Hexenlicht
er seine sämtlichen Zähne zeigte. Holly lachte leise. Ben und seine Empfindlichkeiten gehörten der Vergangenheit an, und Holly hatte eine größere Sorge, die in diesem Moment in ihrer Küche werkelte.
Sie bereitete vier Kerzen vor, rieb sie mit zauberverstärktem Öl ein und ritzte Schutzsymbole in das Wachs. Dann ging sie ins oberste Stockwerk, wo sie auf allen vier Seiten des Hauses jeweils eine Kerze in ein Fenster stellte. Oben an der Treppe spürte sie die wilde Energie der Kerzen, die alle bisherigen Schutzzauber im Haus intensivierte. Mac war schon drinnen, aber die Magie konnte Holly helfen, sich gegen ihn zu wehren. Er befand sich auf ihrem Grund und Boden.
Sie fühlte die Hitze des Zaubers, die durch ihre Glieder bis in die Fundamente des Hauses floss, um Kraft aus der Erde darunter zu schöpfen, und von dort wieder hinauf bis in den regnerischen Himmel. Sie ließ alle Energie ins Haus strömen, um ihm Stärke zu verleihen. Es war, als würden die Mauern um sie herum einatmen und die natürlichen Vibrationen ein wenig stärker. Der Erfolg ihres Rituals war wohltuend, zumal es so mühelos gewesen war, mit nur sehr wenig Schmerz verbunden. Offenbar war sie in besserer Form. Die letzten Tage hatte sie sich ziemlich überanstrengt, was sich anscheinend auszahlte.
Brekks rieb sich an ihrem Knöchel. Holly bückte sich und kraulte das dichte warme Fell des Katers.
Ich bin bereit, aber ich würde mich Mac lieber nicht stellen. Das wird kein Spaß.
Brekks leckte ihr einmal rauh über das Handgelenk und putzte sich dann die Pfote.
Die Botschaft war unmissverständlich:
Mach schon! Bring’s hinter dich!
Als Holly in die Küche kam, zog Mac eine Pfanne aus dem Ofen. Darin lag ein fluffiges Omelett, das gerade die richtige Brauntönung hatte. Alles duftete nach Zwiebeln und Käse.
Mac stellte die Pfanne auf den Herd. »Darf ich dich fragen, was zwischen dir und Caravelli läuft? Ich habe den Eindruck, dass er ein bisschen mehr als ein Geschäftspartner ist.«
Hollys Wangen wurden heiß, und wieder einmal fragte sie sich, wie viel Mac auf dem Friedhof gesehen haben könnte. »Warum? Wie sieht es denn für dich aus?« Sie blickte sehnsüchtig zu der Weinflasche, die er geöffnet hatte, beschloss jedoch, dass sie einen klaren Kopf brauchte.
»Deinem spitzen Unterton nach würde ich behaupten, dass dir bei diesem Thema nicht wohl ist.«
»Nein, ist es nicht.«
Mac nahm einen Schneebesen zur Hand und musterte ihn, als wäre das Ding eine der faszinierendsten Erfindungen überhaupt. »Ich will bloß wissen, ob ich hier meine Zeit verschwende.«
»Aha, dann lautet deine Frage also eher, ob ich noch zu haben bin?«
Das ist ein bisschen zu bizarr
.
»Ja. Falls nicht, sag es einfach, und ich ziehe mich zurück.« Er legte den Schneebesen zur Seite und sah Holly an. Seine Augen waren dunkel und ernst. »Caravelli scheint ein netter Kerl zu sein … für einen Untoten.«
Jetzt glühte Hollys Gesicht. »Das ist er.«
»Seid ihr zusammen?«
»Ja.«
Mac senkte den Blick. »Okay.«
Auf einmal fühlte Holly sich furchtbar.
Vielleicht irren wir uns. Vielleicht ist er unschuldig und will nichts weiter als eine Freundin.
»Es tut mir leid«, fügte sie hinzu.
Ein flüchtiges Lächeln huschte über Macs Gesicht. »Ach was, wir haben ja immer noch das Mittagessen! Das kann uns keiner nehmen.« Mit diesen Worten halbierte er das Omelett und füllte die Hälften auf zwei Teller. An den Rändern sickerte dampfender Käse heraus.
Holly deckte den Tisch, und sie setzten sich. Mac machte sich sofort über sein Omelett her, nachdem er Wein eingeschenkt hatte. Hingegen war Holly etwas zögerlicher, weil ihr Bauch vor Spannung verkrampft war.
Schließlich probierte sie einen Bissen. Das Omelett war luftig, schmolz mit einem satten Aroma von Butter und frischem Estragon auf der Zunge.
Oh, Göttin!
»Halt still!«, sagte Mac, der sich über den Tisch beugte und ihr mit seiner Serviette ein bisschen Käse von der Lippe tupfte.
»Danke.« Verlegen leckte Holly sich den Mund ab.
Eine Weile aßen sie schweigend, und Holly wünschte, sie hätte sich entspannen können. Das Essen war phantastisch. Alles wirkte normal.
Irgendetwas stimmt nicht. Warum soll er an einem Abend einen Angriff gegen mich arrangieren und mir am nächsten Tag so ein Essen kochen?
Trotzdem feuerten ihre Instinkte Warnungen ab wie ein explodierendes Munitionslager.
Mac neigte den Kopf zur Seite. Eine typische Flirtgeste. »Hast du noch Platz fürs
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