flogen ihre Gedanken zu Leonardo, auch er war mit seiner sonnigen Art ein typischer Bellesigna, was gestern

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