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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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oberen Stockwerke bestanden ganz aus altem Stuck und Erkerfenstern, wohingegen das Erdgeschoss die reinste Neonhölle in Blutrot mit flirrenden Stroboskoplichtern war. Die Lichtblitze durchschnitten die Dunkelheit in einem markerschütternden Rhythmus, und was man von draußen mitbekam, war nur ein Bruchteil der sensorischen Frontalangriffe, die einen drinnen erwarteten.
    Wumpa, wumpa, wumpa.
Greatest Hits aus der Cro-Magnon-Zeit.
    Eisiger Wind blies vom Hafen herbei, der nur einen Straßenblock entfernt lag. Deshalb drängten die Wartenden sich dicht an die Hausmauern, schlotternd und bibbernd in ihren Netzstrümpfen und Muscle-Shirts.
    Unweit von ihnen wartete Alessandro auf Perry und Holly. Sie blieb ein Stück hinter dem Werwolf, als sie ankamen. Alessandro warf ihr einen besorgten Blick zu. »Du hast mich angerufen.«
    »Ja.«
    Als sie weitergehen wollte, stellte er sich ihr in den Weg. »Die Königin muss sich verstecken. Sie war letzte Nacht bei mir.«
    »War sie das am Telefon?« Sie konnte nichts dagegen tun, dass sie verletzt klang.
    »Ja. Sie hat in meiner Wohnung geschlafen. Sonst nichts.«
    »Ist das denn wichtig?«
    »Für mich schon.« Er nahm ihre Hand. »Glaub mir.«
    »Warum bist du gegangen?«
    »Ich musste, genau wie ich das Flanders-Haus verlassen musste«, antwortete er und hob ihre Hand an seine Lippen.
    Holly erschauderte vor Kälte und Unsicherheit. »Perry hat dir erzählt, was mit Mac passiert ist.«
    Alessandro nickte einmal kurz, wobei seine Augen im Lichtschein aufleuchteten. Seine Lippen waren zu schmalen Linien zusammengekniffen. Holly fragte sich plötzlich, warum er nichts dazu sagte, dass Mac sie geküsst hatte. Er hatte dasselbe Recht, eifersüchtig zu sein, wie sie.
    Sie zog ihre Hand zurück. In diesem Moment kam sie sich schrecklich klein und verwirrt vor.
    »Wir finden heraus, was er getan hat. Keine Sorge! Vielleicht war es gar nichts.« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging voraus zur Tür. Die Türsteher, zwei Schläger, von denen jeder so groß wie ein Kombi war, wollten sie zurückhalten.
    »Hinten anstellen!«, befahl der eine, ein Typ mit einer tätowierten Glatze, wie sie gegenwärtig modern waren. Leider sah er damit aus, als wäre er Opfer eines üblen Tapezierunfalls geworden.
    Perry neigte seinen Kopf und gab sich charmant. »Diese junge Dame möchte die Königin sprechen.«
    »Sie hat gesagt, keine Besucher.«
    »Wir haben einen Termin.«
    Der Tapezierunfall ließ sich nicht erweichen. »Klar, Pizzaservice, was? Oder kommst du vom Streber-Lieferdienst? Verschwinde, Arschloch!«
    Perry wollte etwas erwidern, doch nun trat Alessandro vor. »Du hast hinlänglich bewiesen, wie treu du unserer Herrin dienst, Mensch. Jetzt geh beiseite!«
    In Alessandros Ton schwang eine Überheblichkeit mit, die Holly noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte. Wieder schienen seine Augen hellbraun in dem epileptischen Licht auf.
    Der Schläger wurde ganz zahm. Man konnte beinahe sehen, wie jedwede Aggression aus seinen Muskelpaketen schwand. Holly und Perry blickten einander fragend an, als der Tapezierunfall gesenkten Hauptes zur Seite schlurfte. Alessandro hatte ihm seinen Willen genommen.
    Für einen Vampir verhielt Alessandro sich gewöhnlich sehr unauffällig. Holly wusste, dass er mächtig war, aber bis zu diesem Augenblick hatte sie keine Ahnung gehabt, wie mächtig.
Nicht einmal ein Zauberer schafft das ohne irgendwelche Hilfsmittel. Und er bringt es mit einem einzigen Blick fertig!
Vor Nervosität begannen ihre Hände zu schwitzen.
Das kann ja ein spannender Abend werden!
    Wie auf Kommando wandte Alessandro sich mit bedauernder Miene zu Perry um. »Ich danke dir vielmals für deine Hilfe, aber es ist besser, wenn du jetzt gehst.«
    Perry trat sofort zurück. »Ja, okay. Wir sehen uns.«
    »Was?«, fragte Holly, bei der prompt alle Alarmglocken schrillten. »Sie kommen nicht mit?«
    Perry steckte beide Hände in seine Jackentaschen und hüpfte ein bisschen, um sich warm zu halten. »Ich Wolf, die Vamps. Ist eine ungünstige Zeit. Zu viele böse Schwingungen in der Luft.«
    Holly sah wieder zu Alessandro, der ziemlich unbehaglich dreinblickte. »Ich möchte keinen Zwischenfall riskieren.«
    Perry hielt eine Hand seitlich an seinen Kopf, um einen Telefonhörer zu imitieren. »Ruf mich nachher an!« Dann drehte er sich um und entfernte sich im Laufschritt vom Club weg zurück zum Campus.
    »Warte mal!« Holly schlang die Arme um ihren Oberkörper. »Wenn er da drinnen nicht sicher

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