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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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ist, was bin ich dann erst?«
    »Du stehst unter dem Schutz der Königin – und unter
meinem
.« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Vertrau mir, du bist hier sicher!«
    Holly legte ihre Hände auf seine und ermahnte sich, ruhig zu bleiben. »Ich vertraue dir.«
    Er führte sie durch die schweren Holztüren in den Tanzclub. Die laute Musik traf Holly wie ein Hieb, und sie bemerkte, dass Alessandro sich die Ohren zuhielt. Für Wesen mit einem Supergehör musste das die reinste Hölle sein.
    Die Tanzfläche war gerappelt voll mit Leuten, deren Körper vom Sound und wer weiß was für Substanzen bebten. Holly kämpfte sich mit den Ellbogen durch die Menge und hatte alle Mühe, Alessandro zu folgen. Sie konzentrierte sich auf sein helles Haar, während ihr von dem Lichtgeflacker ganz duselig wurde. Am anderen Ende des Saals packte Alessandro ihre Hand. Als er sie berührte, durchströmten sie die Erinnerungen an die letzte Nacht.
    Hinter dem Tanzbereich war eine Tür, auf der in gelben Lettern NUR PERSONAL stand. Hier wachten zwei weitere Gorillas, die ihre Arme vor überentwickelten Brustmuskeln verschränkten. Menschen? Vampire? Die Beleuchtung war so miserabel, dass Holly es nicht erkennen konnte. Doch die beiden trugen auch noch gebogene Sonnenbrillen, was ihre Sicht auf Tiefseeniveau reduzieren dürfte.
    Vampire.
Alessandro blieb vor ihnen stehen und hob seine linke Faust, um ihnen einen seiner vielen Hartzinnringe zu zeigen. Die Security-Männer nickten und öffneten die Tür.
Wer hätte gedacht, dass Vampire Codeknacker-Ringe benutzen? Da sage nie wieder einer, die Dinger aus den Cornflakes-Packungen wären Kinderkram!
    Sie waren halb die Treppe hinuntergegangen, ehe Hollys Gehör langsam wiederkehrte, auch wenn sie nach wie vor die Vibrationen der Musik am Metallgeländer fühlte. Die Luft war klamm, als läge der Ozean gleich hinter der Betonmauer. Unten wartete Alessandro, bis sie bei ihm war.
    »Vor der Königin rede bitte nur, wenn sie dich direkt anspricht«, wies er sie so angespannt an wie jemand vor einer Wurzelresektion. »Es ist kein formeller Hof, aber es werden andere Vampire anwesend sein.«
    »Darf ich meine Hand heben, um auf mich aufmerksam zu machen, falls einer versucht, mich zu beißen?«, fragte Holly, die heikle Situationen möglichst mit Humor nahm.
    Alessandro blickte ihr gar nicht amüsiert, dafür sehr eindringlich in die Augen. »Ich werde nicht zulassen, dass so etwas passiert.«
    Bisweilen hatte das gute alte Höhlenmenschengehabe einiges für sich, fand Holly. »Versprochen?«
    Er legte eine Hand auf sein Herz und lächelte verhalten. »Ich teile höchst ungern.«
    Noch ein Schlägerduo wachte vor einem billigen Perlenvorhang, der das Lager unten von dem Bereich trennte, den Omara nutzte. Die beiden traten bereits beiseite, als Alessandro auf sie zukam. Holly folgte ihm an den Wachen vorbei und lauschte dem Perlenklackern hinter sich. Inzwischen hatten sie drei Wachposten passiert, und Holly wurde zunehmend nervös. Kam sie hier je wieder heraus?
    Zwei Stufen führten in einen großen Raum, der hauptsächlich im Rohbauzustand war. Offenbar stand die Sicherheit im Vordergrund, nicht das Ambiente. Jedenfalls war es der letzte Ort, an dem man eine Königin vermuten würde. Die Wände bestanden aus nacktem Beton, ein Gewirr aus Rohren und Kabeln bildete die Decke. Ein ausgeblichener Kunststoffteppich mit orangefarbenem Paisley-Muster, wie man sie auch auf Terrassen auslegt, bedeckte den Fußboden. Anstelle einer Deckenbeleuchtung waren zahllose Kerzen aufgestellt, teils in Blechdosen, teils in Gläsern. Das einzige Zugeständnis an einen Hauch von Bequemlichkeit bot sich in Form von dick gepolsterten abgewetzten Sesseln und Sofas, die rings um die Zimmermitte gruppiert waren. Kurz: Es war scheußlich.
    Und unheimlich. Überall waren Vampire: Sie standen, saßen oder lehnten an den unverputzten Wänden. Hollys grobe Zählung ergab mindestens dreißig, alle jung aussehend und für die Tanzparty ein Stockwerk höher gekleidet. Der Raum summte vor Melancholie und Anspannung, manisch und depressiv zugleich: die Essenz des Vampirs. Einige drehten sich zu ihnen um, als sie den Raum betraten, und im schummrigen Licht glühten ihre Augen katzengleich. Holly, die sich auf einmal sehr zart und saftig fühlte, wünschte, dass sie einen Unsichtbarkeitszauber beherrschte.
    Dem Eingang gegenüber erhob sich ein weiblicher Vampir aus einem Kunstledersessel.
Das ist also Königin Omara.
Holly

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