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Hexenlicht

Hexenlicht

Titel: Hexenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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im oberen Stock angekommen war.
    Eine Welle von Verärgerung machte Alessandro rücksichtslos. Er schob den Rahmen nach oben, so dass Holz und Farbe abplatzten. Feuchte kühle Nachtluft drang in das Zimmer, eine Wohltat nach dem Gestank alten Todes.
    Natürlich bewirkte der Lärm, dass einer der Cops im Flur die anderen herbeirief. Die Fensteröffnung war eng, doch Alessandro tauchte hindurch, wobei Fragmente des zerbrochenen Rahmens an seinem Haar und seiner Kleidung zurrten.
    Der Nachtwind fing seinen Sturz ab und trieb ihn durch die Dunkelheit. Einem flüchtigen Schatten gleich glitt er durch das Lichtermeer des Campus, für die Schaulustigen kaum wahrnehmbar. Der Flug war kurz. Dennoch genügte er, um die Angst zu vertreiben, die an seiner Seele nagte.
    In einer Seitenstraße landete er, duckte sich und lauschte. Nichts. Er war in Sicherheit. Ein träges Lächeln huschte über seine Lippen.
    Auf ihn wartete eine Jagd. Ein Revierkampf gegen einen würdigen, gefährlichen Gegner, der es eindeutig auf ein Duell abgesehen hatte.
    Ich finde dich, Ewiger!
Die Welt der Handys, Kreditkarten und Steuerbescheide schrumpfte zu vollkommener Bedeutungslosigkeit zusammen. Alessandro war eine Kreatur der wispernden Nacht, bereit zu schützen, was sein war.
    Bereit für die Jagd.
    Er hoffte inständig, dass die Krankenwagen ihn nicht eingeparkt hatten.

[home]
5
    M acmillan ging mit dem unterschriebenen Befehl weg, das Haus zu verbrennen, und Holly blieb auf dem Bordstein hocken. Ihr Hintern war taub von dem kalten Beton, aber die Glückspillen wirkten noch und unterdrückten jedwedes Verlangen, etwas anderes zu tun, als hier zu sitzen und vor sich hinzugrübeln.
    Hätte man sie an guten Tagen gefragt, was sie sich von ihrem Leben wünschte, hätte sie geantwortet: Erfolg, einen College-Abschluss und einen netten Freund, der als Ehemann in Frage kam. Im Moment hätte sie sich mit einem Kissen und einem warmen Mantel zufriedengegeben.
    Wenige Minuten später trafen noch mehr Streifenwagen mit blinkenden Lichtern ein. War wieder etwas passiert?
    »Miss Carver.« Einer der Sanitäter, ein dünner Mann mit schütterem Haar, ging auf sie zu. »Mr.Elliot fragt nach Ihnen.«
    »Dr.Elliot«, korrigierte sie automatisch. »Ben ist Professor.« Sein Fachgebiet war Fünfte-Welt-Makroökonomie, was sich für Holly nach Sojafrühstücksflocken oder einer Grunge-Band mit intellektuellen Ambitionen anhörte. Dennoch war Ben anscheinend brillant.
    Der Sanitäter indessen schien nicht beeindruckt. »Kommen Sie bitte mit mir?«
    Langsam und steifgliedrig erhob Holly sich. Die Temperatur fiel, und ein kalter feuchter Wind kam auf. Noch vor dem Morgen würde es Regen geben.
    Der Mann drehte sich um. »Mr., äh, Dr. Elliot will sich nicht ins Krankenhaus bringen lassen. Wir hoffen, dass Sie ihn überreden können. Es wäre wirklich gut, wenn wir ihn über Nacht zur Beobachtung mitnehmen, wie es allgemein üblich ist.«
    »Ich versuch’s, aber ich sage Ihnen gleich, dass er ziemlich stur sein kann.«
    Ben saß auf einer Rolltrage, die Füße seitlich herunterbaumelnd. Die Trage stand auf dem Gehweg neben dem Krankenwagen, wo sie den anderen Helfern, die immer noch hin- und herliefen, nicht im Weg war. Sie hatten Ben eine dünne graue Erste-Hilfe-Decke um die Schultern gehängt und eine Flasche Wasser gegeben, die er in einer Hand hielt. Ein Schlauch verlief von seinem Arm zu einem Infusionsständer. Sein längliches Gesicht war blass, seine Miene jedoch fast wie immer. Er saß nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange beziehungsweise vor dem Schleimmonster.
    Holly blieb vor ihm stehen und rang sich eine Herzlichkeit ab, die sie nicht empfand. »Machst du den netten Rettungssanitätern das Leben schwer?«
    Bens Augenwinkel kräuselten sich unter einem angedeuteten Lächeln. »Du siehst furchtbar aus. Und du stinkst.« Er schnupperte an seinem Ärmel. »Genau wie ich.«
    Die milde Empörung, die sich in Holly regte, bestätigte ihr immerhin, dass sie noch lebte. »Da rettet man einen Kerl vor dem klebrigen Tod, und er meckert! Was ist aus dem sensiblen New-Age-Ben geworden? Seine DVD -Sammlung war unterirdisch, aber wenigstens hatte er Manieren!«
    »Tut mir leid, den hat das Blubbermonster gefressen.« Ben strich sich mit einer Hand über das Gesicht. »Nein, ehrlich, entschuldige. Das war blöd von mir!«
    Holly stemmte die Hände in ihre Hüften. »Na gut, vielleicht bin ich dir gnädig, weil du schließlich fast tot warst und so. Findest du

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