Hexenlicht
Falle.
In der Sicherheit der Tribüne suchte Holly nach unterirdischen Energievorräten. Dort unten waren Ley-Linien, nur machte die tosende Schlacht es schwierig, sich zu konzentrieren. Ihre Magie war gleichsam in dem kalten harten Knoten verschnürt, der an der Stelle wuchs, wo ehedem ihr Bauch gewesen war.
Da!
Sie fand die Hauptlinie unter dem Spielfeld, reich an dicker goldener Energie. Obwohl der Strom sich nicht so turbulent ausnahm wie unter dem Flanders-Haus, war er immer noch wild und nicht leicht zu greifen. Sie musste vorsichtig sein.
Plötzlich pfiff etwas an Hollys Arm vorbei, und vor Schreck sprang sie auf. Ein Fehlwandler hockte im Schatten der Tribünenreihen, sein Schlund fest verschlossen, weil er ganz damit befasst war, mit einer Art kleiner Armbrust zu zielen. Holly sammelte rasch einen Energiestrahl, der in ihrer Eile eher ein Blitz denn ein Schlag wurde. Aber er genügte, dass das Monster seine Waffe fallen ließ. Leider rannten drei Ghule hinter ihm herbei, die über die Sitze zu ihr hinaufgekrabbelt kamen. Sie bewegten sich viel zu hastig, als dass Holly mehr als ein schwaches Kraftgestotter zustande brachte.
»Perry!« schrie sie, während sie seitlich die Sitzreihe entlanglief. Unter ihr ächzte und knarzte das alte Holz. Am Ende packte sie das Geländer und schwang sich halb kletternd, halb fallend hinunter. Unten rannte sie los, die Ghule dicht hinter ihr.
Wo sie besser laufen konnte, vermochten die Mistviecher es ebenfalls. Sie wechselte die Richtung und raste nach Süden. Hier führte der Rasen steil nach oben auf einen Hügel, und Holly griff nach Zweigen und Grasbüscheln, um rascher bergan zu kommen. Als sie hörte, wie die Ghule sich näherten, fluchte sie. Die Biester gaben dieses eklige jibbernde Kläffen von sich, wie sie es immer taten, wenn sie Beute witterten.
Perry stürmte in einem eleganten Bogensprung aus der Dunkelheit. Mit einem gänsehauterregenden Wolfsknurren landete er auf den Ghulen, deren Kläffen gleich darauf erstarb. Der Wolf hatte allen drei Monstern in Rekordzeit die Kehlen aufgerissen.
Nachdem das erledigt war, jagte Perry hinter dem Fehlwandler mit der Armbrust her. Holly war für einen Moment wie versteinert. Sie würde Perrys niedliches streberhaftes Lächeln nie wieder mit denselben Augen sehen.
Dann rannte sie weiter bis zum Hügelkamm, wo sie sich der Länge nach ins Gras warf und möglichst flach hielt, damit man sie vom Schlachtfeld aus nicht sehen konnte. Hier oben befand sie sich auf gleicher Höhe mit der obersten Tribünenreihe, doch jetzt hatte sie freien Blick auf das Geschehen unten. Dort war Omara, mitten in der engen S-Kurve, die ihre Verteidigungslinie bildete. Die Vampire schienen alle erdenklichen Waffen zu benutzen, Schusswaffen, Klingen und Magie eingeschlossen. Unter dem Kommando der winzigen Königin hielten sie ihre Stellung, und der Mob der Fehlwandler und Ghule war bereits ausgedünnt.
Auf einmal sah Holly Alessandro, und ihr Herz drohte zu zerspringen. Er war auf der anderen Seite der Gefechtslinien, der feindlichen Seite, und rannte geradewegs in das Gemetzel hinein. Sein Mantel wehte hinter ihm auf, und sein Schwert bewegte sich hin und her wie eine Sense. Ghule sprangen ihn von hinten an, aber er hieb nach ihnen und schleuderte sie in die Luft. Drei flogen weg und landeten in verdrehten Haufen, doch mindestens ein weiteres Dutzend schloss hinter ihm auf.
Und er war verwundet. Holly konnte es an der Art sehen, wie er sich bewegte, und das schockierte sie mehr als alles andere.
Ich muss ihm helfen! Ich muss ihnen allen helfen!
Jetzt verstand sie Elaine Carver, die für die Sicherheit Fairviews gestorben war. Sie hatte es getan, weil sie die Einzige gewesen war, die es konnte.
Ein Ziehen im Energiefeld lenkte Hollys Aufmerksamkeit nach links. Sie blickte sowohl mit ihrem Hexensinn als auch mit den Augen hin und sah die Gestalt mit dem Buch, die Fehlwandler und den improvisierten rituellen Kreis auf dem Parkplatz.
Sie öffnen ein Portal.
Es wurde Zeit, dass Holly ihren Job machte.
Sie rappelte sich auf. Im selben Moment gab Perry ein tiefes »Wruff!« von sich und legte die Ohren an.
»Was ist?«, Holly blickte in die Richtung, in die Perrys Kopf gewandt war.
Eine Reihe finster dreinblickender Vampire kam den Hügel hinter ihr hinauf. Sie gingen Seite an Seite, die schwarzen Mäntel auffliegend wie im Vorspann einer trendigen Fernsehserie.
Oh, Mist, das sind Designer-Vamps!
Nichts an ihnen signalisierte, dass sie
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